Das Ausbluten geht weiter
VON RALPH ELSEN - zuletzt aktualisiert: 08.07.2009
(RP) Nach den Basketballern im Vorjahr müssen nun auch Bayers Volleyballerinnen vor den wirtschaftlichen Schwierigkeiten kapitulieren. Heute werden die Leverkusenerinnen ihr Team aus der Bundesliga zurückziehen.
Sie haben bis zuletzt und mit zunehmender Verzweiflung gekämpft, um dem drohenden Exitus noch zu entgehen. Doch alles Rechnen, Kürzen, Sparen und Verhandeln mit neuen Sponsoren hat bei Bayers Volleyballerinnen nicht zum Erfolg geführt. Wenn sich nicht über Nacht noch ein unbekannter Gönner gefunden hat, der der Abteilung eine sechsstellige Summe zur Verfügung stellt, ist es vorbei mit der Erstklassigkeit. Nach Informationen der RP werden die Leverkusenerinnen heute auf schriftlichem Weg ihre erste Damenmannschaft vom Spielbetrieb in der Bundesliga zurückziehen und fortan künftig nur noch das Startrecht in der 2. Liga wahrnehmen. Trainer Dirk Sauermann und Geschäftsführer Jürgen Rothe mochten dazu gestern auf Anfrage keine Stellungnahme abgeben.
Das Ende nach 16 Jahren
Diese Entwicklung, die sich in den vergangenen Wochen schon angedeutet hatte, beendet eine 16 Jahre währende Zugehörigkeit der Leverkusenerinnen zur nationalen Eliteliga. Ein Titel blieb Bayer in dieser Zeit verwehrt, aber das Team gehörte in vielen Jahren zur Spitze. 1999 und 2004 wurde die Mannschaft Deutscher Vizemeister, auch im europäischen Top-Teams-Cup und DVV-Pokal belegten die Leverkusenerinnen den zweiten Platz. Die Zeit vor fünf Jahren, als Judith Flemig, Judith Sylvester, Sara Goller und Co. mit Trainerin Gudula Krause zum Titel griffen und über 1000 Zuschauer die kleine Ophovener Sporthalle in den entscheidenden Partien füllten, war die ganz hohe Phase im Leverkusener Damen-Volleyball. Jetzt wirft der Verein das Handtuch zur Aufgabe in den Ring.
Die Sportstadt Leverkusen verliert damit ein weiteres Stück Vielfalt im obersten Leistungsbereich. Nach Boxen oder Tennis, die schon seit langer Zeit nur noch ein Schattendasein führen, den Basketballern in der vergangenen Saison, die ihre Lizenz nach Düsseldorf vergaben, jetzt also auch das Aus für den Volleyball auf höchster Stufe. Bayers Handballerinnen werden in der kommenden Saison die einzig verbliebene Mannschaft sein, die noch in der Eliteliga tätig ist. Und auch in der Leichtathletik wird es nach der WM in Berlin starke Einschnitte geben.
Bayers Volleyballerinnen hatten auch deshalb bis zuletzt gehofft, weil sie sich im Sinne des sportlichen Konzepts des Vereins aufgestellt glaubten, vorrangig auf junge deutsche Talente zu setzen. In Maren Brinker (23) und Nadja Schaus (24) gehören zwei Spielerinnen derzeit beim Grand Prix zum Stamm der Nationalmannschaft, die 17-jährige Ann-Christin Quade spielt gerade bei der U 18-Weltmeisterschaft in Thailand. Sie werden vermutlich die ersten sein, um die sich die anderen Bundesligavereine jetzt reißen werden. Im Leverkusener Sport geht das Ausbluten weiter.