Ehemaliger St.-Pauli-Spieler gibt Bestechung zu
Ein Ex-Profi packt aus: Der frühere Zweitliga-Spieler Rene Schnitzler hat in einem Gespräch mit dem Magazin "Stern" zugegeben, von einem Wettpaten insgesamt über 100.000 Euro Bestechungsgeld angenommen zu haben. Dafür habe er im Jahr 2008 fünf Spiele seines damaligen Vereins FC St. Pauli manipulieren sollen. Konkret soll es sich dabei um die Spiele bei Mainz 05 (Saison 07/08), bei Hansa Rostock, dem FC Augsburg, dem MSV Duisburg und wiederholt bei Mainz 05 (alle 08/09) handeln.
Schnitzler habe das Geld nach eigenen Angaben von einem Wettpaten Namens Paul bekommen. Er behauptet aber, keines dieser Spiele tatsächlich manipuliert zu haben.
Bundesliga
St. Pauli ist geschockt
Der FC St. Pauli reagiert geschockt auf die Enthüllungen des ehemaligen Spielers. "Mit so etwas hätten wir nie und nimmer gerechnet", sagte Teammanager Christian Bönig. "Die Tatsache, dass man mit der Wettmafia in Berührung kommt, ist ein Schlag ins Gesicht. Da wird der Sport mit Füßen getreten. Für uns war das ein Schock." Der Verein habe die Spiele, die Schnitzler manipulieren sollte, bereits überprüft. "Sie waren alle nullkommanull auffällig. Rene Schnitzler hat wohl einen Betrüger betrogen. Hätte er die fünf Spiele manipuliert, hätten wir alle verloren. Wir haben in Mainz (beim 2:2 am 23. November 2008) in der 90. Minute den Ausgleich gemacht. Das sagt doch schon alles."
Die Staatsanwaltschaft Bochum, die im Zuge des großen Wettskandals die Ermittlungen leitet, habe bereits vor Tagen Kontakt mit dem Klub aufgenommen. "Alles, was wir wissen, teilen wir der Staatsanwaltschaft mit", sagte Bönig. Schnitzler sei ein Mensch, von dem er glaube, dass er eine "gewisse Suchtstruktur in sich getragen hat. Er hat eine Lebensbeichte abgelegt."
Spielsucht ein Grund?
Schnitzler selbst erklärte, er sei spielsüchtig. "Seit ich 18 Jahre alt bin, gab es kaum einen Tag, an dem ich nicht gespielt habe", sagte der 25 Jahre alte Stürmer. Zuletzt spielte Schnitzler beim NRW-Ligisten FC Wegberg-Beeck (5. Liga). Sein Vertrag dort wurde am 15. Dezember aufgelöst, offiziell, um ihm die Rückkehr in den Profifußball zu ermöglichen.
Schnitzler: Mehrzahl der Top-Spieler sind Zocker
Schnitzler behauptet in diesem Zusammenhang auch, die Mehrzahl der Top-Spieler seien notorische Zocker. "Viele Profis haben gewettet wie Wahnsinnige. 70 oder 80 Prozent der Spieler einer Mannschaft setzen auf irgendwelche Partien in irgendwelchen Ligen." Aus seiner Zeit bei Bayer Leverkusen berichtet Schnitzler, ein Nationalspieler habe den Kollegen am Flughafen vor einem Testspiel gegen Legia Warschau einen Hut hingehalten: Jeder Profi sollte 500 Euro in den Jackpot einzahlen. "Da segelten die Scheine, mehr als 5000 Euro lagen drin. Und die hat der kassiert, dessen Koffer zuerst aufs Gepäckband fiel."
Beim Wettpaten Paul handelt es sich laut "Stern" um den Niederländer Paul Rooij, eine tragende Figur im Bundesliga-Wettskandal. Die Akten der Bochumer Staatsanwaltschaft belegen, dass Rooij mit vielen Beschuldigten in Kontakt stand. Der "Stern" nennt ihn einen "Boss und Lenker".
Die betroffenen Spiele:
18. Mai 2008: FSV Mainz 05 - FC St. Pauli 5:1 (3:0). Schnitzler hat nicht gespielt
6. September 2008: Hansa Rostock - FC St. Pauli 3:0 (1:0). Schnitzler spielte 90 Minuten
19. Oktober 2008: FC Augsburg - FC St. Pauli 3:2 (0:0). Schnitzler hat nicht gespielt
29. Oktober 2008: MSV Duisburg - FC St. Pauli 1:2 (0:0). Schnitzler hat nicht gespielt
23. November 2008: FSV Mainz 05 - FC St. Pauli 2:2 (0:1). Schnitzler wurde in der 75. Minute eingewechselt
quelle: t-online