München - Er gilt als eines der größten Talente im Schweizer Fußball: Tranquillo Barnetta.
"Ich mag seine Unbekümmertheit, seine Frechheit, seine Schnelligkeit", lobt kein Geringerer als Bayern-Trainer Ottmar Hitzfeld.
"Aber er muss jetzt den nächsten Schritt machen, er muss vor dem Tor abgeklärter werden."
Das ist dem auch dem Mittelfeldspieler von Bayer Leverkusen bewusst, der mit der abgelaufenen Saison nur bedingt zufrieden ist.
Im Gespräch mit Sport1.de zieht der 22-Jährige eine Bilanz der letzten Spielzeit und äußert sich ein Jahr vor der Euro 2008 zu den Zielen mit der Schweizer Nationalmannschaft bei der Endrunde im eigenen Land.
Sport1: Direkt nach der Saison ging es mit der Leverkusener Mannschaft nach Mallorca. Haben Sie es richtig krachen lassen?
Tranquillo Barnetta: Es war ein schöner Ausklang. Wir haben natürlich gefeiert, aber es blieb alles im Rahmen. Immerhin mussten einige Spieler wie ich noch zur Nationalmannschaft reisen.
Sport1: Wie fällt Ihr Saison-Fazit aus?
Barnetta: Am Ende können wir zufrieden sein. Klar wäre mehr möglich gewesen, wenn wir konstanter gewesen wären, aber der fünfte Platz in der Bundesliga und das Viertelfinale im Uefa-Cup sind doch sehr ordentlich.
Sport1: Warum war Bayer so inkonstant? Lag es am niedrigen Durchschnittsalter?
Barnetta: Das kann schon sein. Es war offenkundig, dass wir nach guten Leistungen gedacht haben, dass es weiter läuft, auch wenn wir mit weniger Einsatz spielen. Dies hatte die Folge, dass es bei uns immer auf und ab ging. So etwas wäre einer reiferen Mannschaft vielleicht nicht passiert.
Sport1: Sie selbst spielten ebenfalls schwankend. Wie lautet Ihre persönliche Bilanz?
Barnetta: Es stimmt, ich habe eine mäßige Saison gespielt. Gerade nach der WM habe ich doch lange gebraucht, um wieder in Wettkampfform zu kommen. In der Rückrunde ging es aber wieder aufwärts, daher bin ich für die kommende Spielzeit zuversichtlich.
Sport1: Im Sommer werden einige Routiniers den Verein verlassen, dafür kommen Talente wie Vidal oder Sinkiewicz. Besteht da nicht die Gefahr, dass sich die Achterbahnfahrt bei Bayer auch nächstes Jahr fortsetzt?
Barnetta: Die Gefahr sehe ich nicht. Klar wird es schwer, einen Juan oder einen Andrej Voronin zu ersetzen, aber die jungen Spieler bei uns haben in der angelaufenen Saison sehr viel dazugelernt. Daher denke ich, dass wir nächstes Jahr stabiler auftreten werden.
Sport1: Sie stehen also hinter dem eingeschlagenen Kurs der Verjüngung?
Barnetta: Auf jeden Fall. Zu 100 Prozent.
Sport1: Wie Leverkusen hat auch die Schweizer Nationalelf eine junge Mannschaft. Zuletzt machte sie mehr durch überraschende Niederlagen und teaminterne Probleme Schlagzeilen. Woran liegt es?
Barnetta: Es ist normal, dass die Stimmung und auch die Form nicht über vier oder fünf Jahre kontinuierlich gut sein können. Daher sind Probleme, wie sie zuletzt bei uns passiert sind, auch nichts Außergewöhnliches. Zumal die Zwistigkeiten in den Medien überdramatisiert wurden.
Sport1: Nationaltrainer Köbi Kuhn sortierte nach den angesprochenen Streitereien Kapitän Johann Vogel aus. Eine richtige Entscheidung?
Barnetta: Die Stimmung hat sich auf jeden Fall entspannt. Daher bin ich zuversichtlich, dass wir rechtzeitig zur EM zurück zu unserer Form finden werden.
Sport1: Kuhn gab als Ziel bei der EM den Titel aus. Ist das nicht zuviel des Guten?
Barnetta: Man muss hohe Ziele haben. Wir wissen, dass die EM sehr schwierig wird, aber mit der Euphorie im Rücken können wir sicherlich einiges erreichen.
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