Skibbe jagt nur für sich

  • VON UDO BONNEKOH



    (RP) An den Bayern mögen sich die Leverkusener nicht messen lassen, sie aber am Samstag in der BayArena bezwingen. Ein Sieg heute in Nürnberg käme als Schub gelegen. Kießling vor „besonderem Spiel“.


    Das geht ja schnell mit den Etiketten. Da laufen nun also alle Mannschaften in der Bundesliga, die sich im Augenblick in der Nähe der zu Giganten gestempelten Münchner aufhalten, unter der Rubrik „Bayern-Jäger“. Gehören jetzt die Leverkusener allein schon deshalb zu diesem erlauchten Kreis, weil sie nach zehn im Hieb gewonnenen Punkten nicht weit weg sind vom Spitzenreiter? „Ist mir egal“, sagt Michael Skibbe in ungewohnter Knappheit, „das ist nicht mein Thema. Wir wollen möglichst weit vorne landen, uns aber nicht an dieser exzellent besetzten Mannschaft messen lassen.“ Was natürlich nicht heißt, dass „wir die Bayern am Samstag nicht bezwingen wollen oder können“.


    Nun genießt für Leverkusens Trainer und seine Mannschaft aber erst einmal die Fahrt ins Fränkische Priorität, weil sich Bayer heute in Nürnberg (20 Uhr) „vorne in der Tabelle festbeißen und sich eine gute Ausgangsposition für Samstag“ sichern will. Dass der Tabellendritte ohne Bernd Schneider, den noch eine Knieprellung plagt, anreist, ändert nichts an diesem Vorhaben. „Es geht mal ohne ihn wie in Hannover, aber grundsätzlich besser mit ihm“, erklärt der Coach, der in fast einem Atemzug seinen „ausgeglichen gut besetzten Kader“ preist.


    Aus dem Kollektiv freilich haben sich jüngst zwei Youngster abgehoben, von denen einer, Stefan Kießling, noch ein paar Aktien mehr im heutigen Spiel hat als die Kollegen. „Klar, das ist eine besondere Partie für mich gegen meinen Ex-Klub. Die Familie wird da sein. Wenn ich ein Tor machte, wär’s schön, Hauptsache, es macht überhaupt einer eins“, betont der aufstrebende Blonde, der mit niemandem seiner Nürnberger Kumpels Wetten aufs Ergebnis abgeschlossen hat. Wer sich neben Kießling zuletzt auch ins Licht gerückt hat, ist Arturo Vidal, der beim 3:0 in Hannover den bisherigen Höhepunkt seines noch nicht ausgeprägten Schaffens in Deutschland erlebte. Der Vergleich mit „dem kleinen Lothar Matthäus“ macht bereits die Runde.


    Der temperamentvolle Chilene scheint sich im defensiven Mittelfeld extrem wohl zu fühlen. „Von dort kann er auch Akzente nach vorne setzen“, findet Skibbe, dem aber die gemeinsam gestaltete Defensive fast noch eher am Herzen liegt („Wir wollen nicht mehr alle Nase lang ausgekontert werden“). Zwei Gegentreffer in fünf Begegnungen – das ist eine außergewöhnliche Marke.


    Einen Teil der Erklärung liefert ausgerechnet ein Stürmer: „Bei uns läuft jeder für jeden“, sagt Stefan Kießling, der insgesamt dazu rät, „trotz allem den Ball flach zu halten“. Warum das nur gut sein kann, verrät Skibbe: „Noch ist die Tabelle lediglich eine Momentaufnahme.“



    Quelle: rp-online