Cottbus - Dank Toptorjäger Sergiu Radu und einer wahren Energie-Leistung des FC Energie jubelt die ganze Lausitz: Durch das 2:1 (1:1) gegen Bayer Leverkusen hat sich Cottbus bereits drei Spieltage vor dem Saisonende in der Fußball-Bundesliga gerettet.
«Die ganzen Fußball-Experten in Deutschland - herzlich willkommen in der 1. Liga», erklärte Routinier Steffen Baumgart in Richtung aller Kritiker, die Cottbus vor der Saison kaum eine Chance eingeräumt hatten. «Das ist unglaublich, ein Wahnsinn. Wir konnten fast kein Geld ausgeben und haben die Klasse gehalten», jubelte auch Manager Steffen Heidrich. «Für jeden Einzelnen, der daran gestrickt hat, ist ein Traum in Erfüllung gegangen», ergänzte Trainer Petrik Sander.
Vor 18 904 Zuschauern im Stadion der Freundschaft avancierten Radu mit seinem 13. Saisontreffer (7.) und der eingewechselte Daniel Gunkel (85.), der den Leverkusener Karim Haggui zu einem Eigentor zwang, zu den gefeierten Helden. In einer umkämpften, aber niveauarmen Partie war der zwischenzeitliche Ausgleich durch den siebten Saisontreffer von Stefan Kießling (44.) zu wenig für die enttäuschenden Leverkusener. «Keiner hat uns das zugetraut, jetzt können wir feiern», sagte Timo Rost zum neuen Energie-Wunder. «Wir können den Moment genießen und werden die Nachtruhe nicht so rigoros einhalten», bemerkte Sander, der seinem Team eine tolle Entwicklung bescheinigte.
«Wir haben ein Denkmal verdient. Die Menschen haben hier noch gar nicht begriffen, was passiert ist. Mit dem kleinen Etat die Liga zu halten, ist fast schon ein Wunder. Das ist ein Erfolg der Mannschaft», analysierte der überglückliche Gunkel. Bayers Coach Michael Skibbe wetterte dagegen: «Ich bin stinksauer, dass wir in der zweiten Halbzeit ein Tor bekommen haben, obwohl der Gegner keine Chance hatte.»
Bereits in der siebten Minute hatte die Cottbuser «Überlebens-Garantie» Radu, wegen seiner Knöchelverletzung erneut fitgespritzt, nach einem schönen Doppelpass mit Francis Kioyo die Gastgeber in Führung gebracht. Bayers brasilianischer Abwehrchef Juan, der nach der Saison zum AS Rom wechselt, sah dabei schlecht aus. Als Juan-Ersatz hat das Werksteam für knapp sechs Millionen Euro den 19 Jahre jungen Chilenen Arturo Vidal verpflichtet.
Cottbus beschränkte sich nach der Führung auf den geliebten Sicherheitsfußball mit neun Spielern in der eigenen Hälfte, und den behäbigen Leverkusenern fiel wenig ein. Den überraschenden Ausgleich hatten die Gäste dann der Entwicklungshilfe von Energie-Keeper Tomislav Piplica zu verdanken. Der Bosnier, der zuvor schon ein paar Mal überheblich gewirkt hatte, kam in der 44. Minute nach Barnettas Flanke zu spät aus seinem Tor und wurde von Stefan Kießlings Kopfball-Lob düpiert. Allerdings hätte Cottbus da schon 2:0 führen können, doch Radu scheiterte mit seinem Kopfball in der 38. Minute am super reagierenden Torhüter René Adler.
Auch nach der Pause boten die beiden Teams bei sommerlichen Temperaturen alles andere als Gourmet-Fußball, doch Cottbus versuchte alles. «Alle haben gesagt, wir steigen ab. Aber wir kämpfen bis zum Schluss», machte der «stolze» Energie-Kapitän Kevin McKenna die Einstellung der Gastgeber deutlich. Fünf Minuten vor dem Ende bewies Trainer Petrik Sander Mut, brachte den offensiveren Gunkel für Rost - und lag wieder einmal goldrichtig. Gunkel setzte sich auf links durch, seine Hereingabe fälschte Haggui ins eigene Tor ab. (dpa)