Großveranstaltungen betroffen
Bahn stoppt ihre Sonderzüge
Von MICHAEL KERST
Düsseldorf – Der lange schwelende Streit zwischen der Deutschen Bahn (DB) und dem Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR) führte am Montag zu einer spektakulären „Explosion“:
Die Bahn kündigte überraschend an, alle Sonderzüge zu den Fußballbundesliga-Spielen zu streichen und die Extra-Fahrten zur „Love-Parade“ in Essen obendrein.
Hintergrund des Dauer-Streits: Die VRR-Verantwortlichen waren nicht mehr bereit, die Zug-Leistungen (Fahrten) der Bahn im vertraglich vereinbarten Rahmen zu bezahlen – weil sie die Leistungen in puncto Sauberkeit und Pünktlichkeit für „mangelhaft“ hielten.
Der VRR kündigte deshalb eine Kürzung seiner Zahlungen an die Bahn um 45 Millionen Euro an (EXPRESS berichtete). Bei der aktuellen Überweisung für das erste Halbjahr 2007 hatte der Verkehrsverbund bereits 25,5 Millionen Euro einbehalten.
Bereits Ende Juni hatte die DB wegen dieser Drohung ihrerseits gedroht – mit der Streichung von Zügen im Fahrplan. Doch der VRR konterte: „In der vergangenen Woche erreichte uns ein Schreiben des VRR, in dem angekündigt wurde, man wolle »Rückforderungsansprüche« für »zu viel gezahlte Mittel« geltend machen“, erläutert NRW-Bahnchef Heinrich Brüggemann.
Die Bahn holt wiederum entnervt zum Gegenschlag aus: „Wir haben dem VRR am Freitag schriftlich mitgeteilt, dass wir alle Sonderverkehre bis auf weiteres einstellen werden“, sagt Brüggemann.
„So lange der VRR die Bezahlungen unserer Leistung nicht garantiert, sind wir wegen des drohenden weiteren Verlustes einer Summe in Millionenhöhe unsererseits nicht in der Lage, diesen Verkehr zu garantieren.“
Allein zur „Love-Parade“ in Essen am 25. August hatte die Bahn 340 Fahrten von Sonderzügen mit 27.000 Zugkilometern geplant. Die sollen jetzt ebenso gestrichen werden wie eine noch nicht genau berechnete, aber jedenfalls riesengroße Zahl von Extra-Fahrten an den bevorstehenden Bundesliga-Wochenenden. Was bei diesem Streit droht, ist ein gigantisches Chaos – mit den Bahn-Kunden als Leidtragenden!