Von Mark Kühn
Torhüter René Adler hat sich durch herausragende Leistungen in der Bundesliga für die Nationalmannschaft ins Gespräch gebracht. Heute spielt er mit Bayer Leverkusen im UEFA-CUP bei Uniao Leiria.
Wenn René Adlers Mannschaftskameraden den Schlussmann von Bayer 04 Leverkusen charakterisieren, fallen immer die gleichen Vokabeln. "Er ist ehrgeizig, bodenständig und hebt nicht ab", sagt Paul Freier stellvertretend für viele andere. Ernst, konzentriert und ein wenig verbissen schaut der Blondschopf drein, wenn er mit seinem Kollegen Eric Domaschke das Torhütertraining am Rande der BayArena absolviert.
Mit seiner höflichen und bescheidenen Art entspricht er ganz dem Klischee des Musterprofis. "Ich muss noch eine Menge lernen", sagt Adler, dem der Rummel um seine Person fast ein bisschen peinlich ist.
Als Adler am 26. Februar dieses Jahres beim Spiel in Schalke seinen spektakulären Bundesligaeinstand feierte, bahnte sich der Generationswechsel auf der Leverkusener Torhüterposition an. Der bisherige Stammkeeper Hans-Jörg Butt musste seinen Arbeitsplatz räumen und flüchtete im Sommer nach Lissabon. Auch ein schmerzhafter Rippenbruch konnte den Aufstieg von Adler nur kurzzeitig stoppen. Der frühere Leipziger spielt seitdem mit einer Titanplatte, die von vier Schrauben gehalten wird.
Mentor Vollborn
Kaum einer kennt den 22-jährigen so gut wie Bayers Towarttrainer Rüdiger Vollborn, der selbst lange in Leverkusen zwischen den Pfosten stand. Vollborn entdeckte Adler als 15-jährigen auf einem DFB -Lehrgang in Leipzig. "Jörg Daniel sagte zu mir, da sei ein großes Talent unter den acht Torhütern, aber er verriet mir nicht, wer", erinnert sich Vollborn, der schnell erkannte, wen DFB-Ausbilder Daniel meinte. "René sprang viel höher als alle anderen, sogar höher als heute", lacht der Trainer, "es sah einfach fein und elegant aus, was er machte."
Vollborn nahm den jungen Torwart kurz entschlossen mit nach Leverkusen und quartierte ihn bei sich zu Hause ein. "Wir haben ihn nicht woanders unterbringen können, da hab ich ihn genommen", erklärt Vollborn achselzuckend. Viel beibringen müsse er seinem Schüler nicht mehr: "Er hat schon alles, was ein Torwart braucht. Er muss nur mal lernen abzuschalten und an was anders als an Fußball zu denken." Vollborn ist nicht der einzige, der seinem Schützling in ein paar Jahren den Sprung in die Nationalelf zutraut.
Zukunft im Kopf
Dass Adler Torhüter werden würde, war eigentlich logisch. Sogar seine Mutter spielte Fußball - als Torhüterin. "Das Talent muss ich wohl von ihr geerbt haben", sagt der Abiturient, der später im Bereich Sportmanagement arbeiten möchte. Adler überlässt nichts dem Zufall: "Ich habe einen genauen Plan im Kopf." Sein entschlossener Blick lässt keinen Zweifel daran aufkommen, dass er es ernst meint. Im Raum steht ein großes Ziel, das er irgendwann einmal realisieren möchte.
"Manchester United ist mein Traumverein. Da möchte ich eines Tages spielen", sagt Adler gerade heraus. Er hätte den Sprung auf die Insel längst machen können. Neben Manchester war auch Arsenal an ihm interessiert. "In der Jugend zu wechseln, wäre zu früh gewesen", findet Adler, der mit Leverkusen in den nächsten Jahren viele Titel holen will. Gerade erst hat er seinen Vertrag beim Werksklub vorzeitig bis 2012 verlängert. Rüdiger Vollborn weiß, dass er daran nicht unschuldig ist: "Ich glaube einfach, er braucht mich noch ne Weile."
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