Liga fordert sofortige Reform des DFB-Pokals
Platinis Pläne
Unter den Vertretern der DFL und den an den europäischen Wettbewerben beteiligten deutschen Klubs herrschte Aufregung, nachdem UEFA-Präsident Michel Platini (52) vor der Auslosung der Gruppenphase in der Champions League in Monaco zunächst der Presse seine Reformpläne präsentiert hatte.
Ab 2009 will Platini 18 oder 19 Landesmeister unter den 32 Startern in der Champions League sehen; bisher sind mindestens neun und maximal 14 Meister in den Gruppenspielen dabei, da die führenden Nationen bis zu vier Teilnehmer stellen, wie in diesem Jahr England und Italien. Auf Kosten der Großen will Platini mehr Meistern aus mehr Ländern Zugang schaffen. Der frühere französische Nationalspieler betont: "Ich will eine Evolution, keine Revolution."
Kaum Zweifel an einer deutlichen Mehrheit
Platini könnte die Reform schon auf der Sitzung der UEFA-Exekutive am 27. September in Istanbul durchbringen, wird aber, auch auf Wunsch des deutschen Exekutiv-Mitglieds Gerhard Mayer-Vorfelder, wohl erst im November eine Entscheidung herbeiführen. Trotz des Aufschreis in den führenden Fußballnationen gibt es kaum Zweifel, dass Platini die Reform mit einer deutlichen Mehrheit in der Exekutive durchsetzen wird.
Nach der aktuellen Fünfjahreswertung der UEFA bedeutet die Reform, dass Spanien, England und Italien die ersten drei der Meisterschaft automatisch in die Champions League bringen, Frankreich, Rumänien und Deutschland Meister und Vizemeister sowie Russland, Portugal, Holland, Ukraine, Schottland und die Türkei jeweils ihre Meister.
Pokalsieger können sich qualifizieren
Darüber hinaus ermitteln die Pokalsieger der 16 führenden Nationen in zwei Qualifikationsrunden mit jeweils Hin- und Rückspiel vier weitere Teilnehmer an der Champions League. 40 Vereine aus den schwächeren Fußballnationen ab Rang 13 im UEFA-Ranking kämpfen in Qualifikationsspielen um die verbleibenden sechs Plätze. Der DFB-Pokalsieger kann sich also für die Champions League qualifizieren. Ist der Pokalsieger schon als Meister oder Vizemeister in der Champions League, geht der Dritte der Liga in die Qualifikation.
Die UEFA-Cup-Reform sieht eine Gruppenphase mit zwölf Vierergruppen vor, mit Hin- und Rückspielen. Deutschland behält drei Plätze. Bis auf den UEFA-Cup-Sieger müssen sich alle Klubs über Spiele im K.-o.-System für die Gruppenphase qualifizieren. Der UI-Cup soll abgeschafft werden.
Liga fordert Reform des DFB-Pokals
Liga-Vizepräsident Peter Peters, als Vertreter des FC Schalke 04 in Monaco, fordert nun eine Reform des DFB-Pokals. Karl Hopfner, Geschäftsführer des FC Bayern, und Wolfgang Holzhäuser, Geschäftsführer von Bayer Leverkusen, sind gleicher Meinung. "Es kann nicht sein, dass über Losglück in nur sechs Spielen ein Teilnehmer an der Champions League ermittelt wird", meint Peters.
Laut Peters müsse der DFB-Pokal bereits ab der kommenden Saison reformiert werden. Schon an diesem Donnerstag tagt die vom DFB berufene Pokal-Kommission. Die Vorschläge der Liga sind vielfältig: Setzliste im Pokal (wie in Italien), Hin- und Rückspiele und möglicherweise ein Einstieg der Bundesliga in den Wettbewerb erst in einer späteren Runde. Zusätzliche Termine könnten durch einen generellen Verzicht auf den Ligapokal oder nur noch ein Ligacup-Finale zwischen Meister und Pokalsieger geschaffen werden.
Rainer Franzke