"Erstes Drittel in der Bundesliga mit internationaler Qualifikation"

  • Von Wolfgang Holzhäuser
    Unnötig spannend hat es unsere Mannschaft am Ende noch einmal gemacht, aber umso schöner ist es nun zu sagen: Bayer 04 ist auch in der nächsten Saison – zum zehnten Mal in den letzten elf Jahren übrigens – international im Geschäft dabei.


    Dafür zunächst einmal Dank und Anerkennung an die gesamte sportliche Abteilung – vom Sportchef und Trainer angefangen bis hin zu den Zeugwarten.


    Mit dem, was wir uns zu Beginn der Rückrunde vorgenommen hatten – nämlich 52 Punkte plus – ist es nichts geworden. Wir haben gerade noch die Kurve gekriegt! Dabei hatte es am Ende der Hinrunde so gut ausgesehen. So gut, dass die Erwartungen natürlich sehr hoch waren.

    Die Fans: Uneingeschränkte Treue


    Den Endspurt hätte ich mir etwas weniger nervenaufreibend gewünscht. Und zur Fan-Pflege waren nicht alle Ergebnisse dieser Saison geeignet. Da gab es grausame Spiele wie zu Hause gegen Bielefeld oder Hannover, es gab aber auch richtig gute Spiele wie gegen Stuttgart oder Schalke.


    Ich bin nur froh und dankbar, dass gerade unsere Fans – trotz der kurzzeitigen Disharmonie mit der Mannschaft – eigentlich uneingeschränkt zu uns gestanden haben. Sie waren in ihrer Zuneigung zur Mannschaft konstanter als diese in ihren Leistungen.


    Es hat schon einiger Ansprachen und interner Diskussionen bedurft, einigen Spielern immer wieder deutlich zu machen, welche Leistungs-Verantwortung sie gegenüber den Fans und dem Verein tragen. Nicht umsonst machte der Spruch die Runde, dass alle Mannschaften, die gegen den Abstieg Punkte benötigten, sie nur in Leverkusen abzuholen brauchten.


    Licht und Schatten


    Auch im UEFA-Cup gab’s Licht und viel Schatten. Erst mit viel Glück und etwas Geschick in die K.o.-Runde gelangt und dann die völlig unnötige Heimpleite gegen den spanischen Club Osasuna, der schließlich das Ende vom Traum des Finales bedeutete.


    Hier wäre mehr drin gewesen. Vor allem beim großen Fernseh-Publikum hätten wir durch allemal mögliche bessere Leistungen für Sympathie sorgen können. Ende gut, alles gut? Ja! Aber nur dann, wenn vor allem auch die Spieler ihre Lehren daraus gezogen haben.


    Die Mischung: Junge und Erfahrene


    Deshalb: Kein Blick zurück im Zorn. Eher um eine Erfahrung reicher und ein weiteres Mal mit der Gewissheit, dass im Fußball eben doch nicht alles planbar ist. Und: Bei aller Kritik gab es auch Erfreuliches. Zum Beispiel, dass wir mit unserer angestrebten Mischung aus jungen – möglichst eigenen – und erfahrenen Spielern durchaus die Möglichkeit zum Erfolg haben.


    Da freut es mich übrigens ganz besonders, dass der VfB Stuttgart eben auch mit einem ähnlichen Konzept so erfolgreich ist. Leider erfolgreicher als wir. Schade auch, dass dieses Konzept der gesunden und nicht so teuren Mischung zwischen Nachwuchs- und Spitzenspielern zumindest im europäischen Vergleich keine Trendwende, eher eine Momentaufnahme darstellt.


    Finanzen: Wieder Investition in Neu-Verpflichtungen


    Dafür haben wir eine andere Trendwende geschafft. Wir haben unsere Finanzen geordnet und die angestrebte Konsolidierung früher erreicht als erwartet. Ein harter Sparkurs, der – da bin ich mir sicher – jetzt bald Früchte tragen wird.


    Denn wir sind wieder in der Lage, die Transfereinnahmen und die Einsparungen aus den hohen Gehältern, die wir „abgehenden“ Spielern zahlen mussten, in neue Spieler zu investieren, die zukunftsträchtig bestimmte Positionen bekleiden. Deshalb spreche ich auch lieber davon, dass wir in Positionen investieren, als in bestimmte Spieler.


    Deshalb bin ich auch für längerfristige Verträge – drei bis fünf Jahre –, damit ein perspektivisches Arbeiten möglich ist. Dabei kann es auch Verpflichtungen geben, die bereits im Vorgriff auf die nächste Spielzeit erfolgen – wie zum Beispiel die Verpflichtung von Patrick Helmes vom 1. FC Köln.


    Besonderer Dank an Juan


    Richten wir also den Blick nach vorn. In Juan, Butt, Babic, Voronin, Stenman und Madouni verlassen uns sechs Spieler. In Juan geht einer der besten Innenverteidiger der Welt. Bedauerlich, aber so ein Spieler ist nach fünf Jahren nicht mehr zu halten, wenn das ganz große Geld bei international noch erfolgreicheren Mannschaften lockt. Wir haben ihm sicher viel zu verdanken. Dafür natürlich ein besonderer Dank und die besten Wünsche für ihn und seine Familie – wo auch immer in Italien.


    Danken will ich auch Jörg Butt, der so viele Jahre so viele gute Spiele für uns bestritten hat. Er ist dem Generationenwechsel zum Opfer gefallen – nicht mangelnder Leistung. Ihm wünsche ich einen Verein, bei dem er dann wieder das sein kann, was auf seinem Trikot steht: Die „Nr. 1“.


    In Marko Babic verlässt uns ein Spieler, der vor acht Jahren gekommen war. Er sucht eine neue Herausforderung, was in seinem Alter und nach so langer Zeit in einem Klub verständlich ist.


    „Stühle rücken“


    Sich auch noch einmal herausfordern will Andrej Voronin. Er wird versuchen, für Liverpool ähnlich spektakuläre Tore zu schießen, wie er es gegen München und Berlin getan hat.Fredrik Stenman hat in den letzten Spielen das gezeigt, was wir uns alle viel öfter von ihm gewünscht hatten. Nun verlässt er uns in Richtung Groningen.


    Danken möchte ich auch Ahmed Madouni, der in kritischen Situationen gelassen blieb und zur Stelle war, wenn er gebraucht wurde. Ihnen allen wünsche ich eine gute Zukunft und sportlichen Erfolg.


    Vom „Stühle rücken“ war in den Medien die Rede. Ist wohl auch so, wenn sechs Spieler den Verein verlassen und dafür natürlich wieder neue, und hoffentlich gleich gute oder gar bessere kommen.


    In Theofanis Gekas kommt der aktuelle Bundesliga-Torschützenkönig vom VfL Bochum zu uns. Mit dem Chilenen Arturo Vidal verstärken wir ebenso die Abwehr wie mit dem Kölner Lukas Sinkiewicz, und Sascha Dum kommt, so wie es aussieht, vom Aachener Tivoli zurück. Natürlich kann sich hier und da noch etwas verschieben, gerade wenn sich unsere Absicht, noch einen erfahrenen Abwehrspieler zu verpflichten, realisieren lässt.


    Das Ziel: International


    Denn nach wie vor heißt unser Ziel: Erstes Drittel in der Bundesliga mit internationaler Qualifikation. Und im UEFA-Cup selbst, die Erfahrungen dieser Saison für eine noch bessere in der nächsten Saison nutzen. Denn wir werden auch in der neuen Saison das Potenzial haben, diese Ziele zu erreichen.


    Den größten Erfolg aber haben wir mit der Zusage der Bayer AG erzielt, die BayArena ausbauen zu dürfen. Dies ist eine Entscheidung für den Standort Leverkusen. Wir haben bei aller Konsolidierung dafür gesorgt, dass es nach wie vor Spitzenfußball am Rhein gibt. Denn wir sind weit und breit die einzigen, die den Fans Bundesliga- und internationalen Fußball bieten.


    Jetzt ist es aber auch am Land NRW und an der Stadt Leverkusen darüber nachzudenken, wie man beispielsweise durch Infrastrukturmaßnahmen ebenfalls einen Beitrag zu dieser Standort- und Spitzenfußball-Sicherung beitragen kann.

    Unsere Beiträge geleistet


    Unsere Beiträge zu Spitzen-Fußball und Infrastruktur durch ein modernes Stadion haben wir geleistet. Wir werden aber auch weiterhin darauf zu achten haben, dass wir nur das ausgeben, was wir auch eingenommen haben.


    Auch wenn mir die größte deutsche Boulevardzeitung den Titel „Sparkommissar“, den sie mir verliehen hatte, jetzt wieder „aberkannt“ hat – ein wenig von dieser Mentalität werde ich sicher nie ablegen...


    bayer04.de