Jupp Derwall ist tot
Ex-Bundestrainer stirbt
im Alter von 80 Jahren
Der ehemalige Fußball-Bundestrainer Jupp Derwall ist tot. Er starb am Dienstag nach kurzer schwerer Krankheit im Alter von 80 Jahren. Das bestätigte der Deutsche Fußball-Bund (DFB) in einer Pressemitteilung.
DFB-Präsident Theo Zwanziger würdigte seine Verdienste: "Jupp Derwall hatte in den 70- und 80er-Jahren einen wesentlichen Anteil an den großen Erfolgen der deutschen Nationalmannschaft. Mit seiner stets optimistischen und um Ausgleich bemühten Lebensart hat er viele Freunde gewonnen. Seine fachliche Kompetenz war immer unbestritten. Der DFB und der deutsche Fußball verlieren in ihm einen herausragenden Trainer, der in seiner Zeit eine hohe internationale Anerkennung hatte", sagte Zwanziger.
Nachfolger von Helmut Schön
Nach der Fußball-Weltmeisterschaft 1978 wurde Jupp Derwall Nachfolger von Helmut Schön als Bundestrainer, unter dem er bereits von 1970 bis 1978 als Assistenztrainer der Nationalmannschaft gearbeitet hatte.
Seine größten Erfolge waren der Gewinn der Europameisterschaft 1980 in Italien und der zweite Platz bei der Weltmeisterschaft 1982 in Spanien.
Verhaltene Freude über den 80.
Noch an seinem 80. Geburtstag am 10. März galt Derwalls Sorge nicht seiner eigenen Gesundheit. "Wenn man im Verwandtenkreis jemanden hat, der schwer erkrankt ist, dann kann man kein lustiges Gesicht aufsetzen", sagte Derwall.
Dennoch stieß er im heimischen St. Ingbert/Saarland im Kreise der Familie auf seinen Ehrentag an: "Es geht mir ganz gut, ich kann und will mich nicht beschweren. Wenn man öfter zu Besuch ins Krankenhaus muss und sieht, wie schlecht es manchen Menschen geht, dann darf man sich nicht beklagen."
Derwall hinterlässt seine Frau Elisabeth, mit der er seit 1963 verheiratet war, seine beiden Kinder Patrick und Manuela sowie vier Enkelkinder. Nach seinem Herzinfarkt im Jahr 1991 hatte es der zweimalige Nationalspieler, der bei Rhenania Würselen, Alemannia Aachen, Fortuna Düsseldorf, FC Biel und FC Schaffhausen aktiv war, ruhiger angehen lassen.
Trauer in der Türkei
"Ich hatte immer ein gutes Verhältnis zu meinen Spielern. Auch wenn man mir die lange Leine oft vorgeworfen hat, würde ich es heute nicht anders machen. Man muss das Vertrauen der Spieler haben", erklärte Derwall, der Mittelstürmer Horst Hrubesch immer als seinen Lieblingsspieler bezeichnet hatte.
Auch viele Fußball-Fans in der Türkei trauern um Derwall. Zwei Meistertitel und ein Pokalsieg mit Galatasaray Istanbul zwischen 1984 und 1988 verhalfen Derwall am Bosporus zu Ruhm und Ehre. Die Universitäten in Aachen und Ankara verliehen dem Träger des Bundesverdienstkreuzes erster Klasse als "Architekt der Freundschaft zwischen Deutschland und der Türkei" die Ehrendoktorwürde.
Infobox
Jupp Derwall (10. März 1927 - 26. Juni 2007)
Vereine als Spieler: Rhenania Würselen, Alemannia Aachen, Fortuna Düsseldorf, FC Biel, FC Schaffhausen
Erfolge als Spieler: 1953 DFB-Pokalfinale mit Aachen (1:2 gegen Rot-Weiss Essen) 1954 Zwei Länderspiele gegen England und Portugal
Trainerstationen: 1970 bis 1978 Assistenztrainer der Nationalmannschaft 1978 bis 1984 Bundestrainer 1984 bis 1988 Trainer Galatasary Istanbul
Erfolge als Trainer:
Europameister 1980
Vize-Weltmeister 1982
67 Länderspiele: 45 Siege, 11 Unentschieden, 11 Niederlagen Serie von 23 Länderspielen ohne Niederlage
Zwei Mal türkischer Meister und ein Mal Pokalsieger mit Galatasaray Istanbul
"Ein feiner Mensch"
Rudi Völler: (Ehemaliger DFB-Teamchef und Weltmeister 1990): "Jupp Derwall hat mich zum Nationalspieler gemacht. Für mich ging damals ein Traum in Erfüllung. Er war ein sehr besonnener und ruhiger Trainer, dazu ein feiner Mensch - eine große Persönlichkeit."
Paul Breitner (Weltmeister 1974): "Ich bin schon betroffen, weil wir nach anfänglichen Problemen zum Ende meiner aktiven Zeit als Fußballer ein sehr herzliches Verhältnis hatten."
Karl-Heinz Förster (Vize-Weltmeister 1982): "Jupp Derwall war ein sehr harmoniebedürftiger Mensch, auch als Trainer. Ich habe durch ihn große Zeiten erlebt, er hat mich mit 19 Jahren zum Stammspieler gemacht. Ich kann nur Positives über ihn sagen. Bei und vor der WM 1982 hätte er gleich auf den Tisch hauen sollen. Mit einer sehr guten Vorbereitung hätten wir Weltmeister werden können. Es war sein Makel, dass er ein bisschen zu gutmütig war. Als Mensch kann ich nur positiv von ihm sprechen."
Bernd Hölzenbein (Weltmeister 1974): "Ich kenne ihn nur als Co-Trainer von Helmut Schön und habe ihn nie als Chef erlebt. Ich ziehe den Hut vor seiner Leistung, eine Rekordserie von 23 Länderspielen ohne Niederlage geschafft zu haben."
Ottmar Walter (Weltmeister 1954): Sein Tod überrascht mich, weil ich von seiner kurzen schweren Krankheit gar nichts gehört habe. Allerdings ist es nach seinem 80. Geburtstag im März still um ihn herum geworden. Wir hatten immer ein sehr gutes Verhältnis."