MEINUNG: WDR 2 KLARTEXT
--------------------------------------------------------------------------------
Doping bei Gerolsteiner: Vom Mittäter zum Opfer
Autor: Holger Kühner
Der sofortige Rückzug von Gerolsteiner aus dem Radsport ist nur ein Signal. Der Sprudelhersteller zieht sich - vor langer Zeit angekündigt - zum Ende des Jahres aus dem Profiradsport zurück. Nun eben gleich, fünf Tage vor Ende der Saison.
Der offizielle Grund hört sich eher an wie die Pointe aus einem politischen Kabarett. Die Radfahrabteilung im Hause Gerolsteiner hat gegen den Ethikcode der Teamvereinigung MPCC verstoßen. Klub der Anständigen nannten sie sich. Für diejenigen, die glauben, sich verhört zu haben: Klub der Anständigen. Einst war die Teilnahme an der Tour de France eine Frage der Ehre, heute nur noch eine Frage der Lüge.
Fein raus ist bisher aber nur der Teamchef. Hans Michael Holczer sieht sich ja als Opfer, wenn er sagt, er habe die kriminelle Energie unterschätzt. Ein schwerer Vorwurf an die Kriminellen oder Verbrecher, denn das müssen dann zwangsläufig die Radfahrer sein. Erst Stefan Schumacher, jetzt Bernhard Kohl. Beide bei der Tour de France positiv auf das Dopingmittel CERA getestet. Beide aus dem Team Gerolsteiner, Teamchef Hans-Michael Holczer.
Gedopt wird heimlich, im Hotelzimmer. Zugesehen hat Holczer sicherlich nicht, wie sich Schumacher und Kohl die EPO-Spritzen setzten. Wer aber wie Holczer seit mehr als zehn Jahren einen Profiradrennstall betreibt, dem muss es doch komisch vorkommen, dass der Österreicher Kohl gleich bei seiner ersten Tour-de-France-Teilnahme dritter in der Gesamtwertung wird und auch noch das Trikot der Bergwertung gewinnt.
Wer jetzt nicht stutzig wird, kann nur die Parole kennen: Augen zu und durch. An dieser Stelle werden sogar Kronzeugen wie Doping-Radfahrer Patrik Sinkewitz glaubwürdig, der sagt: Doping ist nur, wenn man erwischt wird, nicht, wenn man dopt. Für Teamchefs wie Holczer gilt: Radfahrer dürfen so lange dopen, bis sie erwischt werden - dann lässt man sie fallen. Und ist schockiert - so macht man sich vom Mittäter zum Opfer.
http://www.wdr.de/radio/wdr2/dertag/491462.phtml
Wirklich ein sehr guter Kommentar,den kann man zu 100% unterschreiben