Die Null steht
VON CHRISTIAN STURM
(RP) Leverkusen findet in Hamburg nicht zur Ordnung und erneut nicht zu offensiver Stärke. Gekas wirkt im Sturm wie ein Einsiedler. Nur Torwart Adler zeigt permanent Präsenz. Vidals Premiere dürftig.
Das ist Bernd Schneider überhaupt nicht gewohnt. Und aus dem Gesicht des Leverkusener Kapitäns ließ sich bei seiner Auswechslung nach gut einer Stunde alles ablesen – Enttäuschung vor allem und auch Zorn. Und dieser Tausch (gegen Sascha Dum) besaß Symbolkraft bei Bayers 0:1 gestern in Hamburg: Wenn Schneider gehen muss, herrscht Alarm im Team, da kann nichts Gescheites gelaufen sein zuvor (Michael Skibbe: „Bernd hat ein paar Tage nicht mit der Mannschaft trainiert, und ich wollte neue Impulse geben“). Nach den 90 Minuten machte sich auch der Leverkusener Rest bedient von dannen. Drei Spiele in Pokal und Meisterschaft, und die Null steht nach wie vor dort, wo es Skibbe und den restlichen Leverkusenern Offiziellen gar nicht gefallen kann.
Irgendwann bestand ja bei Bayer noch die Hoffnung, dass sie solche Szenen mit Schreckenspotenzial wie zu Beginn gebraucht haben könnten, um zu mehr Konzentration zu gelangen. Zidan setzte den Ball jedenfalls gleich mal an die Latte. Und die Kugel verfehlte nach einem vertrackten Freistoß von van der Vaart den Adressaten dicht vor Bayers präsentem, später überragenden Torwart René Adler („Mich ärgert, dass wir so wenig Chancen besessen haben“) nur um Zentimeter. Es kehrte zumindest ein bisschen Ordnung ein, wenngleich der Aufbau stets zu einem Akt der Mühsal geriet, bis zum bitteren Schluss. Da gab es laufend Stockfehler (Pirmin Schwegler, Stefan Kießling), aber auch unkontrollierte Pässe (Gonzalo Castro, Manuel Friedrich). Theofanis Gekas musste sich vorne immer vorkommen wie ein Einsiedler bei so wenig Futter.
Natürlich interessierte es die Leverkusener Fans brennend, wie sich Debütant Vidal auf der linken Seite (für den verletzten Vratislav Gresko) schlug. Der Chilene, der in dem fixen Holländer Castelen einen Widersacher der pfiffigeren Sorte hatte, übernahm sich in seiner Absicht, Bayers Aktionen Schwung zu verleihen. Bei Vidals (ungutem) Vorwärtsdrang steckte die Leverkusener Defensive ein paar Mal bei Hamburger Kontern in argen Nöten. Die dürftige Premiere des übereifrigen, taktisch unklugen Youngsters aus Südamerika fand ihren negativen Höhepunkt bei einem (unglücklichen) Handspiel nach Castelens Attacke. Der tadelsfreie Adler reckte sich lediglich bei dem Strafstoß des sehr selbstbewusst auftretenden van der Vaart völlig vergeblich.
Leverkusener Chancen? Eine gute gab es bei einem Lattenschuss von Barnetta, der noch der aktivste war im Bayer-Team. Ansonsten das alte Lied: kein Tempowechsel, meist ging es durch die Mitte, wo die Hamburger sich behände versammelten. Am Ende stand die reine Depression.
rp-online.de