Dopingtest-Affäre zieht weiter Kreise
Rangnick droht Ärger
Ralf Rangnick wollte mit seinen Äußerungen über den Ablauf von Dopingproben in der Bundesliga vermutlich nur das Vergehen von seinen Spielern nach dem 1:1 bei Borussia Mönchengladbach etwas relativieren. Doch jetzt hat der 1899-Coach selbst Ärger mit dem DFB. Der Kontrollausschuss verlangt nun nicht nur von den Akteuren eine Stellungnahme, sondern auch vom Trainer.
Ralf Rangnicks Erklärungsversuche in der Dopingtest-Affäre schlagen hohe Wellen. Der Trainer der Kraichgauer hatte im SWR-Fernsehen behauptet, dass das Verhalten von Janker und Ibertsberger nicht ungewöhnlich sei. "Bei uns war es in der Vergangenheit des öfteren so, dass sogar der Dopingbeauftragte gesagt hat, die Spieler können nochmal kurz in die Kabine gehen und sollen sich ein frisches Trikot anziehen." Er habe auch mit einigen Trainer-Kollegen gesprochen: "Es ist auch in anderen Vereinen so, dass es durchaus die Möglichkeit gibt oder sogar aufgefordert wird, nochmal kurz ein Trikot anzuziehen."
Aufgrund dieser Aussagen fordert der DFB-Kontrollausschuss nun neben der Stellungnahme der Spieler auch eine vom Trainer. Der DFB kündigte "sofortige sportgerichtliche Ermittlungen" für den Fall an, dass sich Rangnicks Recherchen bestätigen sollten.
DFB-Vizepräsident Rainer Koch, zugleich Vorsitzender der Anti-Doping-Kommission, widerspricht Rangnick. "Es steht außer Frage, dass der DFB die Anti-Doping-Richtlinien exakt einhält." Die Trainer-Aussagen stoßen auch bei anderen Erstliga-Klubs auf Widerspruch. "Es ist schon ein Versäumnis, was nicht passieren darf", sagte Bremens Manager Klaus Allofs zum Fauxpas der Hoffenheimer. Mönchengladbachs Sportdirektor Max Eberl erklärte: "Es war früher normal, dass man erst in die Kabine geht, um sich vor der Dopingprobe umzuziehen. Zu meiner Zeit haben wir teilweise vorher noch geduscht. Aber das hat sich geändert: Es gibt die klare Vorgabe, dass die Spieler sofort zur Dopingprobe gehen müssen."
Die Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA) schreibt vor, dass die Kontrollen unmittelbar nach Spielende stattfinden müssen. Theoretisch kann der Urin nämlich in kurzer Zeit durch Medikamente verschleiert oder durch Fremdurin ausgetauscht werden. "Dass bei uns in Hoffenheim und in der Bundesliga nicht gedopt wird, steht für mich außer Frage", betonte Rangnick.
Seinen beiden Profis droht eine einjährige Sperre wie den italienischen Profis Daniele Mannini und Davide Possanzini vom SSC Neapel, die Ende Januar vom Internationalen Sportgerichtshof CAS dazu verurteilt worden waren.
Wie groß die Aussichten des Einspruchs von Mönchengladbach gegen die Spielwertung sind - dazu äußerte sich der DFB am Montag nicht. "Es gab von niemanden - auch nicht vom DFB - eine klare Aussage über das weitere Vorgehen. Deshalb mussten wir als Verein Einspruch erheben, um unsere Rechte zu wahren", erklärte Borussia-Sportdirektor Max Eberl. "Es geht uns um Rechtssicherheit. Wir gucken nicht auf die zwei Punkte, das ist Blödsinn. Für mich als ehemaliger Profi wäre es traurig, wenn die Spieler mit drastischen Strafen belangt werden. Sie waren ja nicht gedopt." Gleichzeitig betonte Eberl: "Doping ist ein Thema im Sport, deshalb müssen wir im Fußball glaubwürdig nach außen auftreten. Wir dürfen nicht fahrlässig mit dem Thema umgehen. Aus diesem Grund brauchen wir klare Regeln und Regeln bedeuten immer Konsequenzen." Bayer Leverkusens Sportdirektor Rudi Völler hatte den Einspruch einen "Witz" genannt.