Ein Tor-Arbeiter vom Olymp
Deutlich mehr als zehn Treffer wünschen sich die Leverkusener vom Bundesliga-Torschützenkönig, der aus Bochum gekommen ist.
Abtwil - Die Trefferquote seiner Stürmer hat Leverkusens Sportchef Rudi Völler zuletzt nicht überzeugt: „Mensch, elf, zwölf Dinger, das ist zu wenig. Die hab ich ja noch im letzten Jahr meiner Karriere gemacht, obwohl ich vor Schmerzen nicht mehr richtig trainieren konnte“, sagt der ehemalige Weltklassestürmer. Zehn Treffer, das war zuletzt die Höchstmarke in Leverkusen, gehalten von Andrej Woronin.
Die Zeit des lebenslustigen Ukrainers ist vorüber, ab jetzt soll der „Blitz vom Olymp“ in die Gegner beziehungsweise deren Tore fahren. So hat der „Kicker“ einmal Theofanis Gekas getauft. 20-mal hat der Grieche für den VfL Bochum getroffen und sich in der vergangenen Bundesligasaison die Torjägerkanone geholt. Der 27-Jährige soll in die Fußstapfen der großen Leverkusener Torjäger treten: Ulf Kirsten, Rudi Völler, Dimitar Berbatow. „Völler ist eine Legende“, sagt Gekas, „es freut mich, dass er mich ausgewählt hat.“ Gekas ist kein Mann der großen Sprüche, kein Glamour-Torjäger. Wenn er übers Toreschießen redet, fällt oft das Wort Arbeit, er schaut oft grimmig drein auf dem Platz, auf dem er neuerdings mit gekürztem Nackenspoiler zu sehen ist.
Beim VfL Bochum nannte ihn Trainer Marcel Koller die „Lebensversicherung“ für den Verein. Bochum hätte diese Versicherungspolice per Option verlängern können, doch zu halten war Gekas nicht mehr: 2,3 Millionen hat Leverkusen nach Klubdarstellung nach Bochum überwiesen und eine weitere Million an Panathinaikos Athen, von wo Bochum Gekas ausgeliehen hatte - für nur 300 000 Euro. 3,3 Millionen sind nicht viel für einen Mann aus der seltenen Kategorie der „Knipser“. Doch Bochumer Torjäger haben im letzten Jahrzehnt oft versagt, nachdem sie den Verein verlassen hatte. Das ging Thomas Christiansen so, Vahid Hashemian (beide nach Hannover) und auch Peter Madsen, der beim 1. FC Köln nicht mehr traf - seit der Zeit des jetzigen Managers Stefan Kuntz scheint ein Fluch die Bochumer zu treffen, wenn sie dem Ruhrstadion des Rücken kehren. Gekas hat diese Geschichten gehört: „Ich bin nicht abergläubisch. Ich denke, mit harter Arbeit kann man es schaffen, sich weiter zu verbessern.“
Die Leverkusener vertreiben sich die Sorge mit dem Blick auf die Statistik: „Gekas hat überall getroffen, wo er war. Ich traue ihm eine ähnliche Quote wie beim VfL zu“, sagt Trainer Michael Skibbe. Der Mann aus dem nordgriechischen Lárisa am Fuß des Olymp, der als Kind ein talentierter Ringer war, hat in der Tat beeindruckende Werte: In vier Zweitliga- und vier Erstligajahren in Hellas gelangen ihm 84 Treffer, 2005 war er mit Panathinaikos Athen Torschützenkönig in seiner Heimat. Er gehört neuerdings auch fest zum Kader von Nationaltrainer Otto Rehhagel. Natürlich ist auch die EM 2008, bei der die Griechen Titelverteidiger sind, ein großes Ziel. Bei Rehhagel wird Gekas auch hinter den Spitzen eingesetzt. Ansonsten agiert er in vorderster Front, scharf an der Abseitslinie, mit explosiver Schnelligkeit, gutem Instinkt, und exzellentem Timing beim Kopfball.
Zum Torjäger-Leben gehört es, bei ehemaligen Klubs Schaden anzurichten, das weiß Gekas. Er verspricht den VfL-Fans aber: „Wenn ich ein Tor gegen Bochum schieße, wird es wehtun. Aber ich bin Profi und meinem neuen Verein verpflichtet.“ Verpflichtet auf mehr als zehn Tore auf jeden Fall. „Druck gefällt mir. Ich kann sehr gut damit leben“, sagt Gekas.