Erstaunlich brutal
VON FRANK NÄGELE
An der Bestrafung der TuS Koblenz durch die Deutsche Fußball-Liga erstaunen vor allem zwei Dinge: Härte und Zeitpunkt. Acht Punkte sind genau ein Fünftel dessen, was ein Profiverein zum Überleben nach einem ganzen Jahr Existenzkampf braucht. Fünf Spieltage vor Schluss kommt ihr Verlust einem halben Todesurteil gleich. Es scheint außer Frage zu stehen, dass sich der Klub nicht korrekt verhalten hat. Vergehen gegen die Lizenzierungsbestimmungen und Verletzungen der Auflagen sind keine Kavaliersdelikte. Sich Spieler zu leisten, die nicht verpflichtet werden dürften und dann Vereine zu schlagen, die sich im Rahmen ihrer Möglichkeiten bewegt haben, ist mit Doping vergleichbar. Jemand hat sich auf verbotene Weise stärker gemacht.
Allerdings ist von außen schwer zu beurteilen, ob die Strafe angemessen ist. Dazu verfügt die Öffentlichkeit einerseits über zu wenig Detailwissen im vorliegenden Fall und andererseits nicht über Vergleiche mit ähnlichen Rechtsbrüchen und deren Folgen. Die DFL hat mit diesem Spruch vor allem zum Ausdruck gebracht, dass nach ihrer Meinung in Koblenz bei der Lizenzierung auf eine Weise betrogen wurde, wie noch nie in der jüngeren Geschichte des deutschen Profi-Fußballs. Andernfalls wäre das Urteil so, wie die Geschädigten es jetzt sehen: unfair und viel zu hart.
Die Folgen der Entscheidung entbehren außerdem nicht einer erheblichen Portion Zynismus: Der Verein, der wie kein anderer profitiert vom Koblenzer Punktabzug, ist der 1. FC Kaiserslautern, der Inbegriff von Krise und Misswirtschaft schlechthin. Er wird seit kurzem geführt vom ehemaligen Koblenzer Manager Stefan Kunz und dem ehemaligen Koblenzer Trainer Milan Sasic.
Quelle: ksta.de