Zaungast mit kleinen Schwächen

  • München - Nach dem Schlusspfiff gönnte Bernd Schneider den Bayer-Fans noch ein ganz besonderes Schmankerl.


    Der Nationalspieler kletterte auf den Zaun vor der Leverkusener Kurve und schnappte sich ein Megaphon.


    "Das mache ich sonst eigentlich nicht", gab der 33-Jährige zu und erklärte damit auch seine Lücken in Sachen Fangesang.


    Nach einem langgezogenen "Le-verku-sen" musste sich Schneider nämlich vom eigentlichen Einpeitscher einflüstern lassen.


    Die Anhänger waren trotzdem glücklich über den ungewohnten "Zaungast" - was wohl vor allem an der überragenden Vorstellung des Mittelfeldspielers gegen den 1. FC Nürnberg lag.


    "Das ist ein Wahnsinn"


    Schneider erzielte beide Tore (19./ 59.) beim 2:0-Erfolg, erledigte die Franken damit quasi im Alleingang und sorgte so dafür, dass Bayer wieder auf Platz fünf kletterte.


    "Was er in seiner langen Karriere hier noch abliefert und auch die Tore, die er erzielt, das ist schon ein Wahnsinn", war Rudi Völler voll des Lobes für seinen Matchwinner.


    Überhaupt zeigte sich Leverkusens Sportdirektor rundum zufrieden: "Das war ein Spieltag wie gemalt für uns. Die anderen haben alle Punkte gelassen und wir gewonnen."


    Gekas-Wechsel perfekt


    Völlers gute Laune hatte allerdings noch einen weiteren Grund: Zur kommenden Saison wechselt Torjäger Theofanis Gekas vom VfL Bochum nach Leverkusen.


    "Wir haben mit den Bochumern vereinbart, dass wir es heute bekannt geben. Fakt ist, Theofanis Gekas wird nächste Saison für uns spielen. Er wird bei uns einen Vierjahresvertrag unterschreiben und wir freuen uns auf ihn", so Völler, der gleichzeitig bestätigte, dass Abwehrspieler Juan Bayer definitiv verlassen wird.


    Während beim Brasilianer angeblich eine Ablösesumme von neun Millionen Euro fällig wird, muss Bayer für Gekas, der bereits 18 Saisontreffer erzielt hat, geschätzte 3,5 Millionen Euro überweisen.


    Sieben-Punkte-Polster


    Der Grieche soll für Bayer dann in der nächsten Saison auch im Uefa-Cup treffen. Da sich der VfB Stuttgart und Nürnberg im DFB-Pokalfinale gegenüberstehen, reicht Rang sechs für einen Platz im europäischen Wettbewerb.


    Auf den Liga-Siebten Hertha BSC Berlin beträgt Bayers Vorsprung bereits komfortable sieben Punkte.


    "Theoretisch ist noch alles möglich. Wir müssen weiter konzentriert arbeiten", warnte zwar Schneider, doch Völler weiß: "Wenn wir weiter so konzentriert spielen wie heute, werden wir es sicher schaffen."
    "So ein Spiel habe ich seit Monaten erwartet"


    Auch im Nürnberger Lager darf man trotz der Niederlage bereits für den Uefa-Cup planen. Zwar liegen die Franken in der Liga nun auf Platz sechs, doch sechs Punkte Vorsprung auf Rang sieben scheinen ein beruhigendes Polster zu sein, zumal der Club auch noch die "Option" Pokalfinale besitzt.


    So hielt sich die Enttäuschung beim FCN auch in Grenzen. "Man sollte jetzt nicht auf die Mannschaft draufhauen", sagte Kapitän Raphael Schäfer.


    "Das 0:2 war eine Klatsche, aber Leverkusen hätte uns auch richtig einen verpassen können. So ein Spiel habe ich seit Monaten erwartet. Dass es heute erst passiert ist, ist die eigentliche Sensation", sagte Nürnbergs Trainer Hans Meyer.


    Ungewohnter Rhythmus


    Das Pokalspiel am Dienstag gegen Eintracht Frankfurt war den Franken deutlich anzumerken.


    "Uns hat heute vor allem die Frische im Kopf gefehlt", so Schäfer. "Man merkt, dass wir es nicht gewohnt sind, in so einem Rhythmus zu spielen."
    Einer dem man nicht erzählen braucht, wie man mit dem Rhythmus "englischer Wochen" umgehen muss ist Bernd Schneider. Lediglich in Sachen Fangesang hat der Nationalspieler noch etwas Nachholbedarf.


    Daniel Börlein


    sport1