Schießbuden-Team“ unter Beschuss
VON THORSTEN MOECK, 04.06.08, 18:21h, AKTUALISIERT 04.06.08, 18:28h
Nach dem denkwürdigen 1:54 gegen Rheinkassel-Langel gerät das Kreisliga-D-Team des DJK Löwe Köln immer stärker in die Kritik. Durch die Rekord-Niederlage war der Aufstieg der Lokalrivalen von Germania Nippes vereitelt worden. Nun drohen Verein und Spielern Konsequenzen.
Nippes- Tage wie diese hat Uwe Schmidt in seinem Leben als Ehrenamtler noch nicht erlebt. Im Arbeitszimmer seiner Wohnung hat am Mittwoch so oft das Telefon geklingelt wie sonst nur an runden Geburtstagen. Die Anrufe kamen aus der gesamten Republik, Nachrichtenmagazine haben sich gemeldet, Fernsehsender und Radiostationen.
Schmidt hat sogar vor laufenden Kameras Interviews gegeben, was selten ist für den Geschäftsführer eines Breitensportvereins. Doch inzwischen ist die Nachricht der unfassbaren 1:54-Niederlage der zweiten Mannschaft von DJK Löwe in der Kreisliga D bis in den letzten Winkel der Republik gelangt.
Entschuldigungs-Schreiben Richtung Nippes
Um die Wogen ein wenig zu glätten, hat sich Schmidt an den Computer gesetzt und schriftlich um Verzeihung gebeten. Adressat des Entschuldigungsbriefs ist Germania Nippes. Der Klub ist am letzten Spieltag der untersten Spielklasse von einem Aufstiegsplatz verdrängt worden. Möglich war dies nur, weil sich DJK Löwe ohne Gegenwehr 54 Tore vom SV Rheinkassel-Langel hat einschenken lassen. Langel konnte nach diesem Schützenfest durch das bessere Torverhältnis in der Tabelle an Nippes vorbeiziehen.
„Wir alle haben kein Verständnis für das Verhalten einer Mannschaft, die ein solches Ergebnis zulässt“, schreibt der Geschäftsführer. Es dürfe nicht sein, dass eine Mannschaft einen ganzen Verein in Verruf bringe.
Spruchkammer trifft sich Samstag
Am Samstag wird sich entscheiden, welche Konsequenzen das skurrile Kreisliga-Finale für die beteiligten Vereine hat. Dann trifft sich die Spruchkammer des Fußballkreises Köln zu einer Sondersitzung. Unabhängig von der Entscheidung des Verbandes will auch DJK Löwe über interne Konsequenzen beraten. Am Montag trifft sich der Vereinsvorstand mit der wohl motivationslosesten Mannschaft im deutschen Fußball. „Wir verlangen von den Spielern die Versicherung, dass sie kein Geld für diese Niederlage kassiert haben“, sagt Schmidt. Der Trainer hat sein Amt nach dem Desaster vom Wochenende bereits aufgegeben.
Die Spieler der DJK Löwe sind es inzwischen reichlich leid, das Ge spött der ganzen Fußball-Nation zu sein. „Leute aus Nippes haben versucht, unser Spiel zum Abbruch zu bringen. Sie sind aufs Spielfeld gelaufen, haben den Ball weggeschossen und versucht, den Schiedsrichter anzugreifen. Das konnten wir aber verhindern“, sagt Aydogan Mutluoglu, der mangels Alternativen am Sonntag auflaufen musste. Dies alles klingt nach Fußball aus dem Tollhaus. Die Verantwortlichen von Germania Nippes haben DJK Löwe offen vorgeworfen, durch die grotesk hohe Niederlage absichtlich ins Aufstiegsrennen eingegriffen zu haben.
Image-Schäden für Verein befürchtet
Geschäftsführer Uwe Schmidt ist dies hochpeinlich. „Unser Verein fühlt sich einigen jungen Männern ausgeliefert, die ohne Bedacht und mit großer Dummheit dieses Spiel angegangen sind“, heißt es in dem Entschuldigungsbrief. Der Vereinsvorstand hat inzwischen begründete Sorge, dass die zweite Fußballmannschaft dem gesamten Klub einen erheblichen Image-Schaden zugefügt hat. „Der Sportverein ist am Ende. Auf einmal interessiert es niemanden mehr, dass wir im sozialen Brennpunkt arbeiten und Kinder ohne Beitrag Sport treiben lassen“, sagt Schmidt.
DJK Löwe hat mehr als 800 Mitglieder, die turnen, Tischtennis spielen oder Leichtathletik treiben. Seit Sonntag hat der Verein auch die Mannschaft mit der wohl skandalösesten Einstellung, die in der langen Historie des Fußballs je geboten wurde.