Radsport-Thread

  • Milram-Sprinter Gerald Ciolek


    Erfahrungen als Leitfigur


    Von Michael Ostermann


    Auf der 10. Etappe verpasst Gerald Ciolek im Finale wieder den Anschluss. Der Milram-Sprinter findet sich nur langsam in seine Rolle als Co-Kapitän.


    "Es war nicht direkt ein Streik, aber wir wollten kein Chaos." Milram-Profi Johannes Fröhlinger machte kein großes Aufheben um die Geschehnisse des Tages. Die Aufregung um die gekappten Funkverbindungen zwischen Team-Fahrzeugen und Radprofis mündete in einem ziemlich normalen Tag für eine Flachetappe. Die Hoffnung auf ein funkfreies Spektakel am französischen Nationalfeiertag verpuffte aufgrund des Widerstands der Hauptdarsteller.


    Das Peloton schickte vier Ausreißer nach vorne, begrenzte den Abstand auf zwei bis drei Minuten, stellte das Quartett 1,4 Kilometer vor dem Ziel in Issoudun. Es folgte ein Sprintfinale mit dem erwarteten Sieger – Mark Cavendish. Der Brite bleibt auch nach den Pyrenäen unschlagbar im Schlussspurt.


    Abendliche Analyse


    Für Aufregung sorgten lediglich zwei Stürze im Finale. Vor allem bei Gerald Ciolek, der dadurch wie schon auf der zweiten Etappe den Anschluss an die Spitze verpasste. "Ich frage mich schon, was so ein Finale soll", ärgerte sich Ciolek, der als Elfter über den Zielstrich gerollt war. "Ich habe ja nichts gegen Kurven, aber gleich mehrere hintereinander, die dann auch noch schwer einsehbar sind. Das muss ja nicht sein." Der Sprinter des Teams Milram wollte aber nicht allein die Streckenführung für sein Ergebnis verantwortlich machen. "Wir werden das heute Abend analysieren, warum ich im Finale nicht weiter vorne positioniert war und was ich falsch gemacht habe."


    Die abendliche Analyse ist Teil seiner neuen Rolle beim Team Milram, in die er erst langsam hineinwächst. Ciolek ist erst 22 Jahre alt. Das vergisst man leicht, denn er ist ja seit seinem überraschenden Sieg bei den Deutschen Meisterschaften 2005 fest verankert im Bewusstsein jener, die sich für Radsport interessieren. Damals düpierte Ciolek die Favoriten Erik Zabel und Robert Förster im Sprintfinale. Ein Jahr später wurde er in Salzburg U23-Weltmeister, gewann 2007 drei Etappen der Deutschland-Tour und debütierte im vergangenen Juli bei der Tour de France. Das ist ein steiler Aufstieg und doch sagt Ciolek, es fehle ihm noch an Erfahrung. "Ich weiß, wie man sich in einem Sprint verhält, wie man sich die Kräfte einteilt, aber mir fehlt die Erfahrung, wie man sich als Kapitän verhält", sagt Ciolek.


    Puffer Wrolich


    Er hat die Herausforderung, der Anführer zu sein, gezielt gewählt. Deshalb hat er im Winter das Team Columbia verlassen. Dort war Ciolek im vergangenen Jahr noch der Sprintvorbereiter für Cavendish. Jetzt soll er den schnellen Briten besiegen, falls das überhaupt möglich ist. Doch vor allem muss Ciolek jetzt seine Kollegen instruieren, damit diese ihn in die richtige Position im Finale chauffieren.


    Ciolek verlässt sich in den Finals auch auf die Dienste von Peter Wrolich. Der 34 Jahre alte Österreicher hat die meiste Erfahrung im neunköpfigen Tourkader des deutschen Rennstalls. Wrolich fährt aber nicht nur die Sprints für Ciolek an. "Er dient mir auch als Puffer, der die entscheidenden Kommandos gibt", erklärt der Pulheimer. "Er sagt an, wann die Mannschaft fahren soll." Damit nimmt Wrolich den jungen Kollegen aus der Schusslinie. "Wenn man die Kommandos selbst gibt und dann drei Mal nur Siebter oder Achter wird, dann fällt das schnell auf den Sprinter zurück", meint Ciolek. Die Arbeiter würden sich dann schon bald fragen, ob der Chef sich tatsächlich so gut fühlt, wie er angibt.


    Vorbild für den Nachwuchs


    Bisher hatten die Kollegen nicht viel zu klagen. "Wir haben gezeigt, dass wir vorne mitfahren können", sagt Ciolek. Auf der zweiten Etappe sprintete er auf Rang sechs, nachdem ihn ein Sturz kurz vor dem Ziel ausgebremst hatte. Bei der fünften Etappe in Perpignan beendete er einen schwierigen Tag mit Sturz, Defekt und Windkante als Fünfter. In Barcelona, dem Zielort des sechsten Teilstücks, sprang am Ende Rang vier heraus. Ciolek nähert sich langsam dem erklärten Ziel – einem Etappensieg. Doch dem Pulheimer sind inzwischen auch Zweifel gekommen, ob er es in diesem Jahr noch schaffen kann. "Ich muss an meiner Sprintfähigkeit arbeiten, das habe ich vielleicht in den letzten Jahren tendenziell vernachlässigt", sagt er. Stattdessen habe er seine Allrounder-Fähigkeiten verbessert. Deshalb sind es derzeit eher die etwas schwierigeren Ankünfte als die reinen Massensprints, bei denen sich Ciolek in Szene setzen kann.


    Ein Tour-Etappensieg würde Ciolek aber nicht nur in seiner Rolle als Kapitän stärken, sondern ihn noch stärker in die Verantwortung als eines der neuen Gesichter des deutschen Radsports drängen. Einer, der mit seinem Auftreten, seinen Erfolgen auch den Nachwuchs wieder begeistern soll für dieses angeschlagene Metier des Radsports. Das ist viel Verantwortung für einen 22-Jährigen. "Wir können als Profis nur transparent, sauber und natürlich erfolgreich sein", sagt er. Ciolek ist dem Nachwuchsbereich noch nicht lange entsprungen und hält weiter Kontakt zu seinem Heimatverein, dem Pulheimer SC. Am Ende der Saison verteilt er dort immer Trikots und andere Ausrüstung. "Ich weiß ja selbst noch, wie ich mir im Winter Plastiktüten um die Schuhe gewickelt habe, weil ich das Geld für die Überschuhe nicht hatte", erzählt er.


    Natürlich spricht er mit den Jugendlichen auch über das Leben als Radprofi. Dabei geht es nur selten auch um Doping. Prävention sei wichtig, findet Ciolek. "Aber letztlich geht es ja vor allem um den Sport." Und darum, mit Rückschlägen umzugehen. Am Dienstag ist ihm das in Issoudun ganz gut gelungen. "Ich bin", sagte Ciolek "nicht übermäßig enttäuscht. Morgen ist ein neuer Tag."


    sport.ard.de

  • Schaut mal hier, ein interessanter Artikel, damit glaube ich mittlerweile nicht mehr, dass die Tour wieder ein großer Schritt zu mehr Sauberkeit im Radsport wird...
    Bisher waren die AFLD-Kontrollen immer die Besten, aber jetzt darf ja wieder die UCI testen und auch das Beispiel "l'euqipe", sonst recht kritisch belegt, dass der ASO jetzt doch lieber das Geld durch das Spektakel wichtig ist. Es ist zum Heulen... :LEV15Doping-Jäger erbost: Kaffee statt Kontrolle bei Astana

  • Hier noch ein interessanter Artikel der ganzen problematik.


    sueddeutsche.de


    Ein Schelm wer böses dabei denkt... :LEV18
    Dort gehts mal wieder nur um die dicke Kohle. Bin mir sicher, das die UCI dieses Jahr (dem Armstrong-Jahr) den Zuschauern ne gaaaanz saubere Tour verkaufen wollen. Ja ne, is klar.
    Da sind mehr gedopte Fahrer unterwegs, als man sich wahrscheinlich ausmalen kann. Und was sich das Team Astana und auch der ach so saubere Herr Armstrong da erlauben ist ja schon skandalös.

  • Ehrlich gesagt, kann ich mir nur bei den Hinterher-Fahrern vorstellen, dass sie evtl. nicht gedopt sind.
    Alle anderen werfen sich das Zeug doch wie Gummibären und Wasser ein. Kann mir keiner von den Topfahrern erzählen, dass er niemals gedopt hat.


    Trotz Dopings ist es aber immer noch eine Riesenleistung.
    Leider habe ich nicht gewusst, dass die Tour durch Barcelona ging als ich da war. Schade.

    C. Streich: "Ich habe zwar einen deutschen Pass, aber ich fühle mich nicht als Deutscher. Ich bin ein Mensch, der einen Pass hat, in dem deutsch drin steht"
    Möge die Macht mit Bayer04 sein!

  • Und täglich grüßt das Murmeltier...


    Ob das mal irgendwann aufhört? Ich wage es zu bezweifeln!
    Fahrrad ist wohl jeder mal gefahren und in ihrer Freizeit werden das nicht wenige noch tun...
    Also ist die Aufmerksamkeit noch viel zu groß und jetzt mit dem Ami, hast du noch die USA dazu gewonnen... also hängt da viel zu viel Kohle dran...

    „Das Runde muss ins Eckige“
    „Der Sturm schießt Tore, aber die Abwehr gewinnt die Spiele“

  • Artikel wie diese und die darin beschriebenen Zustände sind es, die einen zweifeln lassen, dass man in diesem Sport überhaupt gegen Doping kämpfen will. Zumindest in den nicht unerheblichen Führungspositionen sitzen an vielen Stellen Leute, denen das ziemlich egal zu sein scheint. Der Fisch stinkt vom Kopfe her. Kein Wunder, dass es die ehrlichen dann schwer haben und aller Wahrscheinlichkeit nach munter weitergemacht wird.

  • Zitat

    Original von Erik M.
    Artikel wie diese und die darin beschriebenen Zustände sind es, die einen zweifeln lassen, dass man in diesem Sport überhaupt gegen Doping kämpfen will.


    So wie die Geschichte mit den Herren Janker und Ibertsberger? :LEV18


    Einerseits ist es schockierend, dass so etwas immer noch passiert, andererseits ist es umso erfreulicher, dass diese Informationen an die Öffentlichkeit kommen und den Druck auf die UCI erhöhen. Den Weltverband kann man eh vergessen.

  • Auch heute wieder eine klare Sache für Mark Cavendish, der seinen 4. Etappensieg geholt hat, erneut dank einer bärenstarken Vorbereitung durch sein Team.


    Ciolek hat heute bessere Unterstützung von seinem Team bekommen, im Sprint hat er sich dann aber taktisch unklug positioniert und das Finish verschlafen.

  • Zitat

    Original von BigB
    Den Weltverband kann man eh vergessen.


    Aber genau das ist doch eines der Hauptprobleme dieser Sportart. Wenn der Verband nicht gegen Doping kämpft, warum sollten die Fahrer es dann nicht weiter so handhaben wie bisher? Der ehrliche ist m.E. nach wie vor der Dumme und das darf nicht sein.

  • Zitat

    Original von Erik M.
    Aber genau das ist doch eines der Hauptprobleme dieser Sportart. Wenn der Verband nicht gegen Doping kämpft, warum sollten die Fahrer es dann nicht weiter so handhaben wie bisher? Der ehrliche ist m.E. nach wie vor der Dumme und das darf nicht sein.


    Da bin ich voll deiner Meinung. Deshalb finde ich es gut, wenn so etwas an die Öffentlichkeit kommt und den Druck auf den Verband erhöht. Es ist ja nicht so, als würden die nichts gegen Doping machen, aber im Fall Armstrong und Astana scheint wirklich der finanzielle Aspekt vor dem sportlichen zu stehen.

  • Neues deutsches Team NetApp will in die ProTour


    Das neue deutsche Team NetApp will in spätestens vier Jahren in der ProTour fahren. Das erklärte Teamchef Ralph Denk in einer Pressemitteilung des Rennstalls, der seinen Sitz im oberbayerischen Raubling haben wird. Die Sportliche Leitung übernehmen Ex-Telekom-Profi Jens Heppner und Enrico Poitschke, der am Ende der vergangenen Saison seine Karriere bei Milram beendet hatte.


    „Mit Jens und Enrico sind wir auf der sportlichen Seite bestens aufgestellt und mit NetApp haben wir einen Sponsor, der von unserem Vorhaben begeistert ist und die finanzielle Grundlage für eine neue Aufbauarbeit leistet“, sagte Denk. „Dass dies nicht von heute auf morgen geht, ist allen Beteiligten klar, doch unser Plan ist es, innerhalb von vier Jahren in der Pro Tour mitzufahren.“


    Der IT-Hersteller NetApp ist im Sport-Sponsoring bereits auf dem deutschen Markt aktiv und unterstützt den Fußball-Bundesligsten TSG Hoffenheim sowie den Eishockeyclub Mannheimer Adler. Das Engagement im Radsport ist zunächst auf zwei Jahre ausgelegt. Das Team wird 2010 mit einer Continental-Lizenz fahren.


    http://www.radsport-news.com/sport/sportnews_58123.htm

  • Zitat

    Original von Eisenacher


    Da sind mehr gedopte Fahrer unterwegs, als man sich wahrscheinlich ausmalen kann.


    99% sind mindestens gedopt...das Produkt Radsport lebt vom Doping.


    Eine Tour wo aufeinmal alle Fahrer 15 Minuten langsamer sind oder nach ner Bergwertung am nächsten Tag einbrechen kann sich der Sport scheinbar nicht leisten.

  • Zitat

    Original von SVB-Denz
    99% sind mindestens gedopt...das Produkt Radsport lebt vom Doping.


    Eine Tour wo aufeinmal alle Fahrer 15 Minuten langsamer sind oder nach ner Bergwertung am nächsten Tag einbrechen kann sich der Sport scheinbar nicht leisten.


    Ja nee, ist klar.

  • Zitat

    Original von SVB-Denz
    99% sind mindestens gedopt...das Produkt Radsport lebt vom Doping.


    Eine Tour wo aufeinmal alle Fahrer 15 Minuten langsamer sind oder nach ner Bergwertung am nächsten Tag einbrechen kann sich der Sport scheinbar nicht leisten.


    Sehe ich grundsätzlich genauso. Jedoch gilt das auch für weitere Profisportarten.



    biba