1Neuzugang Arturo Vidal (siehe Story oben) zappelte, schrie und
gestikulierte auf seinem Sitzplatz. „Der ging auf einmal richtig mit“,
berichtete Jonas Boldt, Bayers Betreuer des Neuzugangs, von den
letzten drei Minuten am Millerntor. Die Uhr konnte der Chilene so auch
nicht anhalten und es geschah, was offenbar geschehen muss, wenn Bayer nach St. Pauli reist: Es gibt eine Klatsche und nichts zu lachen.
Die Pleite vom Samstag bewirkt, dass die hoch gesteckten Ziele in
allen drei Wettbewerben bereits nach dem ersten Pflichtspiel um ein
Drittel reduziert werden müssen.
„Es ist keine Blamage“, so Rudi Völler, „aber deshalb nicht weniger
enttäuschend.“ Man sei in derRealität angekommen. Die Vorbereitung,
speziell die Tests gegen Alkmaar (4:0) und AS Rom (2:2) hatten
Anlass gegeben zu Hoffnungen, flüssig wurde kombiniert, energisch
der Weg zum Tor gesucht.
Nicht so am Millerntor. „Gekas hing in der Luft“, beklagte der Trainer,
zum Unvermögen vorne („Wer die Chancen nicht nutzt, der kriegt
Probleme!“) gesellte sich ungesunder Tiefschlaf mit Konsequenzen
hinten. Sascha Dums Fehler konnte noch ausgebügelt werden, Vratislav
Greskos Fehlerkette kurz darauf endete dann beim Torschützen
Fabian Boll. „Wenn sich zu allem, was nicht gelingt, auch noch persönliche
Fehler gesellen, dann wird es unmöglich, bei einem Zweitligisten
zu gewinnen“, schimpfte Michael Skibbe, dem es den 42.
Geburtstag am Samstag ordentlich verhagelt hatte. Ein paar Pfl ichtspiele
und ein paar Einnahmen weniger wird es also geben in dieser
Spielzeit. Doch immerhin vor Saisonbeginn gratis einen mächtigen Schuss
vor den Bug. „Sowas kann auch die Sinne schärfen“, sagt Völler, der von
der Mannschaft jetzt „eine Schippe mehr verlangt. Der Start muss
gelingen.“ Die Cottbuser, gegen Regionalligist RW Essen ähnlich
gebeutelt wie Bayer in Hamburg, sind gezwungen, genauso zu denken.
Und sicher ist: Sie spielen mindestens so unangenehm wie der FC
St. Pauli. FRANK LUßEM