Bundesweiter Fan-Kongress ab Samstag in Leipzig

  • 18.06.2007 08:25 DFB-Allgemein


    Unter dem Motto „Fußball ist unser Leben – eine Annäherung" veranstaltet der Deutsche Fußball-Bund (DFB) ab Samstag den ersten bundesweiten Fan-Kongress. An der zweitägigen Veranstaltung in der sportwissenschaftlichen Fakultät der Universität Leipzig werden neben DFB-Präsident Dr. Theo Zwanziger, DFB-Generalsekretär Horst R. Schmidt, Wolfgang Holzhäuser, dem kommisarischen Präsidenten des Ligaverbandes, sowie weiteren hochrangigen Vertretern aus Sportverbänden, Politik und Wissenschaft auch rund 300 Fan-Beauftragte, Fan-Projekt-Mitarbeiter und unabhängige Fan-Vertreter aus dem gesamten Bundesgebiet teilnehmen.


    „Die Anfang der neunziger Jahre begonnene Arbeit der Fan-Projekte ist vor dem Hintergrund der gesellschaftlichen Verantwortung des Fußballs sehr wichtig. Diese Arbeit wollen wir weiterhin unterstützen. Dabei hilft sicherlich der Dialog mit den Fans. Neuen Anregungen wollen wir uns dabei nicht verschließen. Dafür ist der Fan-Kongress in Leipzig ein wichtiger Schritt", sagt Dr. Theo Zwanziger.


    Helmut Spahn, Sicherheitsbeauftragter des DFB, ergänzt: „Hauptziel des Kongresses ist es, durch einen offenen und konstruktiven Dialog zwischen vielen Fans und allen am Fußball in Deutschland beteiligten Institutionen einen Abbau von Vorurteilen und Spannungsfeldern zu ermöglichen und ein besseres Verständnis füreinander aufzubauen. Alles anhören und über alles reden – das ist unser Motto".


    Kongressteilnehmer arbeiten in fünf Arbeitsgruppen


    Nach einer Begrüßung durch den Leipziger Oberbürgermeister Burkhard Jung wird die zweitägige Veranstaltung am Samstagmittag durch Dr. Theo Zwanziger und Wolfgang Holzhäuser offiziell eröffnet. Anschließend werden die Kongressteilnehmer bis Sonntagmittag in fünf Arbeitsforen die Themen „Fan-Kulturen", „Spannungsfelder", „Fan-Betreuung", „Anti-Diskriminierung" und „Länderspiele" analysieren und mögliche Verbesserungen für die Zukunft beratschlagen.


    „Damit alle Themenbereiche, in denen die unterschiedlichen Fan-Szenen und Fan-Gruppen in Deutschland Gesprächsbedarf sehen, beim Fan-Kongress auch wirklich angesprochen werden, waren zahlreiche Fan-Vertreter von Beginn an in die Planungen eingebunden. Beim Fan-Forum Anfang Februar in Frankfurt am Main wurden die eingereichten Themen dann vorab für den Kongress gebündelt", sagt der DFB-Fan-Beauftragte Gerald von Gorrissen.


    [hs]
    dfb.de



    Intensiver Austausch mit den Fans


    Der Kontakt zu den Fans ist der DFL äußerst wichtig. Daher findet im Sommer ein organisierter Fan-Kongress statt.


    Die DFL legt auch 2007 viel Wert auf den Dialog mit den Fans. Am 23. und 24. Juni findet daher ein von DFL und DFB gemeinsam organisierter Fan-Kongress statt, auf dem sich nicht nur die Vertreter der 34 bestehenden Fan-Projekte, die rund 300 Fan-Beauftragten der Vereine, sondern auch organisierte und freie Fans aus der ganzen Republik austauschen können.


    Konstruktiver Dialog


    "Der Fan-Kongress bietet allen Teilnehmern die Möglichkeit, in einen konstruktiven Dialog zu treten. Wir wollen die Fans wie bereits in der Vergangenheit bei vielen Themen mit einbeziehen. Die Kampagnen, die von der DFL gegen Gewalt und Rassismus durchgeführt wurden, wären ohne die Mithilfe der Fans nicht denkbar gewesen", sagt DFL-Geschäftsführer Spielbetrieb Holger Hieronymus.


    Thomas Schneider, der hauptamtliche Fan-Beauftragte der DFL, erwartet an den beiden Kongresstagen bis zu 400 Besucher, darunter auch Fachleute aus den Bereichen Sicherheit, Wissenschaft und Medien. "Fan-Arbeit funktioniert am besten, wenn alle an einem Tisch sitzen und begreifen, dass sie auf ein aktives und funktionierendes Netzwerk der Fan-Organisation zurückgreifen können", so Schneider.


    Sechs Arbeitsgruppen


    Die Fans werden auf der zweitägigen Veranstaltung in der sportwissenschaftlichen Fakultät der Universität Leipzig die Möglichkeit haben, an einer der sechs Arbeitsgruppen Fan-Kultur, Spannungsfelder, Fan-Betreuung, Anti-Diskriminierung, Kommunikation und Länderspiele teilzunehmen.


    bundesliga.de

  • 20.06.2007


    „Stadionverbot ist für Fans die härteste Strafe“


    Das Wochenende werden die Fan-Beauftragten der Vereine aus der Bundesliga und 2. Bundesliga sowie die Vertreter der 36 organisierten Fan-Projekte in Leipzig verbringen. Auf dem Fan-Kongress „Fußball ist unser Leben – eine Annäherung“ am Samstag und Sonntag soll ergebnisoffen diskutiert werden. Auch DFB-Präsident Dr. Theo Zwanziger und DFB-Generalsekretär Horst R. Schmidt stellen sich in der Leipziger Universität dem Gespräch. Über 350 Fans werden in Leipzig erwartet. Einen Fan-Kongress von dieser Dimension und Qualität gab es vorher noch nicht – der DFB betritt Neuland mit dem Leipziger Treffen.


    DFB.de-Internetredakteur Thomas Hackbarth befragte Michael Gabriel, was er sich von dem Kongress verspricht. Der 43-Jährige ist Leiter der Koordinationsstelle Fanprojekte (KOS). Mit der A- und B-Jugend von Eintracht Frankfurt wurde Gabriel in seinen jüngeren Jahren zweimal Deutscher Meister. Gemeinsam mit Toni Polster stand er in der U 20-Nationalmannschaft Österreichs.


    Die KOS wird vom Bund und dem DFB finanziert, ist bei der Deutschen Sportjugend angesiedelt und berät im Rahmen des Nationalen Konzepts Sport und Sicherheit (NKSS) die Fan-Projekte in Deutschland. In der Kongressleitung wird die KOS durch Volker Goll vertreten sein. Gabriel leitet unter anderem das Forum „Spannungsfelder,“bei dem auch das kontrovers diskutierte Thema „Stadionverbote“ angesprochen werden soll.


    Frage: Herr Gabriel, andere Freizeitaktivitäten haben keine Interessenvertretung. Es gibt kein Projekt der Kinobesucher oder Restaurantgäste in Deutschland. Sehr wohl gibt es aber organisierte Projekte von Fußball-Fans an 36 Stellen in Deutschland. Warum brauchen wir diese öffentlich finanzierte Arbeit?


    Michael Gabriel: Kinogänger sorgen in der Regel nicht für Sicherheitsprobleme. Kinogänger brechen keine gewalttätigen Auseinandersetzungen mit anderen Kinogängern vom Zaun. Schon immer begleiteten Probleme der Gewalt, des Rassismus, der Fremdenfeindlichkeit und des Rechtsextremismus den Fußball. Seit 1981 analysieren Fan-Projekte die jeweilige Lage und können Fan-Kultur übersetzen. Sie erklären das Entstehen bestimmter Verhaltensweisen und geben dann Anregungen in die Institutionen – in die Vereine, die Verbände, zur Polizei, zu den Sicherheitsdiensten und Kommunalverantwortlichen.


    Frage: Ist der Erfolg messbar?


    Michael Gabriel: Sicher nicht wie eine Polizeistatistik. Gerade die Studie des führenden Fan-Forschers Professor Gunter A. Pilz aus dem Jahr 2006 belegt aber eine insgesamt positive Wirkung durch die Arbeit der Fan-Projekte, insbesondere auf rassistisches und rechtsextremistisches Verhalten von Fußball-Fans. Hier wurden große Fortschritte erzielt. Wenn man sich die Stimmung in den Stadien insgesamt anschaut, die tolle Atmosphäre, dann ist eine deutliche Verbesserung festzustellen, zu der auch die Fan-Projekte beigetragen haben.


    Frage: Wieso hat der Deutsche Meister VfB Stuttgart kein Fan-Projekt?


    Michael Gabriel: Das Land Baden-Württemberg verweigert sich dem Nationalen Konzept für Sport und Sicherheit. Nur Baden-Württemberg und Sachsen beteiligen sich nicht an der Drittelfinanzierung der Fan-Projekte.


    Frage: Warum wird der Fan-Kongress in Leipzig eine ganz besondere Veranstaltung?


    Michael Gabriel: Neben der Tatsache, dass DFB und DFL die Fans zu diesem Kongress einladen, ist die äußerst transparente und kooperative Vorbereitung zu loben. Alle Fan-Gruppen bundesweit wurden in den Dialog eingebunden. Die Themenfindung und die Gestaltung des Ablaufs geschahen im Gespräch mit Fan-Vertretern. Der Kongress ist ein sehr guter Anfang für einen dauerhaften Dialog.


    Frage: Wieviele Teilnehmer werden erwartet?


    Michael Gabriel: Wir rechnen mit 350 Teilnehmern aus allen Fan-Szenen. Dass DFB-Präsident Dr. Theo Zwanziger und DFB-Generalsekretär Horst R. Schmidt nach Leipzig kommen, ist ebenfalls ein Indiz dafür, dass ein aufrechter Dialog gesucht wird. Der Kongress wird kein einmaliges Ereignis sein, und wir machen hier keine aufgesetzte PR-Veranstaltung. Das ausgesendete Signal ist sehr glaubwürdig.


    Frage: Wie bewerten Sie, über den Kongress hinaus, die Fan-Arbeit des DFB?


    Michael Gabriel: Die Anstrengungen wurden intensiviert. Mit Gerald von Gorrissen kümmert sich ein festangestellter DFB-Mitarbeiter um die Belange der Fans. Der DFB hat sich dauerhaft der Fan-Szene zugewendet. Mir gefällt es, dass sich der DFB mittlerweile als offener Verband darstellt und dass diese Offenheit durch Theo Zwanziger glaubhaft repräsentiert wird. Pilz hat in seiner Studie belegt, dass einige Fans ein Feindbild gegenüber dem DFB aufgebaut haben. Der DFB hat nun den richtigen Weg eingeschlagen, dieses Feindbild aufzubrechen.


    Frage: Ein Fußball-Fan aus Leipzig wurde vor kurzem für den Steinwurf auf einen Polizisten mit einem Jahr auf Bewährung bestraft. Ist das zu wenig oder zu viel?


    Michael Gabriel: Ich bin überzeugt, dass der Richter gute Gründe für sein Urteil hatte. Generell ist es wichtig, dass Reaktionen auf Fan-Verhalten transparent sind. Es dürfen nicht alle Fans über einen Kamm geschoren werden. Gleichzeitig müssen Grenzen aufgezeigt werden. Kein Fan hat etwas dagegen, dass Fehlverhalten bestraft wird. Aber wir sollten auch darauf achten, dass der Rückweg nicht verbaut wird. Bestrafte Fans müssen in die Kurven zurückkehren können. Und den Fans muss eine Wertschätzung gezeigt werden für all das, was sie dem Fußball geben.


    Frage: Nach der WM 2006 hat die FIFA an die Fans den Fairplay-Preis verliehen. Es folgten ein stürmischer Winter und turbulentes Frühjahr mit teils heftigen Ausschreitungen, gerade in den unteren Ligen, gerade auch im Osten Deutschlands. Erstaunt es Sie, wie schnell das Sommermärchen harter Realität weichen musste?


    Michael Gabriel: Nein. Ich nehme zur Kenntnis, dass die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit gegenüber Ausschreitungen beim Fußball gestiegen ist. Entwicklungen müssen langfristig betrachtet werden. Wir haben die höchsten Zuschauerzahlen in ganz Europa. Die Atmosphäre in den Stadien ist toll, und daran haben die Ultras einen großen Anteil. Der Komfort in den Stadien ist gut – die Leute fühlen sich wohl. Die Tendenz ist positiv. Aber wir müssen wachsam bleiben, die Fan-Projekte und Fan-Beauftragten genauso wie der Verband, die Polizei und die Vereine.


    Frage: Auch die Länderspiele des DFB werden in Leipzig ein Thema sein.


    Michael Gabriel: Die Fans wollen darüber diskutieren, wie man an Karten für Heim- und Auswärtsspiele kommt. Gerade Länderspiele im osteuropäischen Ausland werden von rechtsradikalen Gruppen missbraucht. Diese Gruppen dominieren die Stimmung. Vielleicht können wir in Leipzig gemeinsam darüber nachdenken, wie wir diese negative Atmosphäre verbessern. Die positive Fan-Kultur muss auch bei diesen Spielen die Oberhand behalten. Gerade die Fan-Arbeit rund um die Auswärtsspiele der englischen Nationalmannschaft ist hier sicher ein Vorbild, ebenso wie die Fan-Betreuungsmaßnahmen, die wir bei den letzten Welt- und Europameisterschaften durchgeführt haben.


    Frage: Welche Auswirkungen versprechen Sie sich von dem Fan-Kongress in Leipzig?


    Michael Gabriel: Ganz konkret erwarte ich Veränderungen beim heiß diskutierten Thema der Stadionverbote. Das wäre ein enorm wichtiges Signal in die Fan-Szene. Die Laufzeit von Stadionverboten sollte noch mal überdacht werden. Ein Fan empfindet ein Stadionverbot als schwere Strafe. Auch jemand, der einen Fehler begangen hat, sollte in absehbarer Zeit wieder ins Stadion gehen dürfen. Der Kongress wird erfolgreich sein, wenn die Fan-Szene versteht, dass der DFB wirklich um einen ernsthaften Dialog bemüht ist.
    [th]


    dfb.de

  • Letzte Informationen zum Fan-Kongress in Leipzig


    Auch für die KOS nahmen die Vorbereitungen für diese einmalige DFB-Veranstaltung in den letzten Wochen sehr viel Raum ein. Manche werden sich womöglich noch an den Fan-Kongress der Deutschen Sportjugend, dem Träger der KOS 1988 in Bremen erinnern. Er trug den Titel „Fussball ist unser Leben“ – hier findet man das Programm und ein paar historische Zeitdokumente. Dort saßen Fanvertreter, Fan-Projekte (zu dieser Zeit bestanden immerhin schon sieben Projekte) und auch DFB-Vertreter zusammen.


    Der Kongress am kommenden Wochenende in Leipzig trägt ebenfalls den Titel „Fussball ist unser Leben“ – allerdings mit dem Zusatz: „Eine Annäherung“. Damit ist aus Sicht der beteiligten Gruppen, Verbände und Projekte gemeint: Wenn wir es schaffen, Annäherungen zu erzielen, aber auch Klarheit darüber, welche Dissonanzen es gibt und welche Positionen diese verdeutlichen, wären Fans, Fußballverbände, Fanbeauftragte der Vereine und Fan-Projekte nach Leipzig alle ein Stück weiter.


    Die inhaltliche, wie auch die strukturelle Planung fand in weitgehender Transparenz und Mitbeteiligung vieler Fangruppen und Vertreter statt. Auch dies ist ein Novum in der Geschichte des deutschen Fußballs.


    Folgende bundesweit arbeitenden Fangruppen waren an der Kongressvorbereitung beteiligt:


    * BAFF – Bündnis aktiver Fußballfans; gegr. 1993; Schwerpunkte der Aktivitäten: Antirassismus, Kommerzialisierung, Repression. http://www.aktive-fans.de
    * Dem Ball is’ egal wer ihn tritt – Anti-Rassismus Projekt aus Gelsenkirchen. http://www.demballegal.de
    * EGLSF – Schwule und Lesben im Sport und in der Fanszene. http://www.eglsf.info
    * F_in – Zusammenschluss von Frauen aus der Kurve, der Wissenschaft, dem Journalismus etc., die sich mit der Rolle von Mädchen und Frauen in der Fanszene beschäftigen. http://www.f-in.org
    * Fanrechtefonds – juristische Unterstützung für Fußballfans. http://www.fanrechte.de
    * Flutlicht – Verein für antirassistische Fußballkultur aus Berlin. http://www.flutlicht.org
    * IG „Unsere Kurve“ – Interessenzusammenschluss der in den jeweiligen Bezugsvereinen über Dachverbände oder Fanabteilungen organisierten Fans. http://www.unserekurve.de
    * ProFans – ultraorientiertes bundesweites Bündnis mit den Schwerpunkten Repression und Fankultur. http://www.Profans.de
    * Wir sind Ade – Anti-Rassismus Initiative aus Leipzig, die mittlerweile überregional arbeitet. http://www.wir-sind-ade.de


    Über die Fanbeauftragten der Vereine und die 33 Fan-Projekte, die es derzeit bundesweit gibt, wurde bei jedem Bundesliga- und Regionalligaklub sowie von zuschauerrelevanten Oberligavereinen um die Teilnahme von bis zu fünf Fanszenevertreter geworben. Fanszenenvertreter aus 50 Vereinen kündigten sich offiziell an. Die genannten Faninitiativen erhielten jeweils ein kleines Extrakontingent.


    Die fünf Foren, deren Inhalte und zeitlicher Ablauf dem Programm zu entnehmen sind, werden von sogenannten "Forumsleitern" begleitet. Diese Leiter der Foren sind für die Koordination im allgemeinen, wie auch für die Präsentation der Ergebnisse zuständig. Gleichzeitig stehen sie in engem Kontakt mit der Kongressleitung, um auf aktuelle Bedürfnisse und Begebenheiten hinzuweisen bzw. mitzuhelfen, den Kongress so offen, transparent und flexibel wie möglich zu gestalten.


    Forum 1 – Fankulturen (Volker Goll, KOS)
    Forum 2 – Spannungsfelder (Michael Gabriel, KOS)
    Forum 3 – Fanbetreuung (Ralph Klenk, Sprecher der Fanbeauftragten)
    Forum 4 - Anti-Diskriminierung (Gerd Wagner, „Am Ball bleiben“ – dsj)
    Forum 5 – Länderspiele (Joachim Ranau, Fan-Projekt Hamburg)


    Leiter des Kongresses ist Helmut Spahn (DFB, Sicherheitsbeauftragter). Die Kongressleitung besteht aus: DFB-Mitarbeiter Gerald von Gorrissen (Fananlaufstelle), Thomas Schneider (Koordinator Fanangelegenheiten, DFL), Prof. Dr. Gunter A. Pilz (Universität Hannover), Matthias Scheurer (IG Unsere Kurve) und Volker Goll (KOS).


    http://www.kos-fanprojekte.de

  • Offene Diskussion in fünf Arbeitsforen


    Fan-Kongress in Leipzig


    Unter dem Motto "Fußball ist unser Leben - eine Annäherung" veranstaltet der DFB am 23. und 24. Juni den ersten bundesweiten Fan-Kongress. An der zweitägigen Veranstaltung in Leipzig werden neben DFB-Präsident Dr. Theo Zwanziger, Generalsekretär Horst R. Schmidt, dem Präsidenten des Ligaverbandes, Wolfgang Holzhäuser und hochrangigen Vertretern aus Sportverbänden, Politik und Wissenschaft auch rund 300 unabhängige Fan-Vertreter, Fanprojekt-Mitarbeiter und Fan-Beauftragte teilnehmen.


    In fünf Arbeitsforen werden die Themen "Fan-Kulturen", "Spannungsfelder", "Fan-Betreuung", "Anti-Diskriminierung" und "Länderspiele" analysiert und Verbesserungen für die Zukunft angestrebt. Hauptziel ist es, durch einen offenen und konstruktiven Dialog zwischen Fans und allen am Fußball beteiligten Institutionen einen Abbau von Vorurteilen und Spannungsfeldern zu ermöglichen und ein besseres Verständnis füreinander aufzubauen.


    Kommunen und Länder in der Pflicht


    Im Vorfeld des Kongresses hat Fanforscher Gunter Pilz in der renommierten "Leipziger Volkszeitung" dabei die Kommunen und Länder zu größeren finanziellen Anstrengungen bei der Gewaltprävention aufgefordert. "Was sich im Umfeld an Gewalt äußert, hat nicht in erster Linie der Fußball zu verantworten, sondern ist überwiegend gesellschaftlich produziert. Insofern ist es sinnvoll, neben den Vereinen auch die Kommunen und Länder in die Pflicht zu nehmen", so der renommierte Sportsoziologe. "Fanprojekte können nur dann entstehen, wenn sich alle drei Geldgeber beteiligen."


    Die Kommunikation auf dem Fan-Kongress erachtet Pilz als außerordentlich wichtig, weil nur so ein konstruktiver Meinungsaustauch stattfinden könne. Pilz sieht derartige Projekte als unverzichtbaren Bestandteil eines Maßnahmenpakets gegen Gewalt: "Wer nur auf Repression setzt, wird erst Recht Gewalt ernten." Bei den Fans gebe es mit der Polizei, den Verbänden und den Medien drei ausgeprägte Feindbilder.


    22.06.2007, 11:42


    kicker-online

  • Wer aus unserem Hause wird denn dort alles vertreten sein?

    "Some people think football is a matter of life and death. I don't
    like that attitude. I can assure them it is much more serious than
    that."

  • Offensive gegen das Reizklima


    VON RONNY BLASCHKE, 22.06.07, 22:13h


    Frankfurt / Leipzig - Der Titel bewegt sich zwischen Überschwang und Diplomatie. „Fußball ist unser Leben - eine Annäherung“, so lautet das Leitmotiv des ersten Fankongresses, der an diesem Wochenende in Leipzig stattfinden wird. Das Treffen von 400 Fans, Funktionären, Aktivisten, Polizisten, Wissenschaftlern und Journalisten ist der x-te Versuch, ein wenig Harmonie in das ewige Reizklima zwischen Anhängern und Sicherheitskräften zu bringen. Eine vergleichbare Offensive hat es in der Geschichte des deutschen Fußballs noch nicht gegeben, und wie allein die vergangene Saison gezeigt hat - sie ist auch dringend nötig.


    Es ist vor allem die Ultra-Bewegung, „die an einem heiklen Punkt angelangt ist“, wie es Thomas Schneider formuliert, der Fanbeauftragte der Deutschen Fußball-Liga (DFL). Immer öfter haben Ultras zuletzt die Grenzen des Erlaubten überschritten. Erst vor sieben Wochen waren auf einer Autobahn-Raststätte bei Würzburg Fans des FC Bayern München auf Anhänger des 1. FC Nürnberg losgegangen. Eine Frau wurde von einer Flasche getroffen, sie wird auf einem Auge blind bleiben. Etwa ein Dutzend soll beteiligt gewesen sein. Der FC Bayern sprach jedoch gegen 73 Fans ein Stadionverbot aus. Der Verein, so scheint es, will der einflussreichen Ultra-Gruppierung „Schickeria München“ die Macht entziehen. Er muss sich nun mit den Vorwürfen der Sippenhaft auseinandersetzen. Der Fall steht stellvertretend für die Konflikte in der Ultra-Szene. Und er lässt erahnen, warum eine Frage zunehmend diskutiert wird: Sind Ultras die Hooligans der Zukunft?


    „Die Ultra-Bewegung polarisiert seit ihren Anfängen“, sagt Thomas Schneider. Sie fühlen sich schikaniert, doch sie sind nicht immer schuldlos: In Hamburg, Köln und Mönchengladbach übten Fans massiven Druck auf ihre erfolglosen Spieler aus, in Dresden drohten einige Anhänger der eigenen Mannschaft sogar Prügel an. Und auch bei den Krawallen im Februar in Leipzig sollen Ultras nicht schuldlos gewesen sein. Wahrhaben wollen das die meisten nicht, uns so dürfte es am Wochenende zu hitzigen Debatten kommen. „Das erhoffen wir uns auch“, sagt Helmut Spahn, der Sicherheitschef des Deutschen Fußball-Bundes (DFB), und fügt hinzu: „Wir wollen ja keine Hochglanzbroschüre basteln.“ Spahn wird im meistbesuchten der fünf Foren Rede und Antwort stehen. Es ist mit dem Titel „Spannungsfelder“ überschrieben. Eine große Untertreibung.


    Fast jeder Verein von Ultras unterstützt


    Fast jeder Verein in den ersten drei Ligen wird inzwischen von Ultras unterstützt, den Anwälten des traditionellen Spiels. Ihre Wurzeln hat die Bewegung im Italien der sechziger Jahre. Anfang der Neunziger hielten bengalische Feuer, Konfettiregen und Choreografien auch in Deutschland Einzug. Mittlerweile sind in den rund 50 Gruppen mehr als 2000 Mitlieder aktiv, die Zahl der Mitläufer ist weitaus höher. Längst verfügen sie über eine Internetseite, ein Manifest, eine Zeitschrift und ein Angebot an Merchandising-Artikeln. Ultra-Gruppen sind wie Unternehmen aufgebaut, sie werden hierarchisch geführt. Und wie jede Fankultur fühlen auch sie sich verfolgt. „Wir lassen uns nicht melken“, sagt Philipp Markhardt, Sprecher der Ultras des Hamburger SV.


    Endgültig zerstört wurde das Verhältnis vor der WM 2006. Immer wieder, so klagen Ultras, seien sie durch harte Kontrollen und Strafen provoziert worden. Bislang wurden in Deutschland fast 3500 Stadionverbote ausgesprochen. Die Tendenz ist steigend - die Straftaten rückläufig. Noch immer zählt der Anfangsverdacht. Ein Anhörungsrecht? Fehlanzeige. „Wir müssen die Verbote flexibler gestalten“, sagt Helmut Spahn.


    Seit 1992 laufen die Informationen über auffällige Fans bei der Zentralen Informationsstelle Sporteinsätze in Düsseldorf ein (ZIS). Seit 1994 werden gewaltbereite Fans in der Datei „Gewalttäter Sport“ gespeichert - ein weiteres Thema mit Brisanz. Rund 10 000 Personen sind registriert. Der Vorwurf der Ultras: Die Datei sei mit Unbeteiligten verwässert worden. Oder ist der Hooliganismus doch kein Auslaufmodell, wie der führende Fanforscher Gunter A. Pilz behauptet? „Wir sprachen nie von einem Auslaufmodell“, entgegnet Michael Endler, der langjährige Leiter der ZIS. Er schätzt, dass 20 bis 25 Prozent der Ultras die Rolle der Hooligans annehmen. Zudem bieten sie ehemaligen Schlägern ein Auffangbecken.


    Hooligans: Gewalt zur Kompensation des Alltags


    Es ist einseitig, die Eigenschaften der Hooligans den Ultras überzustülpen. Für Hooligans ist Gewalt eine Kompensation des Alltags. Ihre Kämpfe finden heutzutage in der Abgeschiedenheit statt. Unbeteiligte sollen verschont bleiben. Für Ultras ist Gewalt oftmals eine Reaktion auf die Einschränkung der Polizei, des DFB oder der Vereine. „Dadurch erhält das ganze einen politischen Touch“, sagt Experte Thomas Schneider. Die Aggression der Hooligans ist berechenbar - die der Ultras ist es nicht. Doch können sich Ultra-Gruppen aus Deutschland wie in Italien radikalisieren und die Politik in den Vereinen beeinflussen? „Das hängt von den Freiräumen ab, die man ihnen gewährt“, glaubt Fanforscher Pilz. In Italien rekrutieren rechtsextremistische Parteien ihre Mitglieder in den Kurven. Auch in Deutschland hat es Versuche gegeben. Meistens ohne Erfolg. Hierzulande steckt die Ultra-Bewegung in der Pubertät. Pilz bezeichnet die Mischform zwischen Hooligan und Ultra als Hooltra - Freunde hat er sich damit nicht gemacht.

    http://www.ksta.de/jks/artikel.jsp?id=1179819877081


  • Ja in der Printausgabe gabs daneben ein Foto vom Ultrasbereich unserer Kurve

    Interpunktion und Orthographie dieses Beitrages ist frei erfunden.
    Eine Übereinstimmung mit aktuellen oder ehemaligen Regeln wäre rein zufällig und ist nicht beabsichtigt.

  • 23.06.2007 16:38 DFB-Allgemein


    Dr. Zwanziger eröffnete ersten Fan-Kongress


    DFB-Präsident Dr. Theo Zwanziger hat den 350 Teilnehmern zu Beginn des ersten bundesweiten Fan-Kongresses in Leipzig seine Unterstützung zugesagt und dabei unmissverständlich gegen Gewalt und Diskriminierung im Fußball Position bezogen. "Es ist inakzeptabel, wenn Menschen auf dem Fußballplatz wegen ihrer Kultur, Religion oder Hautfarbe gedemütigt werden", sagte Zwanziger und bekam dafür im Hörsaal der Sportwissenschaftlichen Fakultät der Universität Leipzig großen Applaus. "Wir grenzen nicht aus. Wir erheben uns nicht über Minderheiten."


    Heute und am Sonntag tagen nun die Fanprojekte und Fanbeauftragten aller Vereine der Bundesliga, der 2. Bundesliga und der Regionalligen in Leipzig. Mathias Scheurer von der unabhängigen Faninitiative "Unsere Kurve" lobt die Vorbereitung: "Einen derart offenen Dialog durch DFB und die Deutsche Fußball-Liga haben wir nicht erwartet. Dieser Kongress hat eine neue Qualität, wofür wir auch dankbar sind."


    Zwei Tage kritischer Dialog erwartet jetzt die Verantwortlichen, allen voran die im vergangenen Jahr installierten Fanbeauftragten des DFB und der DFL, Gerald von Gorrissen und Thomas Schneider. Fünf Themen-Foren werden den Kongress-Teilnehmern angeboten: Fankulturen, Spannungsfelder, Fanbetreuung, Anti-Diskriminierung und DFB-Länderspiele.


    Zwanziger ließ bei seiner Ansprache vor den Fanprojekten und Faninitiativen, darunter bekannte Gruppen wie "Dem Ball ist's egal", BAFF, Unsere Kurve und der Leipziger Faninitiative "Wir sind Ade", keinen Zweifel darüber, dass der Fußball Werte vermitteln muss. "Ich will einen Fußball, der nicht nur darauf ausgelegt ist zu siegen, sondern einen wertorientierten Fußball. Respekt und Fairness müssen gelebt werden."


    Leipzigs Oberbürgermeister Burkhard Jung hatte die Fanvertreter zu Beginn des Kongresses ebenfalls begrüßt: "Der Ort für den ersten Fan-Kongress ist auch deshalb richtig gewählt, weil hier 1900 in einem Gartenlokal der DFB gegründet wurde." Jung ließ aber auch die schweren Ausschreitungen im Frühjahr nicht unerwähnt. Am 10. Februar hatten bei einem Länderpokal-Spiel zwischen 1. FC Lokomotive Leipzig und dem FC Erzgebirge Aue II mehrere hundert randalierende Fußballfans die Polizeibeamten angegriffen. 42 Menschen wurden verletzt. Daraufhin hatte der Sächsische Fußballverband 60 Spiele der Amateurklassen abgesagt.


    Nun wollen beide Seiten, Verband und Liga sowie die Repräsentanten der Fans, gemeinsam gegen solche Vorfälle angehen. Zwanziger: "Wir müssen die friedliche und fröhliche Stimmung der WM in die Realität unserer Klubs und unserer Nationalmannschaft holen."


    Im Anschluss an die Eröffnung besuchte Zwanziger zwei Fan-Foren zu den Themen "Antidiskriminierung" und "Spannungsfelder". Besonders intensiv war der Gedankenaustausch im Forum "Spannungsfelder", bei dem aus Sicht der Fans die Praxis der Stadionverbote diskussiert wurde. Geleitet wurde dieses Forum, an dem auch der renommierte Fanforscher Professor Gunter Pilz teilnimmt, von Michael Gabriel, dem Chef der Koordinationsstelle Fanprojekte. Derzeit ist rund 3.000 Menschen in Deutschland der Zutritt zu einem Fußballstadion aufgrund eines Fehlverhaltens verboten. Ein Stadionverbot kann bis zu fünf Jahre lang wirksam bleiben. Einige Fangruppen plädieren für ein Absenken des Strafmaßes sowie eine Anhörung.


    Der Leipziger Kongress steht unter dem Motto "Fußball ist unser Leben – eine Annäherung".
    [th]


    dfb.de



    Dr. Theo Zwanziger eröffnete 1. DFB-Fan-Kongress in Leipzig


    "Gemeinsam gegen Gewalt"


    Mit einem Aufruf zum gemeinsamen Kampf gegen Gewalt und Rassismus in den Stadien hat DFB-Präsident Dr. Theo Zwanziger den 1. DFB-Fan-Kongress in Leipzig eröffnet. Beim Thema Stadionverbote verteidigte Zwanziger diese Maßnahmen, versprach aber gerechte Lösungen in der Zukunft.


    "Es ist absolut inakzeptabel, wenn Rassismus oder Antisemitismus auf den Fußballplätzen stattfindet oder Menschen wegen ihrer Religion oder Hautfarbe beleidigt werden", erklärte Zwanziger zum Auftakt und erntete dafür donnernden Applaus der Fan-Beauftragten.


    Die Idee zum DFB-Fan-Kongress wurde im vergangenen Oktober geboren, als es mehrere Ausschreitungen und zahlreiche Verletzte gab. Die Fans begrüßten die Möglichkeit, direkt mit dem DFB in Kontakt zu treten: "Alle identifizierbaren Fangruppen sitzen endlich mit dem DFB an einem Tisch. Aber dieser Dialog muss nachhaltig weitergehen. Wir müssen danach ein Gremium beim DFB schaffen, das mit relevanter Fanbeteiligung stattfindet", sagte Fansprecher Mathias Scheurer von der IG Unsere Kurve. Zwanziger regte an, den Fan-Kongress künftig regelmäßig stattfinden zu lassen.


    Nach der Absage von Liga-Präsident Wolfgang Holzhäuser, der aus privaten Gründen der Veranstaltung fernbleiben musste, war der Liga-Verband in Leipzig nicht vertreten. Auch prominente Spieler waren nicht gekommen.


    Beim heiklen Thema Stadionverbote sprach sich Zwanziger gegen eine Abschaffung dieser Maßnahme aus. Allerdings versprach er für die Zukunft Verbesserungen: "Vielleicht könnte es Stadionverbote auf Bewährung geben. Aber sie gänzlich abzuschaffen, ist undenkbar. Es gibt immer Gruppen, die den Fußball als Bühne nutzen wollen."


    Noch bis zum Sonntag werden die rund 300 Fan-Beauftragen in fünf Foren mit Themen wie Sicherheit, Stadionverbote oder Diskriminierung in Fußballstadien mit Experten und Beteiligten diskutieren.


    Beim Thema Gewalt setzt Zwanziger besonders auf Prävention, weshalb der DFB die Fanprojekte auch in Zukunft unterstützen werde: "Fanarbeit muss Dauerarbeit sein. Aber Gewalt sitzt tief in unserer Gesellschaft und ist kein ausschließliches Problem des Fußballs". Zwanziger forderte auch die Kommunen und Länder auf, sich finanziell zu beteiligen.


    Seine Hoffnung auf eine Fankultur, die frei von Gewalt, Rassismus und Antisemitismus ist, bezieht Zwanziger aus der WM 2006 in Deutschland: "Was es für eine positive Fankultur in Deutschland gibt, hat die WM im vergangenen Jahr gezeigt. Diesen Gedanken müssen wir auf alle Fußballplätze in Deutschland tragen, und der Fan-Kongress ist ein wichtiger Schritt dahin".


    23.06.2007, 16:27


    kicker-online



    DFB ruft zum Kampf gegen Rassismus auf


    ERSTELLT 23.06.07, 17:18h, AKTUALISIERT 23.06.07, 17:20h


    Leipzig - Mit einem Aufruf zum gemeinsamen Kampf gegen Rassismus und Gewalt in den Fußballstadien hat Theo Zwanziger den ersten 1. DFB-Fankongress in Leipzig eröffnet. Der Präsident des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) kündigte bei der bis Sonntag dauernden Veranstaltung an, eine Reform der in Fankreisen umstrittenen Regelung zum Thema Stadionverbote zu diskutieren.


    Für die 300 Fan-Beauftragten bei der ersten Veranstaltung dieser Art erhob Mathias Scheurer die Forderung, dass der Kongress vorzeigbare Ergebnisse haben müsse und der Dialog danach in einem festen Gremium fortgeführt werden solle.


    "Es ist absolut inakzeptabel, wenn Rassismus oder Antisemitismus auf den Fußballplätzen stattfindet oder Menschen wegen ihrer Religion oder Hautfarbe beleidigt werden", erklärte Zwanziger und erntete dafür donnernden Applaus der Fan-Beauftragten.


    Beim Thema Gewalt sei vor allem die Prävention wichtig, deshalb werde der DFB Fanprojekte auch weiterhin umfassend unterstützen: "Fanarbeit muss Dauerarbeit sein. Aber Gewalt sitzt tief in unserer Gesellschaft und ist kein ausschließliches Problem des Fußballs." Deshalb müssten sich auch Länder und Kommunen an der Finanzierung beteiligen.


    Zum Thema Stadionverbote, für das es bislang weder eine Schiedsstelle noch eine Anhörung der Betroffenen gibt, versprach Zwanziger eine gerechtere Lösung: "Vielleicht könnte es Stadionverbote auf Bewährung geben. Aber sie gänzlich abzuschaffen, ist undenkbar. Es gibt immer Gruppen, die den Fußball als Bühne nutzen wollen."


    Der DFB-Chef rief die Fans auf, "Brücken zu bauen und um den besten Weg für die Zukunft des Fußball zu streiten". Bei der Diskussion fehlten die Spitzen des Ligaverbandes komplett, nachdem der amtierende Präsident Wolfgang Holzhäuser aus privaten Gründen kurzfristig abgesagt hatte. Auch prominente Spieler fehlen in Leipzig.


    Nach der Eröffnung begannen die Diskussionen in insgesamt fünf Foren mit Themen wie Sicherheit, Stadionverbote oder Diskriminierung in Fußballstadien. Dabei sollten in Leipzig, wo bei schweren Ausschreitungen im Februar 39 Polizisten verletzt worden waren, die Fans bei Diskussionsrunden wie "Repression oder Prävention - Diskussionsrunde zu staatlichen Maßnahmen der Gefahrenabwehr" auch mit szenekundigen Polizisten in Kontakt kommen. In einer weiteren Runde wird über die Problematik bei Länderspielen diskutiert, bei denen die Atmosphäre oftmals von rechtem Gedankengut, gewaltbereitem Verhalten und starken Sicherheitsmaßnahmen geprägt sei.


    Die Fans begrüßten die Möglichkeiten zum Dialog mit der DFB-Spitze beim ersten Fan-Kongress ausdrücklich. "Alle identifizierbaren Fangruppen sitzen endlich mit dem DFB an einem Tisch. Aber dieser Dialog muss nachhaltig weitergehen. Wir müssen danach ein Gremium beim DFB schaffen, das mit relevanter Fanbeteiligung stattfindet", sagte Fansprecher Mathias Scheurer von der IG Unsere Kurve. Zwanziger regte an, den Fan-Kongress künftig regelmäßig stattfinden zu lassen.


    Die Idee zu einem Fan-Kongress war nach einem schwarzen Wochenende im vergangenen Oktober mit Ausschreitungen und zahlreichen Verletzten rund um mehrere Fußballstadien in Deutschland geboren worden. Zwanziger: "Was es für eine positive Fankultur in Deutschland gibt, hat die WM im vergangenen Jahr gezeigt. Diesen Gedanken müssen wir auf alle Fußballplätze in Deutschland tragen, und der Fan-Kongress ist ein wichtiger Schritt dahin."
    (sid)

    http://www.ksta.de/jks/artikel.jsp?id=1182549671410

  • 24.06.2007 14:41 DFB-Allgemein


    Leipzig bringt Annäherung bei Stadionverboten


    Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) erkennt an, dass Änderungsbedarf bei der Verhängung von Stadionverboten besteht. Die Vertreter der Fanszenen, die an diesem Wochenende im Rahmen des ersten bundesweiten Fan-Kongresses in Leipzig getagt hatten, einigten sich auf eine Selbstverpflichtung, gegen jede Form der Diskriminierung vorzugehen. Insgesamt nahmen am zweitägigen Kongress in der Sportwissenschaftlichen Fakultät der Universität Leipzig 420 Fans und Offizielle teil. Dadurch waren Fans von 50 Vereinen der Bundesliga, der 2. Bundesliga, der Regionalligen und anderen Amateurklassen an den intensiven Diskussionen in fünf Foren beteiligt.


    "Es darf keine Kluft geben innerhalb des Fußballs, zwischen seinen Institutionen, dem Verband und der Liga, sowie den Zuschauern in den Stadien. Mit diesem Kongress haben der DFB und die Deutsche Fußball-Liga ein Gesprächsangebot gemacht, dass von Seiten der Fans großartig angenommen wurde. Den Dialog wollen wir fortsetzen", sagte Dr. Theo Zwanziger. Der DFB-Präsident hatte den Kongress "Fußball ist unser Leben - eine Annäherung" am Samstag eröffnet.


    Schmidt: "Ein erfolgreicher Versuch, den Dialog zu stärken"


    In seinem Schlusswort äußerte DFB-Generalsekretär Horst R. Schmidt am Sonntag: "Der Kongress war ein erfolgreicher Versuch, den Dialog zu verstärken und ohne Vorbehalte unterschiedliche Positionen auszutauschen. Deshalb war es auch positiv, dass Konflikte in einzelnen Sachthemen nicht ignoriert oder bagatellisiert wurden. Selbstverständlich kann ein solcher Kongress keinen Beschlusscharakter haben, aber der DFB wird alles daran setzen, die gemachten Zusagen im Laufe der zweiten Jahreshälfte umzusetzen."


    Neben Dr. Theo Zwanziger und Horst R. Schmidt war der DFB in Leipzig unter anderem auch durch seinen Sicherheitsbeauftragten Helmut Spahn und seinen Fanbeauftragten Gerald von Gorrissen vertreten.


    Im Forum "Spannungsfelder" wurde das Thema "Stadionverbote" diskutiert. Weitere Foren bearbeiteten die Themen "Fankulturen", "Fanbetreuung", "Anti-Diskriminierung" und "DFB-Länderspiele". Derzeit ist ca. 3.000 Personen in Deutschland der Besuch eines Stadions der ersten bis dritten Liga in Folge eines begangenen Fehlverhaltens verboten.


    "Gerade auch aufgrund der Gespräche mit den Fans in Leipzig, wollen wir das Verfahren der Stadionverbote reformieren", sagte Task-Force-Leiter Helmut Spahn. "Wir wollen die Dauer der Verbote, die maximal zwischen drei und fünf Jahren gelten können, gerechter gestalten und gegebenenfalls auch verkürzen. Zudem muss der Heimatverein des jeweiligen Fans beim Verfahren eingebunden werden. Schließlich wollen wir im Dialog mit den Vereinen, den Fanprojekten und der Polizei ein System der Bewährung erarbeiten. Einige Vereine haben damit bereits positive Erfahrungen gemacht."


    Neben den Fanprojekten der Vereine und der Dachorganisation Koordinationsstelle Fanprojekte (KOS) nahmen auch die bekannten Fangruppen der Szene am Kongress teil: Bündnis aktiver Fußballfans (BAFF), Pro Fans, Faninitiative "Dem Ball ist’s egal, wer ihn tritt", "Wir-sind-Ade", IG Unsere Kurve.


    Gemeinsam gegen Diskriminierung


    Bei allen Teilnehmern herrschte Einvernehmen, dass man künftig gemeinsam und entschlossen gegen jede Form der Diskriminierung vorgehen will. Die Fangruppen wollen sich unter anderem dafür einsetzen, noch stärker anti-rassistische und anti-diskriminierende Aspekte in Stadionordnungen und Vereinssatzungen einzubringen.


    "Alle bundesweit relevanten Fangruppen waren beteiligt, fast alle Projekte nutzten die maximal mögliche Teilnehmerzahl aus. Dieser Kongress wurde von Fanseite voll angenommen. Die kontroversen Themen wurden in konstruktiven und sehr diszipliniert geführten Gesprächen aufgearbeitet. Sicherlich sind auch einige Fans nicht ganz zufrieden oder sogar enttäuscht mit den Ergebnissen. Aus der Sicht des DFB hat sich der Dialog jedoch gelohnt", sagte Gerald von Gorrissen, der DFB-Fanbeauftragte.


    Bereits in Leipzig wurde vom DFB mit den Vertretern der großen Faninitiativen vereinbart, den Gedankenaustausch in der Arbeitsgruppe "Fan-Dialog" zeitnah fortzusetzen.
    [hs]


    dfb.de

  • DFB überarbeitet Stadionverbots-Richtlinien


    Leipzig (dpa) - Der Deutsche Fußball-Bund geht einen Schritt auf die Fans zu und wird die in der Szene umstrittenen Stadionverbote neu regeln.


    Der DFB-Sicherheitsbeauftragte Helmut Spahn kündigte zum Abschluss des ersten bundesweiten Fan-Kongresses in Leipzig an, dass die Richtlinien in Bezug auf Dauer, Transparenz und Gerechtigkeit in naher Zukunft modifizieren werden. Auch ein Stadionverbot auf Bewährung sei im Gespräch. «So eine Variante ist denkbar. Aber die Stadionverbote ganz abzuschaffen, ist undenkbar. Die gewaltbereiten Fans müssen aus den Stadien verbannt werden», sagte DFB-Präsident Theo Zwanziger bei seinem Kongressbesuch am Samstag.


    Die Änderungen des Stadionverbots sollen ab 1. Januar 2008 in Kraft treten und vor allem die Interessen der Fans berücksichtigen. «Das wir nicht in allen Punkten Annäherung erreichen, war klar. Aber wir haben gute Ergebnisse erzielt», meinte Spahn. Demnach soll in Zukunft über die Dauer des Stadionverbots im Einzelfall entschieden werden. Die Bezugsvereine sollen verstärkt mit einbezogen werden und es soll eine automatisierte Verbotseinstellung sowie die Möglichkeit der Bewährung geben. Insgesamt gab es fünf Diskussionsforen mit Themen wie Sicherheit, Stadionverbote, Diskriminierung und Fan-Kultur.


    «Wir sind stolz, mit dem Verband einen Schritt in die richtige Richtung gemacht zu haben», resümierte Mathias Scheurer von der Interessengemeinschaft «Unsere Kurve». Er betonte, dass die Vereine das von den Fans ausgearbeitete Papier zu den Stadionverboten unterstützen. Derzeit hat der DFB rund 3000 Stadionverbote zwischen drei und fünf Jahren verhängt. Die Fans fordern unter anderem eine maximale Dauer eines bundesweiten Stadionverbotes von einem Jahr. In der Regel soll es aber deutlich darunter liegen. Außerdem sollen die Betroffenen generell angehört werden.


    Zwanziger zog wie auch die Vertreter der Fangruppen ein positives Fazit nach der Premierenveranstaltung. «Ich finde gut, dass nichts unter den Teppich gekehrt wurde», sagte der 62-Jährige. Für Scheurer war der Kongress aber «nur der Anfang eines Dialoges, der zukünftig in einem festen Gremium fortgeführt werden muss.» Gerald von Gorissen, Leiter der DFB-Fananlaufstelle, kündigte an, dass die den Kongress vorbereitende Arbeitsgruppe als Gruppe «Fan-Dialog» weiterarbeiten werde. Ein zeitnahes weiteres Treffen ist geplant.


    Zwanziger rief zudem zum gemeinsamen Kampf gegen Rassismus und Gewalt auf. «Die Leute, die dieses schleichende Gift transportieren, haben doch gar keine Chance, wenn die anderen mutig sind und nicht weg gucken», sagte der Chef des größten deutschen Sportverbandes. Den Kampf aufgegeben hat dagegen Mario Weinkauf. Er trat beim BFC Dynamo als Präsident zurück. Weinkauf fühlte sich im Kampf gegen Teile des BFC-Anhangs, eine Mischung aus Hooligans und rechtsextremen Gewalttätern, auch vom DFB und dem Nordostdeutschen Fußballverband im Stich gelassen. «Das, was ich habe, sind Bekenntnisse und gute Worte. Aber das sind Willensbekundungen, die helfen nicht viel», sagte Weinkauf in der ARD-«Sportschau».


    Bei der zweitägigen Veranstaltung in Leipzig diskutierten 420 Vertreter von Fangruppen mit dem DFB. Fan-Kritik wurde vor allem laut, da Vertreter der Deutschen Fußball-Liga nicht anwesend waren. Ligapräsident Wolfgang Holzhäuser hatte seine Teilnahme kurzfristig aus zwingenden privaten Gründen abgesagt.


    24.06.2007 16:11:33


    Von Sandra Degenhardt, dpa


    wz

  • der Kongress hat ja viel öffentliches Interesse bekommen (ARD- und ZDF- Nachrichten / und auch die schreibende Zunft hat ziemlich aktuell berichtet)


    ..... bin mal gespannt, was unsere Teilnehmer für Erfahrungen gemacht haben und zu berichten haben :LEV19

  • Zitat

    Original von superoekland
    Bericht gibts morgen, entweder von mir oder einer meiner Mitstreiter, die wohl noch unterwegs sind. Ganz schön anstrengend so ein Fankongress :LEV6 :D


    Mit allen schmutzigen Details ??? :LEV18 :LEV8 :LEV14 :D :LEV5

    Die Jugend von heute liebt den Luxus, hat schlechte Manieren und verachtet die Autorität. Sie widersprechen ihren Eltern, legen die Beine übereinander und tyrannisieren ihre Lehrer.
    (Sokrates, gr. Philosoph, 470-399 v.Chr.)


    Wenn jemand zu Dir sagt: Die Zeit heilt alle Wunden. Hau ihm in die Fresse und sag: Warte, ist gleich wieder gut.

  • Ein überraschend harmonisches Wochenende


    VON RONNY BLASCHKE, 24.06.07, 20:48h


    In Leipzig überzeugt DFB-Präsident Theo Zwanziger die Fan-Vertreter mit einer engagierten Rede, gibt aber keine Zugeständnisse.


    Leipzig - Niemand krakeelte, es gab keine Beschimpfungen, selbst die Kritik war relativ harmlos. Als die Pressekonferenz des ersten bundesweiten Fankongresses am Sonntagnachmittag in Leipzig zu Ende gegangen war, wirkte Helmut Spahn mehr als erleichtert. Der Sicherheitschef des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) erlebte, gemessen an der Historie des Verbandes, ein harmonisches Wochenende. Es hat Zeiten gegeben, da waren Fans in der DFB-Zentrale als Terroristen und Schmarotzer beschimpft worden. Als Antwort skandierten die Anhänger „Fußballmafia DFB“. Wenn es eine Nachricht gibt, dann ist es jene, dass die hohen Herren an der Basis ihren Ruf verbessert haben. Zumindest für den Moment.


    Verdanken können sie das vor allem ihrem Präsidenten Theo Zwanziger, der am Samstag in der Sportwissenschaftlichen Fakultät eine engagierte Eröffnungsrede gehalten hatte. Selten war ein DFB-Funktionär von den kritischsten Vertretern der Fanszenen mit so viel Applaus bedacht worden. Zwanzigers Appell verdeutlichte den Wandel in der Sicherheitspolitik des DFB. Er lieferte keine Neuigkeiten, er vermeldete keine Zusagen, er streute sogar die eine oder andere Phrase, aber er bot zumindest eins: Glaubwürdigkeit. Nachdem er im meistbesuchten Forum „Spannungsfelder“ den Zorn über ungerechte Stadionverbote vernommen hatte, gestand er: „Es sind Dinge gesagt worden, die habe ich so noch nicht gesehen. Wir müssen eine gerechtere Lösung anstreben.“


    Die meisten Zuhörer wirkten daraufhin starr vor Überraschung. „Das war vor Jahren noch undenkbar“, sagt Martin Endemann, Sprecher des Bündnisses aktiver Fußballfans (Baff). Zwanzigers Partner in der einstigen Doppelspitze des DFB, Gerhard Mayer-Vorfelder, hatte den Austausch mit Fanvertretern jahrelang verweigert, weil er sich von ihnen missverstanden und beleidigt fühlte. Kurz nach dem Ausscheiden Mayer-Vorfelders im September 2006 lud Zwanziger die isolierten Initiativen nach Frankfurt ein. Er sicherte ihnen den Kongress zu, nicht jeder in der DFB-Zentrale soll darüber erfreut gewesen.


    „Diese neue Transparenz ist fast ein wenig unheimlich“, stellt Philipp Markhardt fest, Sprecher der Initiative ProFans. Rund 420 Fans, Aktivisten, Sozialarbeiter, Klubvertreter, Wissenschaftler und Polizisten hatten in verschiedenen Foren über die Probleme der Fans diskutiert. Helmut Spahn, der erste hauptamtliche Sicherheitschef des DFB, kündigte die Einführung des Stadionverbots mit Bewährung und flexibler Dauer an, spätestens für die Rückrunde der kommenden Saison. Auch der Verein des Beschuldigten soll künftig ein Mitspracherecht erhalten, bislang entschied immer der Hausherr. Man darf das zumindest als Revolutiönchen bezeichnen.


    Diese Annäherung täuschte nicht über die Versäumnisse hinweg. Die Deutsche Fußball-Liga (DFL) glänzte weitgehend durch Abwesenheit, als letzte Führungskraft musste Wolfgang Holzhäuser, der Präsident des Ligaverbandes, aus privaten Gründen absagen. Zuvor war es in der Organisation zwischen DFB und DFL zu atmosphärischen Störungen gekommen, das ist keine Neuigkeit zwischen beiden Verbänden. So wurde der Kongress zu einer DFB-Veranstaltung, an den Kosten in Höhe von rund 100 000 Euro beteiligte sich die DFL nur zu einem geringen Teil.


    Der in Leipzig verabschiedete Forderungskatalog für die Vergabe von Stadionverboten oder die Selbstverpflichtungserklärung gegen Rassismus sind Zeichen - aber keine Beschlüsse. „Das ist aufrichtig, aber noch ist nicht viel passiert“, sagt Stefan Minden, Mitglied der Fan-Initiative „Unsere Kurve“. Entscheiden muss darüber der DFB-Sicherheitsausschuss. Dieses Gremium ist noch immer von alten Seilschaften geprägt. Weil nur der Ausschussleiter von den Mitgliedern gewählt wird und dieser dann in Abstimmung mit dem Präsidium die anderen Mitglieder selbst beruft, finden sich im Ausschuss keine Fanarbeiter, sondern zumeist Polizisten und Juristen. Auch von ihnen waren bei weitem nicht alle nach Leipzig gereist.

    http://www.ksta.de/jks/artikel.jsp?id=1179819882380




    Zwanzigers unheimliche Transparenz


    Mit seiner Offenheit überrascht DFB-Chef Theo Zwanziger beim 1. Fan-Kongress die skeptische Fanszene. Die Bundesliga glänzt weitgehend durch Abwesenheit.


    Von Ronny Blaschke


    Niemand krakelte, es gab keine Beschimpfungen, selbst die Kritik war relativ harmlos. Als die Pressekonferenz des ersten bundesweiten Fankongress am Sonntag in Leipzig zu Ende war, wirkte Helmut Spahn erleichtert. Der Sicherheitschef des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) erlebte, gemessen an der Historie des Verbandes, ein harmonisches Wochenende. Es hatte Zeiten gegeben, da waren Fans in der DFB-Zentrale als Terroristen und Schmarotzer beschimpft worden. Als Antwort skandierten die Anhänger "Fußballmafia DFB". Wenn es eine Nachricht gibt, die den Kongress überdauern wird, dann jene, dass die hohen Herren an der Basis ihren Ruf verbessern konnten.


    Stadionverbot auf Bewährung


    Verdanken können sie das vor allem ihrem Präsidenten Theo Zwanziger, der am Samstag in der Sportwissenschaftlichen Fakultät eine engagierte Eröffnungsrede gehalten hatte. Selten war ein DFB-Funktionär von den kritischsten Vertretern der Fanszenen mit so viel Applaus bedacht worden. Zwanzigers Appell verdeutlichte den Wandel in der Sicherheitspolitik des DFB. Er lieferte keine Neuigkeiten, er vermeldete keine Zusagen, er streute sogar die eine oder andere Phrase, aber er bot zumindest eins: Glaubwürdigkeit. Nachdem er im meistbesuchten Forum "Spannungsfelder" den Zorn über ungerechte Stadionverbote vernommen hatte, gestand er: "Es sind Dinge gesagt worden, die habe ich so noch nicht gesehen. Wir müssen eine gerechtere Lösung anstreben."


    Die meisten Zuhörer waren überrascht. "Das war vor Jahren noch undenkbar", sagt Martin Endemann, Sprecher des Bündnisses aktiver Fußballfans (Baff). Zwanzigers Partner in der einstigen Doppelspitze des DFB, Gerhard Mayer-Vorfelder, hatte den Austausch mit Fanvertretern Jahre lang verweigert, weil er sich von ihnen missverstanden und beleidigt fühlte. Kurz nach dem Ausscheiden Mayer-Vorfelders im September 2006 lud Zwanziger die isolierten Initiativen nach Frankfurt ein. Er sicherte ihnen den Kongress zu.


    "Diese neue Transparenz ist fast ein wenig unheimlich", stellt Philipp Markhardt fest, Sprecher der Initiative ProFans. Rund 420 Fans, Aktivisten, Sozialarbeiter, Klubvertreter, Wissenschaftler und Polizisten hatten in verschiedenen Foren über die Probleme der Fans diskutierten. Helmut Spahn, der erste hauptamtliche Sicherheitschef des DFB, kündigte die Einführung des Stadionverbots mit Bewährung und flexibler Dauer an, spätestens für die Rückrunde der kommenden Saison. Auch der Verein des Beschuldigten soll künftig ein Mitspracherecht erhalten, bislang entschied immer der Hausherr.


    Man darf das zumindest als kleine Revolution bezeichnen. Spahn, ehemaliger Polizeichef in Hessen, gilt ebenso als Hardliner wie sein Vorgänger Alfred Sengle, der als Richter tätig war. Als Sicherheitsbeauftragter des Organisationskomitees für WM 2006 war Spahn mit den Fanvertretern nicht immer einer Meinung - in Leipzig präsentierte er sich dagegen als offener Gesprächspartner: "Das wir nicht immer einer Meinung sein können, ist auch klar."


    Diese Annäherung täuschte nicht über die Versäumnisse hinweg. Die Deutsche Fußball Liga (DFL), Interessenvertretung der Profivereine, glänzte weitgehend durch Abwesenheit, als letzte Führungskraft musste Wolfgang Holzhäuser, der Präsident des Ligaverbandes, aus privaten Gründen absagen. Zuvor war es in der Organisation zwischen DFB und DFL zu atmosphärischen Störungen gekommen, das ist keine Neuigkeit zwischen beiden Verbänden. So wurde der Kongress zu einer DFB-Veranstaltung, an den Kosten in Höhe von rund 100.000 Euro beteiligte sich die DFL nur zu geringem Teil.


    Es bleibt abzuwarten, ob allein der anerkannte Soziologe Thomas Schneider als neuer Fanbeauftragter das Bewusstsein in der DFL verändern kann. Sie hat eine Chance ausgelassen, ihren Ruf zu glätten. Ähnliches gilt für die Zentrale Informationsstelle Sporteinsätze in Düsseldorf (ZIS), die die umstrittene Datei "Gewalttäter Sport" verwaltet, und die Entscheidungsträger vieler Profiklubs. Auch sie hatten nicht genug Personal geschickt, um Missverständnisse auszuräumen.


    Zweifelhaft bleibt, ob die vielen Bekundungen Wirklichkeit werden. Der in Leipzig verabschiedete Forderungskatalog für die Vergabe von Stadionverboten oder die Selbstverpflichtungserklärung gegen Rassismus sind Zeichen - keine Beschlüsse.


    (SZ vom 25.6.2007)