VON CHRISTIAN OEYNHAUSEN, 19.05.07, 17:54h, AKTUALISIERT 20.05.07, 20:36h
Bayer-Sieg auf der Zielgeraden
Kießling und Rolfes treffen beim großen Abschiedsfest für Leverkusen.
Leverkusen - Es wurde um jeden Zentimeter Raum gekämpft am Samstag in der BayArena, allerdings erst nach Spielende. Da kletterten die scheidenden Bayer-Profis auf den Zaun vor der Nord-Tribüne. Es wurde eng auf dem Stahlgerüst: Woronin, Butt, Babic, Juan, Madouni hingen da und brüllten die „Humba“ ins Mikrofon - ein letztes Mal. Das Quintett sowie der im Spiel verletzte Fredrik Stenman verlassen den Klub. Die Wege trennen sich in einer Stunde des Erfolgs. Mit dem 2:1-Sieg gegen eine Borussia aus Dortmund, bei der „etwas die Luft raus war“ (Trainer Thomas Doll) - und deren Fans sich hauptsächlich mit Schadenfreude über Schalkes Missgeschick die 90 Minuten vertrieben - hat sich Michael Skibbes Team den fünften Platz gesichert. Die Qualifikation für den Uefa-Pokal stand schon vorher fest. Leverkusens spontane Siegesfeiern hatten deswegen gleich nach dem Hertha-Spiel (3:2) stattgefunden.
Sentimentale Momente
Während bei den Spielern nach der Partie sentimentale Momente zu beobachten waren, ging es bei der Führung nüchtern zu. „Wir haben im Heimspiel gegen Osasuna in wenigen Minuten eine Menge verspielt und am Ende gerade rechtzeitig die Kurve gekriegt“, sagte Leverkusens Trainer Michael Skibbe nach einer Saison zwischen Platz eins (1. Spieltag) und 14 (8. Spieltag ). Der 41-Jährige dankte seinen Chefs für die Geduld: „Wenn der Wind mal ins Gesicht geblasen hat, haben alle an einem Strang gezogen. Das braucht man als Trainer.“
„Das, was wir erwartet haben, haben wir erreicht“, sagte Bayer 04-Sportchef Rudi Völler, „wenn man bedenkt, dass der HSV und Dortmund mit denselben Ansprüchen wie wir gestartet sind und vor ein paar Wochen noch gegen den Abstieg gespielt haben, dann ist es für uns ein kleiner Erfolg.“ Im nächsten Jahr, so Völler, „wollen wird den Abstand nach oben ein bisschen verkürzen“. 19 Punkte liegt Leverkusen hinter Meister Stuttgart und 14 hinter Werder Bremen auf dem Platz für die Champions-League-Qualifikation, mit der Leverkusen im Fall einer optimalen Saison liebäugelt.
Um in diesen Bereich zu kommen, muss Leverkusen nicht nur den Abgang des Weltklassemanns Juan kompensieren, sondern auch mehr Tiefe in den Kader bekommen. „Die vielen Partien im internationalen Wettbewerb kosten Kraft. Wir haben unsere schlechtesten Spiele immer nach den Uefa-Cup-Partien gemacht“, sagt Völler und prognostiziert auch dem neuen Meister diese Erfahrung: „Ich bin mal gespannt, wie der VfB das in der nächsten Saison wegsteckt.“
Contreras im Visier
Gestern reiste ein Teil der Bayer-04-Mannschaft für vier Tage nach Mallorca. Manager Michael Reschke unternahm noch einen Abstecher zur Partie Real San Sebastian - Celta Vigo. Leverkusen ist an Vigos Innenverteidiger Pablo Andres Contreras interessiert. Der 28-jährige Chilene soll den Posten Juans übernehmen und die Abwehr führen, in welcher der Ex-Kölner Lukas Sinkiewicz oder Jan-Ingwer Callsen-Bracker die zweite Innenverteidiger-Position einnehmen. Links neben sich würde Contreras den Landsmann Arturo Vidal vorfinden, was der Integration des 19-jährigen Fünf-Millionen-Einkaufs helfen würde. Weitere Veränderungen im Kader zeichnen sich ab. Linksverteidiger Alexander Meyer steht vor einem Wechsel zum MSV Duisburg. Der Brasilianer Athirson kann gehen, wenn er einen Klub bringt, der bezahlt. Beendet hat Völler das Kapitel Patrick Helmes - für den Sommer 2007. „Er wird in Köln bleiben. Er ist Kölns Aufstiegsgarantie. Ich kann verstehen, dass sie ihn jetzt nicht abgeben.“