Nur noch Fußball und Breitensport werden gefördert
Schock: Bayer dreht Sportlern den Geldhahn zu
Eine Ära geht im deutschen Sport zu Ende: Die Leverkusener Bayer AG als einer der größten Sportsponsoren Deutschlands kündigte am Montag an, sich Mitte 2008 aus der Spitzensportförderung der Sportarten Basketball, Handball und Volleyball zurückzuziehen und nach der Heim-WM 2009 in Berlin auch aus der Leichtathletik.
Nur die Fußballer von Bundesligist Bayer Leverkusen werden weiter mit jährlich 25 Millionen Euro unterstützt. Auch das Engagement im Jugend- und Breitensport mit jährlich 14 Millionen Euro sowie im Behindertensport soll uneingeschränkt fortgesetzt werden. Von Bayer geförderte Spitzensportler haben seit 1964 bei Olympischen Spielen 60 Medaillen gewonnen, erster Olympiasieger war vor 43 Jahren in Tokio Zehnkämpfer Willi Holdorf.
Schock an den Standorten sitzt tief
Der Schock an den Standorten Leverkusen, Dormagen und Wuppertal saß nach Bekanntgabe der überraschend radikalen Entscheidung tief. Denn durch die Mittelkürzungen, die sich auf offiziell 3,5 Millionen Euro belaufen, steht die Zukunft von mindestens vier Erstliga-Teams auf dem Spiel.
Dabei handelt es sich um den deutschen Basketball-Rekordmeister Bayer Giants Leverkusen, den deutschen Frauen-Handball-Rekordmeister Bayer Leverkusen sowie die beiden Volleyball-Mannschaften von Bayer Wuppertal (Männer) und Bayer Leverkusen (Frauen). Auch die Zweitliga-Handballer von Bayer Dormagen und die Weltklasse-Leichtathleten aus Leverkusen mit Speer-Europameisterin Steffi Nerius an der Spitze müssen sich neue Hauptsponsoren suchen.
"Damit geht eine Erfolgsstory zu Ende", kommentierte Otto Reintjes, Abteilungsleiter Basketball die Entscheidung. "Aber wir werden ums Überleben kämpfen und gehen die Sache mit großem Optimismus an." Durch den Ausstieg von Bayer droht seiner Sparte eine Lücke von rund 1,5 Millionen Euro im Etat. Vor allem für die prominenteste Werbefläche auf den Trikots muss er sich einen neuen Geldgeber suchen.
Betroffene Sportarten geben sich kämpferisch
Kämpferisch gab sich auch Leichtathletik-Chef Joachim Strauss: "Jetzt heißt es Ärmel hochkrempeln: Neue Sponsoren müssen gesucht und kostenintensive Strukturen kritisch überdacht werden." Dagegen wollte sich Gesamtvereinspräsident Klaus Beck erst am späten Nachmittag äußern. Der TSV Bayer 04 Leverkusen mit seinen 11.000 Mitgliedern und einem Schuldenberg von 1,4 Millionen Euro ist der am stärksten von der Entscheidung betroffene Verein.
"Im neuen Sportkonzept wird noch klarer zwischen Mäzenatentum und Sponsoring unterschieden", erläuterte Bayer-Konzernsprecher Michael Schade den Schritt des Unternehmens. Das Sponsoring von professionellen Sportarten geschehe unter Imageaspekten. Und da hätten Untersuchungen gezeigt, dass nur der Fußball die Anforderungen eines Werbeträgers "ideal erfüllt". Das beim Sponsoring eingesparte Geld will die Bayer AG nun in eine Stiftung zur Förderung von Wissenschaft und Bildung stecken.
Der Konzern werde aber auch zukünftig seine 27 Bayer-Sportvereine mit über 50.000 Mitgliedern in Leverkusen, Dormagen, Wuppertal und Krefeld-Uerdingen unterstützen, versicherte Schade: "Bayer bleibt einer der größten Sportsponsoren." Der Beginn der mittlerweile 103-jährigen Bayer-Sportförderung geht ins Jahr 1904 zurück.
Von Bayer geförderte Spitzensportler haben seit 1964 bei Olympischen Spielen 60 Medaillen gewonnen, dazu zählten unter anderem die Leichtathleten Heide Ecker-Rosendahl (1972), Ulrike Meyfarth (1984), Heike Henkel und Dieter Baumann (beide 1992), Fechter Arnd Schmitt (1988 und 1992) sowie Ruderer Stephan Volkert (1992 und 1996).