Persönlich
Ein Nordlicht mit sensiblen Händen
Er macht das nun schon rund 30 Jahre. Und wen und was hat er in dieser Zeit schon alles in seinen sensiblen Händen gehabt! Sportler waren das natürlich vornehmlich, zuweilen kamen aber schon mal hohe Herren aus dem Konzern vorbei, um sich von ihm helfen zu lassen, oder auch mehr oder weniger ansehnliche Damen (vom Handball oder auch der Leichtathletik). Dieter Trzolek, ein Nordlicht aus Rotenburg an der Wümme, bekannt als „Tscholli”, ist selbstverständlich nicht mehr der Kneter von einst, der Leverkusens damals noch anspruchslosen Fußball-Profis die Muskeln ein bisschen aufgelockert und ihnen bei Prellungen Eis auf Knie oder Knöchel gelegt hat. Der frühere Krankenpfleger ist längst der wohlbestallte Chefphysiotherapeut beim Bundesligisten, der als lernbereiter Freund alternativer Behandlungsmethoden gern zu Kohl und Quark greift und Blutegel ansetzt auf Ergüsse. Dass das spielende Leverkusener Personal weniger von Muskelverletzungen heimgesucht zu werden scheint, als das bei der Konkurrenz der Fall ist, spricht für die Fähigkeiten von Trzolek und seiner Crew. „Tscholli” allerdings, zuweilen knurrig und von gewöhnungsbedürftigem Humor mit hohem Schabernack-Fakto, kümmert sich nicht nur um die Physis der Schutzbefohlenen. Vielen hat er in stillen Stunden schon aus Sinnkrisen geholfen, sie seelisch wieder aufbereitet. Und selbst hat er, der tagtäglich seine zehn Kilometer im rationellen Laufstil abreißt, mit der ihm eigenen Disziplin und innerer Stärke gegen eine Krebs-Erkrankung angekämpft, die nun überwunden scheint. Heute wird Trzolek 60 Jahre alt. Glückwunsch, Junge!
Udo Bonnekoh