Mit Staub und Pathos

  • Mit Staub und Pathos
    VON RALPH ELSEN


    (RP) Nach dem Abgang von Juan muss die Innenverteidigung bei Bayers Fußballern neu besetzt werden. Die Neulinge Friedrich und Sinkiewicz wetteifern mit Callsen-Bracker und Haggui um die beiden Posten.


    Ob sie es ohne Qualitätseinbuße können, ist gar nicht mehr die Frage. „Sie werden ihn ersetzen müssen“, sagt Michael Skibbe ganz bestimmt. In ihrem brasilianischen Innenverteidiger Juan haben Bayers Fußballer einen Weltklassemann verloren, dessen Abgang nach Rom einen langen Schatten wirft. Für die zentralen Abwehrpositionen verpflichteten die Leverkusener in Manuel Friedrich (27 Jahre/Mainz) und Lukas Sinkiewicz (21/Köln) zwei Profis, die schon erste Erfahrungen im Dunstkreis der Nationalmannschaft gesammelt haben.


    Jan-Ingwer Callsen-Bracker und der Tunesier Karim Haggui sind die bereits bekannten weiteren Alternativen als Vorstopper. Vier Kandidaten, von denen in der Regel zwei spielen werden. „Jeder hat erst mal die gleiche Chance, sich während der Vorbereitung ins Team zu spielen“, betont Skibbe, und Bayers Trainer beeilt sich anzumerken, „dass wir in diesem Bereich sehr ausgeglichen besetzt sind und vier erstklassige Leute haben“.


    Friedrich und Sinkiewicz bringen neben ihrer Position noch eine weitere Gemeinsamkeit mit: Es war für sie nicht unbedingt eine Herzensangelegenheit, ihre alten Klubs Richtung Leverkusen zu verlassen. „Wenn man von Köln zu Bayer geht, wirbelt das immer Staub auf und geht nicht geräuschlos über die Bühne. Der Abschied fiel mir auch schwer, aber sportlich bin ich ja aus voller Überzeugung hierhin gekommen“, sagt Sinkiewicz, „ich will mich bei Bayer verbessern und im Tagesgeschäft Leistung bringen.“ Skibbe sieht den furchtlosen Rotschopf vor allem als „starken Zweikämpfer mit mächtiger Statur“, Friedrich hingegen würde Probleme eher fußballerisch lösen wollen und organisiere „noch einen Tick besser“.


    Beim Ex-Mainzer legt sich einiges Pathos in die Stimme, wenn er auf den Ortswechsel angesprochen wird. „Der FSV wird immer mein Verein bleiben. Die Entscheidung, diesen Klub zu verlassen, war eine der schwierigsten in meinem Leben. Aber ich habe nun mal sportliche Ziele, die in der 2. Liga nicht zu verwirklichen sind“, meint Friedrich, der sich abseits des Platzes bewusst wenig mit seinem beruflichen Tun beschäftigt. „Ich spiele gern Fußball, da muss ich ihn nicht auch noch dauernd gucken oder drüber lesen“, sagt er.


    Dass sie als Neulinge nicht automatisch gesetzt sind bei Bayer, scheint beiden bewusst. „Mir ist klar, dass ich mir meinen Platz erkämpfen muss“, erklärt Friedrich. Und „Sinke“ weist darauf hin, „dass die Konkurrenz hier groß ist mit Manuel, Karim und Janni, die ja auch alle Klasseleute sind“. Ob das reichen wird, um einen Juan vergessen zu machen? „Eines darf man nicht vergessen“, sagt Michael Skibbe, „wir haben auch mit Juan in den letzten beiden Jahren viel zu viele Gegentore schlucken müssen.“



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