Wohnen und arbeiten in Köln, leben in St. Gallen

  • Ob als Fussballprofi der deutschen Bundesliga oder als Stammspieler der Schweizer Nationalmannschaft, Tranquillo Barnetta ist mit knapp 22 Jahren fast schon ein Weltenbummler.


    Seit gut zwei Jahren verdient der Ostschweizer seinen Lohn beim deutschen Bundesligisten Bayer 04 Leverkusen. Aber heimisch geworden ist er dort nicht.



    Die (Fussball-)Welt liegt dem jungen Profi derzeit zu Füssen. Transfersummen von mehreren Millionen Euro bieten europäische Spitzenclubs für Tranquillo Barnetta. Nicht nur die Sportpresse, auch die Boulevard-Medien sind des Lobes voll.


    Der Ostschweizer ist schon in der Welt herum gekommen wie selten jemand in seinem Alter. Aber abgesehen von schönen Hotels, internationalen Flughäfen und imposanten Fussballstadien hat er bisher nicht sehr viel von der Welt gesehen.


    Aber die "Welt" nimmt Notiz von ihm. Internationale Firmen wie Adidas oder McDonalds zum Beispiel haben das Marketingpotential von Tranquillo Barnetta erkannt und ihn als Werbeträger engagiert. "Ich bekomme sehr viele Anfragen von Leuten, die mich irgendwie gebrauchen können", bestätigt er.



    Botschafter für fairen Handel

    Die Max Havelaar-Stiftung, die sich für Fairness im Handel engagiert, hat den Sympathieträger aus der Ostschweiz als "Botschafter" für ihre zertifizierten Bananen eingesetzt.


    "Ein Aufsteiger, erfolgreich, glaubwürdig, einfach ein sympathischer junger Typ", begründet Mediensprecherin Regula Weber das Engagement Barnettas. Er soll auch jüngere Konsumentinnen und Konsumenten auf die Max Havelaar-Produkte aufmerksam machen, hofft die Stiftung. Dass sich der Fussballstar gratis engagiert, "das rechnen wir ihm sehr hoch an".


    Er freue sich, der Stiftung etwas von seinem prominenten Status weitergeben zu können, sagt Barnetta dazu. Seine Mutter habe beim Einkauf immer auf Produkte mit diesem Gütesiegel geachtet. "Deshalb musste ich auch sofort ja sagen, als mich die Stiftung anfragte. Ich finde es gut, dass sie darauf achtet, woher die Bananen kommen, wie sie geerntet werden."


    Waschen und bügeln

    Seinen Arbeitsplatz hat Tranquillo Barnetta seit mehr als zwei Jahren in Deutschland. Dort spielt er beim Bundesligisten Bayer 04 Leverkusen.


    Niedergelassen hat sich der Schweizer Fussballprofi in einer Zweizimmerwohnung im Zentrum der nahegelegenen Grossstadt Köln. Den Haushalt schmeisst er allein. Auch waschen und bügeln bereiten ihm keine Probleme. Anzupacken habe er im Elternhaus gelernt.


    Länger als unbedingt nötig bleibt "Quillo", wie ihn seine Freunde nennen, allerdings nie in Köln. "Ich fahre bei jeder Gelegenheit nach Hause", sagt er.


    So sehr er es auch schätzt, in Deutschland mit und gegen Weltklassespieler mitzuhalten, so wenig fühlt er sich dort zuhause. "Das wird sich nie ändern, auch wenn ich noch fünf Jahre in Köln bleibe", sagt er.


    "Ein Heimatgefühl habe ich nur, wenn ich in der Schweiz, in St. Gallen bin." Und das Trikot von Zinedine Zidane, das er im Spiel gegen Frankreich mit dem Weltstar gegen sein eigenes ausgetauscht hatte, hängt nicht in der Kölner Wohnung, sondern "zuhause" in der Ostschweiz.


    In Deutschland hat Tranquillo Barnetta zwar auch ausserhalb des Spielfelds nette Leute kennen gelernt, aber es sei schwieriger, eine Freundschaft aufzubauen. "Die Leute, mit denen ich aufgewachsen und zur Schule gegangen bin, liegen mir viel mehr am Herzen."



    Der Kölner Dom und der Rhein

    Von Deutschland, selbst von der Stadt Köln, hat er bisher noch nicht viel gesehen. Die Stadt habe in Sachen Unterhaltung einiges zu bieten.
    Erwähnenswert findet er vor allem den Dom oder Spaziergänge dem Rhein entlang.


    Aber am besten gefällt ihm Köln jeweils, wenn Besuch aus der Ostschweiz kommt: Freundin oder Freunde, Eltern oder Bruder. Und das kommt nicht selten vor. "Die Familie ist mir wichtig, auch für meine sportliche Leistung".


    Einen sehr hohen Stellenwert geniesst der ältere, fussballtechnisch sehr versierte, aber weniger flinke Bruder Alessandro, der ihm das Fussballspielen sozusagen in die Wiege gelegt hatte, aber selber "nur" in der zweiten Liga mitspielt. "Ich bin sehr stolz, dass mein Bruder überhaupt nicht neidisch ist."



    Parlare italiano?

    Barnettas Vater und Mutter haben beide italienische Wurzeln. Ihre Herkunftsfamilien leben aber schon seit mehreren Generationen in der Ostschweiz. Aus Italien in die Schweiz emigriert war der Urgrossvater Barnetta.


    Tranquillo spricht nicht Italienisch, oder noch nicht. Manchmal versucht er, die Sprache ein bisschen zu lernen - vielleicht für den Fall, dass er eines Tages ein tolles Angebot von einem italienischen Traumclub bekommen sollte.


    swissinfo, Peter Siegenthaler


    http://www.swissinfo.org/ger/m…569166&cKey=1178786084000

    Tradition ist Bewahrung des Feuers und nicht Anbetung der Asche.


    Gustav Mahler, (1860 - 1911), österreichischer Dirigent und Komponist