VON CHRISTIAN OEYNHAUSEN, 05.10.07, 21:26h
Leiria / Köln - Wegen der späten Anstoßzeit in Leiria ist Bayer 04 Leverkusen erst am Freitagabend vom Uefa-Cup-Spiel aus Portugal zurückgekehrt. Trainer Michael Skibbe bat deshalb am Vormittag noch in Leiria zu einem Lauf am Flüsschen Liz entlang. Die Ehrenrunde des Bundesligisten blieb von der Bevölkerung genauso unbemerkt wie - bei gerade mal 1800 Zuschauern - das Spiel selbst. „Kulisse mau, Spiel mau“, ätzte Bayer-Geschäftsführer Wolfgang Holzhäuser nach dem 2:3, das Leverkusen für den Einzug in die Gruppenphase reichte.
Dieser Erfolg sorgte bei Leverkusen für ein mildes Licht auf eine trübe Vorstellung. „Die ersten 25 Minuten waren ein Rückfall in Zeiten, die wir überwunden glaubten“, sagte Trainer Michael Skibbe. „Danach bin ich mit unserem Spiel zufrieden. Ich hatte in der zweiten Halbzeit nicht mehr die Furcht, dass wir noch ein drittes Tor kassieren.“
Das war eine sehr wohlmeinende Einschätzung. Zwar hörte Leverkusen nach einer vogelwilden Anfangsviertelstunde auf, dem Gegner Tore einfach zu schenken wie beim 0:1 und beim 1:2. Aber danach gelang dem Bundesligisten nicht mehr, als die zweite Hälfte bis kurz vor Schluss zu einem Unspiel zu machen, in dem einfach nichts passierte. „Die Atmosphäre, der späte Anstoß, der Vorsprung“, von allem ein bisschen, so Skibbe, habe Leverkusen am Anfang gehindert. „Über die Art und Weise müssen wir nicht groß reden“, sagte Stefan Kießling und räumte damit wohl ein, dass Leverkusen schlecht gespielt hatte.
Der Nationalspieler selbst sorgte schließlich mit dem Tor zum 2:2 (88.) für Erleichterung. Kießling hatte dabei den völlig frei vor dem leeren Tor stehenden Barnetta ignoriert und den Egotrip gewählt: „Wenn ich den nicht gemacht hätte, hätte ich richtig Ärger bekommen“, sagte Kießling, der in den beiden Partien gegen Leiria drei der fünf Bayer-Tore erzielte und von Sportchef Rudi Völler Sonderlob erhielt: „Zweite Hälfte überragend.“
In der zweiten Hälfte agierte Kießling im Sturmzentrum, weil Michal Papadopulos mit Magenproblemen hinausging. Der Tscheche wurde hinterher von Trainer Skibbe übermäßig gelobt, weil er nach 21 Monaten im Klub sein erstes Pflichtspieltor erzielt hatte. Skibbes Überschwang mag taktische Gründe haben. Intern, das deutete der Coach gestern an, werden insbesondere die indisponierten Verteidiger Castro und Friedrich noch einiges zu hören bekommen - auch wegen zweier unnötiger Gelber Karten. Aber nach außen bewahrt der Trainer Ruhe.
Am Sonntag (17 Uhr / Premiere) muss Bayer 04 in Frankfurt antreten. Und Papadopulos, der bisher zuverlässige Nicht-Torschütze, könnte wieder eine Chance bekommen. Wenn Bernd Schneider erneut ausfällt, muss wieder der Plan P greifen: Papadopulos für den verletzten Gekas in den Sturm und Kießling in seinem 100. Bundesligaspiel erneut auf dem rechten Flügel. Schneider hatte in Portugal gefehlt, die Knieprellung aus dem Hinspiel erweist sich als hartnäckig. Immerhin ist es einmal mehr ohne ihn gut gegangen.
„Wir sind jetzt richtig im Uefa-Pokal“, freute sich Sportchef Völler. Und das gönnen ihnen sogar die Nachbarn von der anderen Rheinseite. Geschäftsführer Holzhäuser berichtete von einem Fax des 1. FC Köln mit den besten Wünschen für das Leiria-Spiel - just am Tag, an dem Trainer Christoph Daum sich das Leverkusener Werben um Patrick Helmes streng verbeten hatte.
Eintracht Frankfurt: Pröll - Ochs, Galindo, Kyrgiakos, Spycher - M. Fink - Mahdavikia, A. Meier, A. Streit - Thurk, Amanatidis. - Bayer 04: Adler - Castro, Haggui, Friedrich, Sarpei (Gresko) - Vidal, Rolfes - Schneider (Papadopulos), Barbarez, Barnetta - Kießling. - Schiedsrichter: Brych (München).