Simon Rolfes spricht im Interview mit bundesliga.de über den Höhenflug von Bayer Leverkusen und seine positiven Erfahrungen mit dem UEFA-Pokal.
Bayer Leverkusen holte aus den vergangenen vier Bundesliga-Spielen zehn Punkte - heimlich, still und leise. Während sich der Fokus auf den Kampf um die Meisterschaft sowie den spannenden Abstiegskampf richtet, hat sich Bayer vorläufig auf Platz 5 festgesetzt.
Genauso unauffällig, aber konstant gut wie die gesamte Mannschaft agiert seit seinem Wechsel 2005 von Alemannia Aachen Simon Rolfes.
bundesliga.de sprach mit dem 25-Jährigen Mittelfeldspieler.
bundesliga.de: Sie spielen Ihre zweite Saison bei Bayer nach dem Wechsel von Alemannia Aachen. Wie lautet Ihr Zwischenfazit nach eineinhalb Jahren?
Simon Rolfes: Das fällt durchweg positiv aus. Ich habe auf Anhieb den Sprung zum Stammspieler geschafft und habe mich sofort in der Mannschaft etabliert. Von daher habe ich meine persönliche Zielsetzung recht schnell erreicht. Wenn man aus der 2. Bundesliga zu einem Topclub kommt, kann man nicht erwarten, dass es von Beginn an so läuft. Von daher ist es für mich in den vergangenen eineinhalb Jahren optimal gelaufen.
bundesliga.de Bayer spielte eine wechselhafte Vorrunde, hat aber mittlerweile die nötige Konstanz gefunden und sich im oberen Tabellendrittel festgesetzt. Was hat sich geändert, warum ist mehr Konstanz drin?
Rolfes: Wir haben nun endlich unsere taktische Ausrichtung gefunden. In der Vorrunde mussten wir durch Verletzungen und Sperren sehr oft umstellen, mittlerweile haben wir uns eingespielt und die Mechanismen greifen besser.
bundesliga.de Ist die Mannschaft am Limit angelangt oder geht es sogar noch besser als Platz 5?
Rolfes: Die Mannschaft gehört zweifellos dahin, wo sie derzeit steht. Bayer Leverkusen gehört zu den fünf bis sechs besten deutschen Mannschaften. Wenn wir eine richtig gute Saison spielen, ist für uns auch mehr drin. Umgekehrt kann es aber auch passieren, dass man bei einer etwas schwächeren Saison im Mittelfeld landet. Wir sind da noch nicht so gefestigt.
bundesliga.de: Alles redet vom Meisterschaftskampf und vom in dieser Saison so spannenden Abstiegskampf. Kommt das Bayer gelegen, dass sich das Interesse auf andere Mannschaften fokussiert?
Rolfes: Das Rennen um Platz fünf war in den vergangenen Wochen auch sehr spannend, aber es ist schon richtig: Kaum einer hat bemerkt, dass wir aus den vergangenen vier Spielen zehn Punkte geholt haben und dass wir uns oben festgesetzt haben.
bundesliga.de: Greifen Sie Platz vier an?
Rolfes: Wir wollen einfach unsere Serie ausbauen. Wenn wir am Ende Fünfter werden und haben nur zwei oder drei Punkte Rückstand auf Platz vier, dann ist das für das Selbstbewusstsein doch viel besser als wenn man einen großen Abstand zum nächstbesser platzierten Team hat. Außerdem war es ja unser Saisonziel, den Abstand zu den ersten vier Mannschaften zu verkürzen.
bundesliga.de: Im UEFA-Pokal hat Bayer das Viertelfinale erreicht und spielt nun gegen Osasuna Pamplona. Ein machbarerer Gegner, oder?
Rolfes: Absolut. Die spanische Liga ist sehr stark, dennoch ist ein Weiterkommen für uns realistisch.
bundesliga.de: Sie haben mit Alemannia Aachen in der Saison 2004/2005 für Furore im UEFA-Cup gesorgt. Damals waren Sie mit Ihrer Mannschaft durchweg Außenseiter, mit Bayer ist das anders. Was ist Ihnen lieber?
Rolfes: Das hat beides seinen Reiz. Mit Aachen war das schon etwas ganz Besonderes, da hatte uns ja überhaupt niemand auf der Rechnung. Da haben wir schon für die eine oder andere Überraschung gesorgt, was sehr schön war. Andererseits ist es aber auch schön, mit so einer starken Mannschaft wie Bayer Leverkusen vertreten zu sein. Da weiß man, dass man sehr weit kommen kann. Mit Aachen haben wir eine tolle UEFA-Cup-Saison gespielt und kamen bis in die dritte Runde. Wenn man mit Bayer Leverkusen eine tolle UEFA-Cup-Saison spielt, dann ist vielleicht sogar das Finale möglich. Ein schönes Gefühl.
bundesliga.de: Sie spielten bereits für Werder Bremen, den SSV Reutlingen, Alemannia Aachen und jetzt Bayer Leverkusen. Was haben Sie auf Ihren verschiedenen Stationen alles für ihre Profi-Karriere mitgenommen?
Rolfes: Bremen und Aachen kann man miteinander vergleichen, weil beide Vereine in den vergangenen Jahren eine sehr gute Entwicklung durchgemacht haben. Ich war fünf Jahre in Bremen und habe miterleben dürfen, wie Werder eine absolute Top-Mannschaft geworden ist. Aachen war beinahe ganz am Boden, dort ging es dann plötzlich auch bergauf. Mit Reutlingen dagegen bin ich damals aus der 2. Bundesliga abgestiegen. Da habe ich gesehen, dass es auch negativ laufen kann.
bundesliga.de: Sind Sie dennoch froh, dieses Negativerlebnis mitgemacht zu haben?
Rolfes: Ich bin nicht traurig um diese Erfahrung. Es war auch gut, dass ich damals diesen Schritt von Bremen weg gemacht habe. Negativerlebnisse sind ja auch Erfahrungen, die man für seine weitere Karriere nutzen kann. Wenn man mal wieder schwere sportliche Zeiten erleben sollte, kann man auf diese Erfahrungen zurückgreifen.
bundesliga.de: Sie haben auf Ihrer Visitenkarte einen deutschen Meister- und einen DFB-Pokaltitel mit Werder Bremen stehen, obwohl Sie in jener Saison für die Profis nicht/kaum zum Einsatz kamen. Stört Sie das? Oder fühlten Sie sich dennoch der Mannschaft zugehörig?
Rolfes: Es wäre natürlich schön gewesen, wenn ich damals auch gespielt hätte. Dennoch: Zu einer Mannschaft gehört ja der gesamte Kader, im Erfolg wie im Misserfolg. Natürlich habe ich einen ganz anderen Bezug zu den Titeln wie beispielsweise ein Micoud oder ein Ailton, aber ich war trotzdem ein kleiner Teil des Gesamten – und darüber freue ich mich, auch wenn ich keinen Einsatz gehabt habe.
Das Gespräch führte Gregory Straub
bundesliga.de