Watte bringt keinen Gewinn an Glaubwürdigkeit

  • Michael Skibbe ist ein sehr höflicher Mensch. Ausgesprochen nett im Umgang, verbindlich im Ton und fast immer versöhnlich in der Aussage. Der Beruf, den sich der Fußball-Lehrer Michael Skibbe gewählt hat, bringt indes zwingend mit sich, permanent Position zu beziehen. Der 42-Jährige weiß natürlich um das öffentliche Gewicht von Worten. Deshalb passt es zum Charakter Skibbes, die Seinen reflexartig in Schutz zu nehmen, auch wenn es mitunter nicht angebracht erscheint. „Ich nagele meine Spieler nicht an die Wand, damit ich in der Öffentlichkeit Pluspunkte sammele“, lautet seine Maxime. Das verlangt auch niemand. Es kann allerdings auch nicht sein, dass Skibbe wieder mal eine bemühte oder bestenfalls durchschnittliche Vorstellung seiner Elf krass überhöht. Gegen Cottbus wollte er eine „tolle Leistung“ entdeckt haben. Das ist eine extrem exklusive Sicht der Dinge nach einem torlosen Vortrag gegen einen der sicherlich schlechtesten Konkurrenten des Klassements. Natürlich sind die Leverkusener auch an einem guten Torhüter gescheitert, aber warum soll in Gegners Kasten nicht auch mal ein Keeper stehen, der den ein oder anderen schweren Ball zu halten vermag? Teams von Klasse werden bei solch akuter fußballerischer Überlegenheit in der Regel dennoch Tore erzielen. Und wenn das mal nicht gelingt, sollte Selbstkritik eigentlich an erster Stelle stehen – zumal bei einer Mannschaft mit internationalem Anspruch. Skibbes Glaubwürdigkeit ist es nicht zuträglich, seine Schutzbefohlenen derart in Watte zu packen – auch und gerade bei den eigenen Fans nicht.


    RALPH ELSEN/ rp-online vom 13.08.

    Ich will in JEDEM Spiel, von JEDEM Spieler 100% Einsatz sehen! - Das ist ja wohl das mindeste, was man erwarten kann.