Bayer besteht im Geisterspiel

  • Nur 1800 Zuschauer
    Bayer besteht im Geisterspiel
    Bayer Leverkusen hat sich trotz einer 2:3-Niederlage für die Gruppenphase im UEFA-Cup qualifiziert.
    Von THOMAS GASSMANN
    Leiria – Das Stadion verströmte die triste Atmosphäre einer Bezirkssportanlage. Es hatten sich einmal gerade 1800 portugiesische Anhänger sowie eine Handvoll Bayer-Reisende in der Arena eingefunden, um ihre Mannschaft zu unterstützen. Geisterspiel statt Hexenkessel!


    Mit Eurocapup hatte der 3:2-Sieg der Portugiesen (2:1) natürlich reichlich wenig zu tun gehabt. Egal (aus Bayer-Sicht), man war ja weiter!


    Es hätte ja als Entschädigung ein ansehnliches Spiel werden können. Aber das, was die Bayer-Profis trotz des komfortablen 3:1-Heimsieges zeigten, passte wunderbar in die trostlose Atmosphäre. Gegen einen zweitklassigen Gegner, der in Portugal in sechs Spielen noch keinen Sieg errang, hätten sie den Einzug in die Gruppenphase beinahe leichtfertig verdaddelt.


    Überheblich und mit einem Schuss Arroganz begannen sie die Partie. Und lagen nach 180 Sekunden bereits in Rückstand. Abwehrchef Manuel Friedrich hatte seinen Gegenspieler vergessen, Cadu bedankte sich und schoss freistehend ein. Der Fehlstart war perfekt. Das Zittern begann.


    Für kurze Zeit sorgte Michal Papadoupolos, der für den am Knie verletzten Bernd Schneider ins Team rutschte, mit dem 1:1 dafür, dass die Mienen der Bayer-Bosse etwas entspannter wurden. Aber fast im Gegenzug, genau zwei Minuten später, sorgte Maciels Treffer dafür, dass im Lager des haushohen Favoriten Bestürzung herrschte.


    Sportchef Rudi Völler konnte in der Pause seine Wut kaum bremsen, er sprach von mangelnder Einstellung. „Normalerweise sind wir besser als der Gegner", stichelte Völler, „aber nur, wenn wir mit 100prozentiger Einstellung zur Sache gehen. Bislang war das viel zu wenig."


    Warum dem Bayer-Ensemble die Motivation fehlte, konnte auch der Ex-Bundestrainer nicht beantworten. Schließlich stand doch eine Menge auf dem Spiel. Nicht nur wichtige Punkte für deutsche Europacup-Teilnehmer im Ranking, sondern fünf Millionen Euro Einnahmen, die bei einem Vorstoß bis ins Halbfinale winken würden.


    Wenigstens in Halbzeit zwei blieben die katastrophalen Fehler aus, die Mannschaft von Trainer Michael Skibbe riss sich am Riemen. So musste man bis zur letzten Sekunde zittern. Als Schiedsrichter Kostas Kapitanis die unsägliche Veranstaltung endlich abpfiff, war das Bayer-Ziel erreicht. Freuen aber konnten sich die Spieler nicht. Nicht mal ein Lächeln huschte über ihre Lippen, weil sie wussten, dass das, was sie da gerade abgeliefert hatten, zu peinlich war.



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