Auf einmal stand Völler vor mir

  • Der 19-Jährige über seine Erwartungen an die Bundesliga, den neuen Klub und die Rolle der Familie in seinem Leben.
    KÖLNER STADT-ANZEIGER: Herr Vidal, wir heißen Sie herzlich willkommen in Deutschland.


    ARTURO VIDAL: Danke, ich bin sehr zufrieden, in einer der besten Ligen der Welt ab der nächsten Saison spielen zu dürfen.


    Wie kam es, dass Sie für die Bundesliga von Bayer 04 Leverkusen verpflichtet wurden?


    VIDAL: Das weiß ich ehrlich gesagt nicht, ich hatte keine Ahnung von dem Interesse von Bayer Leverkusen, und auf einmal stand Rudi Völler vor mir und fragte, ob ich bereit wäre, nach Deutschland zu gehen, um bei Leverkusen zu spielen. Ich war total überrascht, als er die Frage stellte: „Gefällt dir die Idee?“ Ich musste nicht lange zögern und antwortete ihm sofort, „aber sicher!“


    Es war eine tolle Überraschung, nehme ich an.


    VIDAL: Riesig, ich kannte den Rudi Völler nur aus dem Fernsehen, er ist einer der größten Stürmer in der Geschichte des Fußballs, und als Trainer ist er Vizeweltmeister geworden. Dass so ein Mann dich sucht und dir so eine Chance anbietet passiert nicht jeden Tag.


    Was wissen Sie schon von ihrem neuen Klub?


    VIDAL: Dass Bayer Leverkusen schon im Finale der Champions League stand und leider gegen Real Madrid verlor, dass die Mannschaft im oberen Teil der Tabelle der Bundesliga spielt und Ambitionen hat, dass das Management sehr professionell arbeitet. Noch mehr werde ich erfahren, wenn ich Ende Mai nach Leverkusen fliege.


    Leverkusen hat schon eine lange Tradition mit lateinamerikanischen Innenverteidigern wie Lucio und Juan, die mit der Mannschaft Weltstars geworden sind.


    VIDAL: Ja, das ist mir bekannt. Als Innenverteidiger hoffe ich, ein ähnliches Schicksal zu haben, mit Leverkusen ganz Europa und die Welt zu erobern. Ich habe mir vieles vorgenommen: In der Bundesliga möchte ich alles richtig machen, mich weiterentwickeln, mit meinem neuen Verein Wettbewerbe gewinnen, Titel sammeln.


    Mit erst 19 Jahren gelten Sie als ein „Rohdiamant“, den man noch polieren muss.


    VIDAL: Es stimmt, dass ich noch sehr jung bin und fußballerisch vieles zu lernen und zu verbessern habe. Trotzdem kann ich Ruhe bewahren, ich weiß, dass Leverkusen mir vieles von dem beibringen wird, was ich auch lernen möchte. Da passen wir ganz gut zusammen.


    Wie ist das Leben von Arturo Vidal außerhalb des Fußballs?


    VIDAL: Die Leute sagen mir nach, dass ich ein sehr ruhiger Junge bin, ich würde sagen, dass es stimmt. Reggaeton (lateinamerikanischer Hip-Hop, d. Red.) ist meine Lieblingsmusik, mein liebster Sänger ist Don Omar. Seit der Trennung meiner Eltern lebe ich bei meiner Mutter mit meinen vier kleinen Geschwistern, die mich als väterliche Figur sehen, und für die ich sehr gern ein Vorbild bin. Meine Mutter hat viel für uns alle getan, sich mit einer wundervollen Hingabe angestrengt, uns eine gute Erziehung anzubieten. Ich habe meinen Teil der Verantwortung unserer Familie gegenüber sehr gern übernommen. Alle werden mich nach Deutschland begleiten, wenn ich mich nach ein paar Monaten akklimatisiert habe, werde ich sie holen.


    Sie haben noch dazu einen lustigen Spitznamen: Celia Punk


    VIDAL: Eigentlich wurde ich am Anfang nur Celia Cruz genannt, weil ich die ganze Zeit nur Salsa gehört habe und meine Lieblingssängerin Celia Cruz war. Später habe ich mir einen Irokesen-Haarschnitt machen lassen, so wie die Punks die Haare tragen. Deswegen nennen mich die Fans von Colo Colo, meine Mitspieler und die Presse Celia Punk.


    „Celia Punk“ ist der teuerste Transfer in der Geschichte des chilenischen Fußballs, mehr als 5 Millionen Euro wurden für Sie bezahlt, sehr beeindruckend.


    VIDAL: Das mit dem Geld ist eher Nebensache, ich sehe es als eine schöne Anerkennung an alle, die mir geholfen haben, mich weiterzuentwickeln; die, die an mich glaubten, an die Leute von Colo Colo und an den Fußball in Chile.


    Sie werden die Copa América bestreiten, was bedeutet, dass Sie sehr spät zur Saisonvorbereitung von Leverkusen kommen werden.


    VIDAL: Ja, aber in Leverkusen war man damit einverstanden, sie haben mir gesagt, dass ich frei entscheiden könnte, und natürlich möchte ich bei der Copa América auftreten. In Venezuela treffen sich die besten Spieler des Kontinents, und für mich ist sehr wichtig, dabei zu sein. Trotzdem werde ich Leverkusen vor meiner Reise nach Venezuela besuchen, um Bekanntschaften in der Mannschaft und im Verein zu machen.


    Das Gespräch führte


    Daniel Martinez


    ksta.de