Wolfgang Holzhäuser blickt kurz von seinem Stuhl auf und schaut durch die Glasscheibe ins Stadioninnere. Dann nippt er an seiner Tasse, gefüllt mit einer ganz speziellen Teemischung - nach einem Geheimrezept von „Miraculix“, dem gemeinen Fußballfan eher als Dieter „Tscholli“ Trzolek, Medizinmann der Fußballprofis von Bayer 04, bekannt. Der ist stets um das Wohlbefinden des mehr oder weniger wertvollen Personals bedacht. Und Wolfgang Holzhäuser, Geschäftsführer der Bayer Fußball GmbH, soll wohl gerade jetzt besonders auf seine Gesundheit achten. Denn rund um die Bayarena wird sich in Kürze Gewaltiges tun und damit verbunden ist gewaltig viel Arbeit.
„Daher wollen wir, bevor hier an der Bismarckstraße die ersten Bagger anrollen, mittels einer Informationskaskade das Grundverständnis bei den Betroffenen wecken“, formuliert Meinolf Sprink, Kommunikations-Leiter der Fußball GmbH, die Vorgehensweise der Verantwortlichen. Bereits im November fällt der Startschuss für die ersten Umbaumaßnahmen des 56-Millionen-Projektes, an dem unzählige Firmen beteiligt sind.
Holzhäuser und Sprink erläuterten den weiteren Terminplan:
! Januar 2008: Beginn der Bauarbeiten, Abriss des Clubhauses und des inneren Westbaukörpers.
! Februar 2008: Baubeginn Westgebäude.
! März bis Mai 2008: Beginn der Demontage des Daches.
! August 2008: Beginn der Tribünenerweiterung.
! September 2008 bis Mai 2009: Beginn der Montage des riesigen Makrolon-Daches auf dem ein überdimensionales Bayerkreuz mit einem Durchmesser von über 200 Metern integriert wird.
„Trotz des erheblichen Planungsaufwands wird unser Team während der Bauphase seine Bundesligaspiele in der Bayarena bestreiten“, erklärte Holzhäuser. Bei internationalen Begegnungen müsse eventuell, ergänzte Sprink, auf ein anderes Stadion ausgewichen werden. Das in keinem Fall das Kölner sei, wie beide ausdrücklich betonten. Eher käme Düsseldorf in Betracht.
Bernd Schneider und Co. sowie das Trainerteam müssen aus den Umkleiden in der Westtribüne in die bisherigen Lagerräume im Osttribünenbereich umziehen. Die von Ulf Kirsten betreuten Fußballer werden in einem Container gleich neben dem Trainingsplatz untergebracht. Die Punktspiele muss die Oberliga-Crew während der Umbauphase allerdings, so Sprink, am Kurtekotten bestreiten. Auf dem Platz des Haberland-Stadions werden Zelte für die Vips und die Presse stehen. Daher sei am Kurtekotten der Bau eines Kunstrasenfeldes und eine Kooperation mit den Betreibern der Fußballhalle gegenüber der Bayarena geplant. Geplant ist auch der Bau eines Parkhauses mit rund 500 Stellplätzen, dort wo jetzt noch das alte Clubhaus steht. Folgenschwere Konsequenz für die Handballfrauen des TSV Bayer 04. „Die Haberland-Halle wird Mitte 2008 abgerissen. Ich habe mit Trainerin Renate Wolf darüber gesprochen“, berichtete Holzhäuser. Er gehe davon aus, dass Handball künftig in der Wilhelm-Dopatka-Halle gespielt werde. Überlegungen gibt es auch zum Thema Fanshop. Die Bayer-Verantwortlichen können sich durchaus vorstellen, im geplanten ECE in der Innenstadt ein Servicecenter für die Fans einzurichten. Ein Verwaltungsgebäude könnte über kurz oder lang in unmittelbarer Nähe des Stadions gebaut werden. Aber das sei, so Holzhäuser, Zukunftsmusik.
Und wie sieht es mit den Zufahrtswegen zum Stadion aus? Schließlich sollen dort statt der rund 22.500 künftig 30.000 Zuschauer Platz finden, das Verkehrsaufkommen also keineswegs geringer als bisher und die ohnehin schon in Mitleidenschaft gezogenen Anwohner am Neuenhof daher nicht unbedingt amüsiert sein. „Es ist Aufgabe der Stadt, die Zufahrt zu optimieren“, meinten Holzhäuser und Sprink. Die Nachbarschaft dürfe nicht zusätzlich belastet werden.
Wie zu hören war, soll über verschiedene Modelle nachgedacht werden. Eines beinhalte den Bau einer neuen Zufahrt von der Bundesstraße 8 zu den Parkplätzen unter der Stelze und zum geplanten Parkhaus. Auf jeden Fall rechne man mit Zuschüssen des Landes NRW. Dennoch stelle sich die Frage, wie die Stadt Leverkusen den Restbetrag mit ihrer leeren Kasse finanzieren soll? Gäbe es darauf eine passende Antwort in Form eines Zaubertranks, „Miraculix“ würde ihn mit Sicherheit mixen.