Finanzcheck in der Fußball-Bundesliga

  • Bremen ist neuer Spitzenreiter
    Werder Bremen steht nicht nur in der Bundesliga-Tabelle vor dem FC Bayern, der Verein ist mittlerweile auch finanziell gesünder als die Konkurrenz aus München.


    Der deutsche Profifußball erlebt einen anhaltenden Boom. Nie zuvor waren die Umsätze der 36 Vereine und Kapitalgesellschaften der Ersten und Zweiten Bundesliga höher. Allerdings gibt es noch immer Klubs mit Verlusten oder nur bescheidenen Gewinnen. Auch sind die Schulden wieder gestiegen.


    Sportlich steckt der FC Bayern München seit einigen Wochen in einer Krise, doch finanziell ist der Klub von Manager Uli Hoeneß weiter in Hochform. Allerdings birgt das aktuelle Ranking zur Bonität der 36 Bundesligisten, das von der Neusser Wirtschaftsauskunftei Creditreform für die Süddeutsche Zeitung erstellt wurde, eine Überraschung: Der FC Bayern ist erstmals seit Erhebung des Finanzchecks im Jahr 2003 nicht mehr Spitzenreiter des Rankings.


    Von der Top-Position hat ihn der SV Werder Bremen verdrängt, er weist einen vorzüglichen Bonitätsindex von 1,56 auf. Zu lesen sind die einzelnen Bewertungen nach dem Vorbild einer Schulnote mit dem Unterschied, dass es bei dem Index von Creditreform schon von einer Note von 3,0 an kritisch wird, weil das Kreditausfallrisiko dann steigt. In den Index gehen mehr als ein Dutzend verschiedene Kriterien ein, wie etwa der Umsatz, die Liquidität, die Zahlungsweise, die Eigenkapitalstruktur und das Vermögen.


    Schlusslicht 1860 München


    "Die finanzwirtschaftliche Situation im deutschen Profifußball hat sich im Vergleich zu den Vorjahren verbessert", sagte Creditreform-Vorstand Helmut Rödl. Das meint auch Christian Müller, Finanzgeschäftsführer der Deutschen Fußball-Liga (DFL), der Dachorganisation der 36 Vereine und Kapitalgesellschaften.


    Rödl ergänzte, die Klubs und die DFL befänden sich "bei der Konsolidierung der Finanzen auf dem richtigen Weg". Dies zeige die Creditreform-Analyse ebenso wie die von der DFL in ihrem Bundesliga-Report genannte Eigenkapitalquote von etwa 25 Prozent. Das sei "ein sehr guter Wert". Creditreform-Chef Rödl monierte aber, dass die erzielten Gewinne der Klubs angesichts eines Gesamtumsatzes von 1,5 Milliarden Euro "noch eher bescheiden" anmuteten.


    Ziel müsse es sein, höhere Profite zu erzielen und diese einzubehalten, um die Finanzkraft stärken zu können. Umsatzrenditen, sie werden gemessen am Gewinn vor Zinsen und Steuern in Bezug auf die Erlöse, von durchschnittlich 1,5 bis 2,0 Prozent seien dafür "zu wenig", so der Creditreform-Vorstand.


    Aus der Bonitätstabelle geht hervor, dass in der Ersten Liga neben Bremen und dem FC Bayern auch der VfB Stuttgart, Hannover 96, Bayer Leverkusen und Borussia Mönchengladbach Top-Werte erzielen. Weniger gut sieht es hingegen bei Schalke 04 und Energie Cottbus aus.


    Mehr Sorgenkinder gibt es in der wirtschaftlich schwächeren Zweiten Liga. Hansa Rostock beispielsweise ist mit einer Note von 3,31 bereits als kritisch eingestuft. Noch schlechter schnitt der TSV 1860 München ab. Der Klub ist mit einer Bewertung von 3,94 mit deutlichem Abstand das Schlusslicht der Tabelle der Zweiten Liga.


    Nach den Worten von DFL-Geschäftsführer Müller machten sechs der 18 Erstligisten sogar Verluste. Bei zwei Klubs sollen die Fehlbeträge beträchtlich sein, Müller wollte aber keine Vereinsnamen nennen. Der DFL-Geschäftsführer verteidigte die Klubs, diese hätten ihre Bilanzen "aufgeräumt", was "ein ganz normaler Vorgang" sei.


    Bilanzen aufzuräumen sei "eine Seite der Geschichte", widersprach Rödl. Die entscheidende Frage aber sei, wie stabil der Finanzrahmen dieser Klubs sei. Auch wenn der deutsche Profifußball anhaltend boome, gebe es "keinen Grund, es finanziell locker angehen zu lassen. Der Kurs der Konsolidierung der Finanzen muss konsequent fortgesetzt werden", forderte Rödl.


    Nach einer kurzen Phase mit sinkenden Verbindlichkeiten sind die Schulden der Profiklubs zuletzt wieder von 620,4 auf 662,5 Millionen Euro gestiegen. Müller bereitet das allerdings keine Sorgen. Er verweist auf das zugleich von etwa 244 auf 287,9 Millionen Euro ausgeweitete Eigenkapital.


    Auch Rödl sieht in dem Schuldenzuwachs "kein Alarmsignal", denn die meisten Klubs hätten inzwischen "die Zeichen der Zeit" erkannt. Die DFL hat den Vereinen und Kapitalgesellschaften kürzlich die Lizenzen für die kommende Saison erteilt. Bei einigen Klubs gelten Auflagen und Bedingungen, die nun zu erfüllen sind. Erstmals werde es bei diesen im Herbst eine "Lizenzierungsnachschau" geben, so Müller.


    Die neuerliche Überprüfung sei ein "wirksames Mittel gegen Finanzdoping" und liege im Interesse jener Klubs, die ihren finanziellen Spielraum einhielten, sagte er. Rödl begrüßte diese Nachschau im Herbst als "absolut gut", nicht zuletzt wegen der Sicherung der Chancengleichheit im sportlichen Wettbewerb. "Man muss es ja nicht gleich übertreiben, aber am besten wäre ein dauerhaftes und permanentes Monitoring durch die DFL", sagte der Creditreform-Vorstand.


    (SZ vom 3.5.2007)