Erfolgreiche Erziehung
VON MICHAEL RAHM, 01.10.07, 06:45h
Der bulgarische Zugang Atanas Kurdov rettet Bayer mit seinem ersten Tor den dringend benötigten Sieg.
Leverkusen - Viele der 690 Zuschauer werden sich in der Halbzeitpause beim Oberliga-Duell zwischen Bayer Leverkusen II und Germania Dattenfeld fragend angeschaut haben. Hatten beide Mannschaften schon vor der Begegnung die Trikots getauscht? Dass Bayer Leverkusen II am Ende mit 1:0 (0:0) gewinnen würde, konnte nach 45 Minuten zumindest niemand ahnen. Der Liga-Neuling trumpfte auf wie ein Aufstiegsaspirant.
Bayer dagegen zeigte zunächst eine der schwächsten Leistungen der letzten zwei Jahre. Kein Feuer, wenig Laufbereitschaft und Angsthasen-Fußball. Die drei vergangenen Partien ohne Sieg hatten die Mannschaft scheinbar komplett verunsichert. Auch Trainer Ulf Kirsten wunderte sich: „Ich habe keine Erklärung, warum wir so mutlos und zerfahren gespielt haben. Wir sprachen in der Kabine ruhig und sachlich an, dass wir besser spielen können und müssen.“ Der Coach blieb tatsächlich eher gelassen und verzichtete komplett auf Auswechslungen - trotz des biederen Spiel seiner Elf in der ersten Hälfte. Auch eine Erziehungsmaßnahme: Wenn sich zehn Feldspieler aufdrängen, vorzeitig in die Kabine zu gehen, dann lässt man einfach alle auf dem Platz. Eine durchaus gelungene Aktion. Als die Spieler erkannten, dass sie am Freitagabend nicht frühzeitig ins Wochenende durften, traten sie aggressiver und mutiger auf.
Dass der zweite dann spiegelverkehrt zum ersten Durchgang verlief, fand auch Trainer Kirsten: „Wir haben mit einem sensationellen Spielzug das Tor erzielt. Aufgrund der zweiten Halbzeit denke ich, dass wir verdient gewonnen haben. Es war aber sehr schwer, die drei Punkte zu holen.“ Der Spielzug, der dem Trainer so gut gefiel, startete bei Dennis Schmidt, der wiederum Mohammed Lartey bediente. Dieser flankte direkt nach innen, wo Atanas Kurdov nur noch den Fuß hinhalten musste (54.). Es war das erste Saisontor des bulgarischen Zugangs, und Ulf Kirsten sowie Dirk Dreher wurden von ihm anschließend ganz besonders intensiv geherzt. Die Szene war allerdings auch bereits das beste, was das Offensiv-Trio zeigte.
Doch es sollte reichen, da Dattenfelds Trainer Herman-Josef Werres einer guten Idee eine nicht wirklich nachvollziehbare Eingebung folgen ließ. Er überraschte Bayer zu Beginn des Spiels mit einer sehr offensiven Ausrichtung. Ebenso überraschend allerdings seine Auswechslung 20 Minuten vor dem Ende der Partie. Mit Frank Döpper, der in Hälfte eins auch die beste Chance der Gäste hatte, nahm er eine Waffe aus dem Spiel, vor der die Leverkusener viel Respekt zeigten. Der Stoßstürmer empfand seine Auswechslung ebenfalls als unsinnig und verließ das Spielfeld wild schimpfend. Anschließend war auch jegliches Feuer aus der Partie, zumal Dattenfelds Eugen Tschumakow mit Gelb-Rot Döpper unfreiwillig in die Kabine folgte (75.).
Die Gäste ergaben sich, und als Werres in der Nachspielzeit eine weitere Auswechslung tätigte, war klar, dass sich Dattenfeld nicht mehr zu einem finalen Ansturm motivieren konnte. Für Bayer war es ein dringend benötigter Sieg, der den Druck etwas von der Mannschaft nimmt. Am nächsten Freitag geht es mit einem Heimspiel gegen Wuppertal II weiter. Die Leverkusener sollten sich dann nicht darauf verlassen, dass nur eine gute Hälfte ausreicht.
Bayer 04 II: Fernandez, Falkenberg, Hegeler, Happe, Trick, Schultens, Kratz, Lartey, Kurdov (79. Scannewin), Grischok (74. Schauerte), Schmidt (86. Zieba)
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