Luciano Spalletti ist ein Mann deutlicher Worte. Der Trainer des AS Rom nimmt selten ein Blatt vor den Mund. Auch seine Teamansprachen sind selten bis nie missverständlich.
Auch am Abend des 18. Oktober 2006 war das nicht anders. Die "Roma" gastierte bei Olympiakos Piräus. Ein Sieg bei den heimstarken Griechen war - wie immer - Pflicht.
Der Auftrag Spallettis: "Rivaldo ausschalten, basta!" Die Forderung war vor allem an Ricardo Faty gerichtet und das ist auch nicht sonderlich ungewöhnlich, denn Faty ist von Beruf defensiver Mittelfeldspieler und Jobs dieser Art gehören zum Alltag eines solchen.
Erster Einsatz in der Champions League
Ungewöhnlich wird es erst beim zweiten Hinsehen. Faty - damals 19 Jahre alt - spielte bis zu dem Spiel im Karaiskakis-Stadion gerade mal 26 Minuten für den mehrfachen italienischen Meister. Und das gegen Größen wie Siena, Parma und Empoli. Im ersten Spiel von Anfang an ging es gleich gegen einen Weltklasse-Spielmacher.
Das Attribut "weltklasse" gab es nach 90 Minuten aber nur für einen einzigen Mann auf dem Platz: Ricardo Faty! Der Franzose ließ bei seiner Startelf-Premiere dem Brasilianer keinen (Spiel-)Raum.
Faty spielte sich ins Rampenlicht
Die italienischen Gazzetten überschütteten Faty mit Lob, verglichen das 1,92-Meter-Talent mit Inters Patrick Vieira. Nur einer gab sich nicht überrascht: Luciano Spalletti, der von den Fähigkeiten seines Schützlings überzeugt war.
Als die Römer im UEFA-Pokal vor zwei Jahren Racing Straßbourg empfingen, dirigierte der Youngster seine Elf und war maßgeblich am Achtungserfolg, ein 1:1 beim Favoriten, beteiligt. Wenig später verkündete der AS Rom die Verpflichtung Fatys, der einen Fünf-Jahres-Vertrag unterschrieb.
Bruder Jacques in Marseille
Das Talent ist kein Zufall. Auch Bruder Jacques ist Fußball-Profi, wechselte gerade zu Olympique Marseille. "Wir spielen Fußball, seit wir laufen können", sagt Jacques. Die Karriere des 23-Jährigen begann 2002 bei Stade Rennes, drei Jahre später tauchte auch Ricardo auf der großen Fußball-Bühne auf.
Beide wurden in Villeneuve-Saint-Georges, ein Vorort von Paris, geboren. Der Vater der Brüder ist Senegalese, die Mutter stammt aus den Kapverden. Doch beide spielen für ihr Geburtsland. Ricardo, der am 24. August 1986 geboren wurde, sogar sehr erfolgreich.
Skibbes Vergleich
Beim U21-Turnier vor wenigen Wochen führte Faty die "Equipe Tricolore" als Kapitän zum Turniersieg. Augenzeuge war Michael Skibbe. "Er erinnert in seiner Statur und seiner Art an Patrick Vieira", so auch der Trainer von Bayer Leverkusen.
Als der Werksclub erstmals sein Interesse bekundete, zeigte vor allem Faty großes Interesse: "Ich bin mit zwar mit meiner Leistung in Rom zufrieden, aber ich muss öfter spielen und will deswegen ausgeliehen werden."
Faty "stolz"
Das Angebot aus Leverkusen kam wie gerufen: "Die Bundesliga war für mich immer attraktiv. Ich bin stolz, jetzt in Leverkusen spielen zu dürfen", so Faty, der zunächst "so viele Spiele wie möglich" machen will. Sein Leihvertrag dauert zwei Jahre, Bayer sicherte sich zusätzlich eine Kaufoption.
Faty will sich in der Bundesliga durchsetzen. Sein größter Fan sitzt in Rom, der mit Sicherheit die Daumen drücken wird.
Fatih Demireli
bundesliga.de