Zu viel Fürsorge

  • KOMMENTAR
    VON JOACHIM SCHMIDT, 07.05.07, 21:24h


    Beständig ist das Unbeständige bei den Fußballern von Bayer 04. Eine Woche hui, am nächsten Spieltag pfui, so kennt man sie nicht erst seit dieser Saison, wobei sich die peinlichen Auftritte zuletzt erschreckend häuften. Was mit einer zwischenzeitlichen Erfolgsserie in dieser Saison aufgebaut wurde, vermag die launische Mannschaft selbst wieder einzureißen.


    Eine Frage der Einstellung zu ihrem Beruf sei das, hat Rudi Völler die wankelmütigen Kicker an den Pranger gestellt. Da kann man ihm nur beipflichten.


    Michael Skibbe tut das nicht. Er nimmt auch jetzt wieder die Versager in Schutz und lässt sich lieber selbst von den Fans als Buhmann auspfeifen und mit Schmährufen beschimpfen. Und selbst dafür zeigt der Trainer noch Verständnis, weil seine Kritiker auf den Tribünen ja sein Konzept nicht kennen würden.


    Solch rücksichtsvolles Verhalten ehrt Michael Skibbe, wirft jedoch gleichzeitig die Frage auf, ob der Fußballlehrer mit so viel Mitgefühl den richtigen, sprich Weg zum Erfolg einschlägt. Schließlich wird man im Profisport nur an Erfolgen gemessen.


    Einer seiner Vorgänger als Bayer-Trainer vertrat den Standpunkt, dass Fußballprofis nur auf den eigenen Vorteil bedacht seien und stets den Weg des geringsten Widerstands suchen würden. Wenn man nicht aufpasse, tanzten sie einem auf der Nase herum. Darum müsse man ihnen symbolisch vor jedem Training mit dem Knüppel drohen „und manchmal dazwischen hauen, auch wenn man selbst nicht weiß, warum. Sie werden es wissen“!


    Kölnsiche Rundschau