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  • VON UDO BONNEKOH


    (RP) Leverkusens Trainer Michael Skibbe hielt am Morgen nach dem 1:2 gegen Bielefeld in „prekärer Lage“ so etwas wie eine Plenarsitzung ab und erinnerte die Mannschaft an einfachste Pflichten.


    Die paar Fans, die in verblüffender Stetigkeit fast jeden Morgen mit ihren Autogrammheften hinter dem Zaun zum Innenhof der BayArena stehen oder auch geduldig vor der Schranke, schauten schon ganz unruhig auf die breite Tür zum Kabinentrakt. Sie öffnete sich nicht zum gewohnten Zeitpunkt, was ja bei den (nur noch wenigen) Kiebitzen nachhaltige Irritationen hervorrufen kann. Schließlich traten die Leverkusener Profis doch noch heraus, alle mit viel Knitter im Gesicht oder zumindest bemüht-betroffen. „Die normale Sitzung hat heute ein bisschen länger gedauert“, klärte Trainer Michael Skibbe auf, dem es auch schon mal besser ging als im Moment nach dieser 1:2-Niederlage gegen die Bielefelder. „Unsere Lage ist prekär“, bekräftigte der Fußball-Lehrer, „auch wenn wir noch alles selbst in der Hand haben.“


    Damit sich die gewiss ernste Situation in den letzten beiden Begegnungen der Bundesliga (in Berlin, gegen Dortmund) nicht noch zuspitzt, hat Skibbe die Belegschaft in der Vollversammlung noch mal an die Ursprünge erinnert, an einfachste Pflichten. „Wir haben jetzt die Kräfte zu bündeln. Und da werde ich keine Nachlässigkeiten dulden. Disziplin ist auf dem Platz zu halten und außerhalb“, sagte Skibbe. Dem Coach scheint allerdings sehr bewusst zu sein, wie schwierig es ist, eingerissene Verhaltensweisen zu verändern – in einer Zeit vor einem solch gewaltigen Umbruch wie in Leverkusen zumal.


    Marko Babic indes, der weit neben sich stand beim Ballverlust vorm Treffer zum 0:1, trat dem von Rudi Völler in einem nicht sehr mutigen Akt verbreiteten Eindruck entgegen, „der Marko schien da mit seinen Gedanken schon im Süden gewesen zu sein“. (Wie oft in dieser Saison hingen Platzhirsche wie Barbarez oder Juan durch, ohne dass sich der Sportdirektor ähnlich geäußert hätte?) „Ja, klar“, betonte der Kroate, „das war ein schwerer Fehler von mir. Ich habe falsch reagiert, was aber nichts mit meinem baldigen Wechsel zu tun hat.“


    Beinahe die gesamte Mannschaft kam 90 Minuten lang nicht auf die Beine. „Es hakt“, bekannte Skibbe, den die hohe Zahl der „individuellen Fehler bei den Toren in Cottbus und gegen Arminia“ umtreibt wie auch die fast bemitleidenswerte Verfassung von Karim Haggui, dem personifizierten Nervenbündel. Jens Melzig, den vierschrötigen ehemaligen Leverkusener Vorstopper, einen hart anpackenden Typen, hat es als fachkundigen Besucher der Partie gegen Bielefeld jedenfalls ziemlich geschüttelt angesichts der äußerst dürftigen Darbietung dieser Mannschaft ohne Ecken und Kanten. Und auch „Melle“, jetzt als Landestrainer in Brandenburg beschäftigt, hat gerätselt, warum Bernd Schneider nie in die Partie gefunden hat. Jener Schneider, der beim Sieg gegen Nürnberg als Gefeierter noch mit dem Megaphon vor den jubelnden Fans gestanden hatte.


    rp-online