Zwischen Hochstimmung und Depression

  • VON UDO BONNEKOH


    (RP) Klar, das Länderspiel am Samstag in Irland hat er sich angeschaut, vorm Fernseher. Paul Freiers Bezug zur Nationalmannschaft ist ja nicht verloren gegangen, auch wenn die Einsätze in der ersten deutschen Auswahl von Jahr zu Jahr weniger geworden sind. Die Zahl 19 steht in der entsprechenden Rubrik seiner sportlichen Vita. Aber Löws Elf interessiert den Leverkusener Profi gegenwärtig nur geringfügig mehr als jeden anderen Fußballfreund in der Republik. „Natürlich freue ich mich darüber, dass sich die Mannschaft so früh für die EM qualifiziert hat. Und ich freue mich auch, dass in Simon Rolfes ein weiterer Kollege von Bayer so gut in dieser Elf spielt“, sagt Freier. Doch Vorrang hat erst einmal dies: „Ich muss mir wieder einen Stammplatz im Verein erobern. Und in einem halben Jahr sprechen wir dann vielleicht mal über die EM.“


    Der eher gemäßigt temperamentvolle Paul Freier befindet sich im Augenblick in einer Art Hochstimmung. Erstmals seit drei Monaten ist das der Fall, weil er sich beschwerdefrei fühlt nach penetranten Malaisen an der Achillessehne. Die Entzündungen in der Ferse wollten trotz intensivster Behandlung nicht weichen, zwei kurze Einsätze auf Schalke und gegen Karlsruhe stehen in der aktuellen Bundesliga-Statistik. Die gelungenen Gehversuche am Freitag im Test gegen eine hessische U-21-Auswahl in Duisburg (4:2) geben dem 28-Jährigen nun die Gewissheit, dass „ich voll trainieren und wieder im Kampf um einen Platz in der Mannschaft angreifen kann“.


    Pirmin Schwegler, der kleine Schweizer, kann solche Ambitionen erst mal vergessen, zum zweiten Mal in der noch kurzen Spielzeit schon. „Das ist natürlich deprimierend“, sagt der pfiffige Mittelfeldmann, der gerade erst einen Meniskus-Eingriff überstanden hat und nun erneut zum Patienten geworden ist. Mit einem Innenband-Abriss im linken Knie. Das dauert. „Sechs Wochen lang muss ich jetzt eine Schiene tragen“, erzählt Schwegler tieftraurig.


    Passiert ist das am Freitag hoch im Norden, in Norwegen, beim 1:2 der schweizerischen U 21 gegen die Skandinavier. „Das war auch noch selbst verschuldet. Ich bin im Rasen hängen geblieben und hab’ mir dabei das Knie verdreht“, schildert Schwegler diesen folgenreichen Unfall. Gestern Morgen war er bei Physiotherapeut Dieter Trzolek zur Behandlung. An einem Ort, an dem vor kurzem Paul Freier noch ständig Termine hatte.


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