[Blockierte Grafik: http://img248.imageshack.us/img248/7518/offenerbriefov9.jpg]
Offener Brief des Fanbeirats zum Spiel in Pamplona
Die Bayer 04 Fans verdienten an jenem Europapokalabend in Pamplona das Prädikat europäische Spitzenklasse – die taktische Einstellung der Vereinsführung und Aufstellung der Mannschaft hingegen war nur Kreisklasse.
Das Finale in Glasgow war das große Ziel vor diesem UEFA-Cup Viertelfinale gegen Osasuna, seit langer Zeit war mal wieder ein Titel in greifbarer Nähe. Man hatte sich vor dem Hinspiel im heimischen Stadion viel vorgenommen, umso größer war der Schock nach der 0:3 Niederlage. Doch Fans und Verein gingen nach Überwindung dieses Schockzustandes völlig unterschiedlich mit der Situation um. So hingen in der Nordkurve schon drei Tage später zur Bundesligapartie gegen Bochum Spruchbänder, wie „Wir glauben an Euch“ oder „Wunder gibt es immer wieder – Remember 1988“ und aus den Stadionboxen klang die passende Musik. Man wollte Mut machen, man sehnte sich nach einer Sensation wie sie im besagten Jahr 88 von Tita, Waas & Co. geschafft wurde. Aussagen von Trainer und Vereinsführung, dass man das Rückspiel abhaken würde, beunruhigten die Fans zunächst nicht sonderlich. Immerhin ist es taktisch klug den Gegner in Sicherheit zu wiegen. Intern, so dachte man, würde sicherlich ganz anders geredet, intern würde jeder Spieler und Offizielle sicherlich noch an das „Wunder“ glauben. Schließlich wären es nur noch vier Spiele bis zum ganz großen Triumph gewesen.
So machten sich immerhin noch etwa 250 Bayer 04 Fans auf den Weg ins Baskenland. Während einige insgesamt 35 Stunden Busfahrt auf sich nahmen, griffen andere tief ins Portmonee und leisteten sich teilweise teure Flugreisen. Für manche war es bereits die siebte UEFA-Cup Reise in dieser Saison; viel Geld, Mühe und Urlaub wurden investiert. Neben allen anderen Bayer-Fans, war es speziell für diese ein Schlag ins Gesicht, als man die Mannschaftsaufstellung und taktische Einstellung der Mannschaft sah.
Wie kann man bei einem Spiel, bei dem man einen 0:3 Rückstand aufholen muss, ohne echten Stürmer spielen? Wieso schenkt man so ein wichtiges Spiel einfach so her, wenn es nur noch ganze vier Partien bis zum ganz großen Triumph sein könnten? Wieso wird Kießling am Anfang „geschont“, wenn er sowieso für das nächste Bundesligaspiel gesperrt ist? Wieso wechselt man Defensivmann für Defensivmann, wenn man noch einige Tore aufholen muss? Warum werden die offensivstarken Athirson und Voronin nicht ins Team genommen?
Mit der gezeigten Einstellung hat man sich von vornherein geschlagen gegeben und dafür viel Kritik von allen Seiten geerntet. Bei einer offensiven und auf ein mögliches Wunder ausgerichteten Spielweise hätte man schon alleine durch Zeigen der „Niemals aufgeben“-Mentalität – welche seitens der mitgereisten Bayer 04-Fans immer wieder besungen wurde - eine viel bessere Außendarstellung errungen. Hatte man hier wirklich noch Angst ins offene Messer zu rennen? Ist solch eine Vorsicht bei so einer Ausgangsposition angebracht? Im Falle einer erneut deutlichen Niederlage, hätte man sich mit dem Satz: "Durch die offensive Spielweise waren wir natürlich anfällig für Konter. Dieses Risiko sind wir bewusst eingegangen, weil wir die kleine Chance die wir noch hatten, unbedingt ergreifen wollten." wesentlich besser aus der Affäre gezogen, als das so der Fall war.
Lediglich die mitgereisten Bayer 04 Fans verabschiedeten sich mit einer guten Vorstellung von der europäischen Bühne, was auch von den baskischen Fans mit „Leverkusen“-Rufen honoriert wurde und auch nach dem Spiel erntete man viel Lob und Anerkennung. Hätte sich die Mannschaft so präsentiert, wie ihre Fans, dann wäre hier vielleicht noch etwas zu holen gewesen, zumindest hätte man sich aber wirklich gebührend verabschiedet.
Mit Rot-Schwarzen Grüßen
Im Namen des Fanbeirats
Andreas Eckert