Bühne frei für Simon Rolfes

  • "Die nächsten Spiele werden zur Bühne für die jungen Spieler, die nachrücken", verkündete Joachim Löw noch in Irland nach der frühzeitigen EM-Qualifikation. Einer, der diese Bühne nach verpasster WM unbedingt nutzen will, ist Simon Rolfes.


    Das Verletzungspech der Etablierten wie Michael Ballack, Thomas Hitzlsperger oder Sebastian Kehl kann zur großen Chance für den Leverkusener werden. Und für den 25-Jährigen könnte es derzeit kaum besser laufen: In Irland kam er nach 18 Minuten für den verletzten Bastian Schweinsteiger aufs Feld. Er fügte sich nahtlos ins Spiel ein, lieferte eine solide Partie ab, verkündete anschließend seine Vertragsverlängerung in Leverkusen und wird im EM -Qualifikationsspiel gegen Tschechien in der Startformation stehen. Das Fachblatt "kicker" führt ihn nach neun Bundesliga-Partien mit einem Notenschnitt von 2,72. Der defensive Mittelfeldspieler scheint auf dem Sprung zur großen Karriere zu sein. Joachim Löw jedenfalls ist "mit seiner Entwicklung sehr zufrieden".


    Enorm hohe Passsicherheit


    Rolfes glaubt, dass seine Vorstellung in Dublin dazu beigetragen hat, "mich im Kader zu etablieren." Gegen die Iren spielte er zwar unspektakulär, aber durchaus mit Übersicht, Ballsicherheit und Präsenz in den Zweikämpfen. Der Bundestrainer lobt die "enorm hohe Passsicherheit" des Mittelfeldspielers, der in der Idealbesetzung des Leverkusener 4-2-3-1-Systems mit Carsten Ramelow den "Doppel-Sechser" verkörpert. Rolfes wiederum lobt Löw, weil "der Trainer mit jedem genau die Aufgaben bespricht, die man zu erfüllen hat. Das macht es einem recht einfach, sich einzufinden in die Mannschaft."


    Mittelfeldspieler mit Mehrfachqualitäten


    Von Rolfes' Passsicherheit soll die deutsche Mannschaft gegen Tschechien profitieren. An der Seite von Torsten Frings wird der Leverkusener im zentralen Mittelfeld für das schnelle Umschalten von Abwehr auf Angriff sorgen. Allerdings ist er nicht auf der Sechser-Position festgenagelt. Grundsätzlich ist er auch eine Alternative für die linke Außenbahn. Damit entspricht er geradezu perfekt dem Anforderungsprofil von DFB-Chef-Scout Urs Siegenthaler, der die Bedeutung von "Mittelfeldspielern mit Mehrfachqualitäten" für den modernen Fußball betont.


    4.500-mal den Ball hoch gehalten


    Zu diesen Qualitäten gehört sicher auch Rolfes' Ballbehandlung. Die kam seinen Bruder Markus sogar teuer zu stehen. Der hatte 1998 den damaligen WM-Ball "Tricolore" ausgelobt für 3.000-mal die Kugel hochhalten, ohne dass sie den Boden berührt. Eine Dreiviertelstunde und 4.500 Ballkontakte später war der Bruder um 190 Mark ärmer. Acht Jahre später wäre Simon Rolfes gerne selbst zur WM gefahren, doch das Turnier in Deutschland kam für ihn noch zu früh. Im März 2007 war er dann reif fürs A-Team, feierte ausgerechnet beim 0:1 gegen Dänemark - der einzigen Niederlage in der Löw-Ära - sein Debüt.
    Noch nie gearbeitet


    Gegen Tschechien wird er sein sechstes A-Länderspiel bestreiten. Auch in den Augen von Rudi Völler hat der Mittelfeldspieler "eine tolle Entwicklung" genommen. Und das, obwohl er scheinbar nur Freizeit hat. Er meint das absolut ernst, wenn er sagt: "Arbeiten musste ich bislang noch nicht, denn ich sehe den Fußball nicht als Arbeit, sondern als das schönste Hobby an."


    http://sport.ard.de/sp/fussbal…rbericht_d_tschechien.jsp