Interview der Woche mit Wolfgang Holzhäuser: Bundesliga bald in Düsseldorf?
Bayer-Geschäftsführer Wolfgang Holzhäuser baut eine neue BayArena und will in der Landeshauptstadt spielen.
Leverkusen. Er gilt als Macher des neuen Images von Bayer Leverkusen. Sein Vertrag wurde vorzeitig bis 2011 verlängert, er baut ein neues Stadion und bringt vielleicht die Bundesliga nach Düsseldorf.
Klein, fein, perfekt, persönlich soll Bayer sein, sagt Bayer-Geschäftsführer Wolfgang Holzhäuser im Gespräch mit unserer Zeitung vor der Begegnung mit Bayern München am Samstag.
Bayer Leverkusen ohne Brasilianer geht irgendwie besser, oder?
Wolfgang Holzhäuser: Der Erfolg gibt uns recht. Aber wir haben uns nicht von den Brasilianern verabschiedet oder vom Südamerika-Trend, wie die Verpflichtung des jungen Chilenen Vidal zeigt.
Unsere Brasilianer hatten Klasse, aber sie kosteten auch viel Geld. Außerdem ist in Brasilien der Markt inzwischen leer gefegt. Mit 17, 18 Jahren sind die in Italien oder Spanien unter Vertrag.
War das nicht doch eher der symbolisch endgültige Abschied von Reiner Calmund?
Holzhäuser: Nein, es war Umstellung auf Vernunft. Calmunds Philosophie war eine Philosophie by Bauch. Das meine ich nicht negativ. Reiner Calmund war ein Genie, was seine Bauchentscheidungen anbetraf. Ich versuche, meine Entscheidungen rational zu treffen.
Die Werkself ist eine Offensive von Bayer. Warum ein neues Image?
Holzhäuser: Weil wir uns unserer Wurzeln nicht schämen müssen. Ich habe nie verstanden, warum wir uns von dem Image des Werksklubs abzugrenzen versucht haben.
Ich habe vor zwei Jahren verlangt, das Image der Werkself oder des Pillenklubs offensiv zu vertreten. Unsere Marketing-Leute haben eine tolle Kampagne gestartet, aber das Image ist immer sekundär, entscheidend ist der sportliche Erfolg.
Aber das neue Image hat doch etwas verändert.
Holzhäuser: Wir werden anders wahrgenommen. Wir haben uns für den Mittelweg zwischen Erich Ribbeck und Christoph Daum entschieden. Wir wurden einmal als der Retortenklub dargestellt, wurden dann sportlich erfolgreicher. Heute prägen die guten Spieler und die guten Spiele unser Image. Wenn gute Spieler positiv rüberkommen, dann haben sie erreicht, was wir erreichen wollen.
Jetzt bauen Sie ein neues Stadion. Abschied von der Beschaulichkeit?
Holzhäuser: Klein, fein, perfekt, persönlich, das sind wir und das bleiben wir. Nur so können wir kompensieren, was andere Klubs durch die Weltmeisterschaft geschaffen haben. Wir wollen unseren Nachholbedarf decken, ohne unsere Leitidee zu verlieren.
Ihre Vision?
Holzhäuser: Die Menschen sollen sagen: Leverkusen ist anders, aber schön. Das ist meine Vorstellung. Und guter Fußball muss gespielt werden. Wir wollen keine Kämpfertruppe sein, wir wollen vertikalen Fußball spielen, wie Jürgen Klinsmann sagen würde. Wir wollen elegant spielen, aber schön spielen reicht nicht immer. Wie sagt Rudi Völler? Ab und zu muss man auch ein Spiel gewinnen.
„Ich habe mich gegen die Liga entschieden. Das war richtig.“
Was passiert in der Umbauphase?
Holzhäuser: Wir haben vor, auch in der Umbauphase in der BayArena zu spielen. Es wird Unbequemlichkeiten geben, und wenn es nicht geht, müssen wir uns Alternativen überlegen. Wir spielen aber sicher nicht in Köln.
In Düsseldorf?
Holzhäuser: Düsseldorf wäre die Variante mit der höchsten Priorität.
Und nun kommen die Bayern.
Holzhäuser: Bayern ist immer etwas besonderes, ein besonderer Gegner, ein Festtag für den Fußball. Diese grandiosen Verstärkungen, diese Eleganz. Bayern hat Klasse.
Anderes Thema. Ärgern Sie sich heute, dass Sie sich in der DFL nicht länger gewehrt haben?
Holzhäuser: Nein, ich bin ein Mensch, der eine hohe emotionale Bindung zu seiner Arbeit haben muss. Außerdem bin ich Perfektionist, leider. In den vier Monaten, wo ich Präsident der Liga gewesen bin, habe ich gemerkt, dass es nicht in erster Linie um die Sache ging, sondern um Positionen.
Ich war emotional nicht mehr dabei. Und habe mich gegen die Liga entschieden. Das war richtig.
Wo wollen Sie mit Bayer hin?
Holzhäuser: Natürlich so weit wie möglich nach oben. Wir wollen den Punkteabstand auf die vorderen Ränge verringern und international dabei sein.
Ob das Rang fünf, Rang drei, Rang zwei oder – wenn es denn möglich ist – auch Rang eins ist, es stellt sich immer die Frage, wie hoch die Wahrscheinlichkeit ist. Wir wollen die nächste Stufe erreichen, immer eine höher und dann die letzte. Das ist die Vorstellung.
29.09.2007
Das Gespräch führte Christoph Fischer
Quelle: WZ-newsline.de