FRIEDENSGIPFEL TAGT
Von THOMAS GASSMANN und ALEXANDER HAUBRICHS
Leverkusen - Für das Auslaufen gam Montagmorgen hatte Sergej Barbarez sich frei genommen.
Nach den demütigenden Pfiffen beim Heimsieg gegen Borussia Mönchengladbach fuhr der Bosnier schnurstracks mit seinem silbernen Jaguar nach Hamburg, Wunden lecken im Schoß der Familie.
Barbarez spaltet Bayer. Denn das ohrenbetäubende Pfeifkonzert war nur der Gipfel einer seit Monaten schwelenden Entwicklung gegen einen der Topverdiener im Kader (rund 2,5 Mio Euro). „Sergej polarisiert bei den Fans. Das liegt vielleicht auch an seiner Körpersprache und Haltung“, gesteht Trainer Michael Skibbe.
„Diese Probleme hatte er schon in Dortmund und Hamburg gehabt. Aber er hat auch viele gute Partien für uns gespielt, ist ein Führungsspieler. Das geht nicht, das man ihn so niedermacht. Erst recht nicht, wenn es insgesamt so gut läuft.“
Dass sehen die Anhänger ein bisschen anders. Die Vorwürfe: Fehlender Kampf, nachlässiges Spiel und – vor allem – mangelnde Identifikation mit dem Klub. Die Äußerungen am Rande der Auswärtspartie beim HSV (“Ich war Hamburger, bin Hamburger und werde es immer bleiben.“) hatten zusätzliches Öl ins Feuer gegossen.
Nun kam es zur Explosion. Sportchef Rudi Völler: „Kritik darf sein. Und sicher hat Barbarez zuletzt schlechtere Spiele gemacht, könnte auch mal eine Pause bekommen. Aber sich einen Spieler so herauszupicken, geht nicht. Wir werden jetzt bei den Fanclub-Beauftragten vorfühlen, was wir machen können.“
EXPRESS erfuhr: Schon am Dienstag kommt es in der Bürgerhalle in Leverkusen zu einem Friedensgipfel mit den Fan-Vertretern. Skibbe, der zugibt, selbst einen schweren Stand bei ihnen zu haben, will seine Position erläutern. „Dann werden wir die Sache ansprechen und in Ruhe ausdiskutieren“, sagt der Fan-Beauftragte Andreas „Paffi“ Paffrath. Nur schade, dass Barbarez an dieser Diskussion nicht selbst teilnimmt.
Quelle: Express