Hoffen auf Onkel Leo

  • Dass Leverkusen zwei Tage nach Uefa-Cup schon wieder Bundesliga spielen muss, verzerrt den Wettbewerb. Doch die Verantwortlichen sind daran selbst schuld.
    Von Klaus Hoeltzenbein


    Die Leverkusener haben sich am Samstag aufgeregt. Und dies, weil 43Stunden nach Abpfiff des letzten Pflichtspiels schon der Anpfiff des nächsten erfolgte. Ein Ärgernis sei das, nachdem die Profis beim strapaziösen 1:0 im Uefa-Cup gegen den FC Toulouse "auf dem Zahnfleisch gingen‘‘ (Trainer Skibbe). In Stuttgart standen sie noch nicht wieder auf den Füßen und verloren 0:1. Rudi Völler, Bayers Sportdirektor, fand dies "einfach ungerecht‘‘, was noch beschönigend klingt. Denn sobald eine Mannschaft am Donnerstag im Europacup und am Samstag in der Liga anzutreten hat, handelt es sich um einen verschärften Fall von Wettbewerbsverzerrung, sobald der Gegner nur eine Nacht länger Ruhe hat.


    "Am wichtigsten ist der Schlaf‘‘, sagt Hans Meyer, Nürnbergs Trainer, über die Körperpflege seiner Profis. Auch er hat in dieser Saison eine Europacup-Odyssee hinter sich. An einem Donnerstag gelang ein 2:2 bei Steaua Bukarest, am Samstag wurde der Club dafür mit einem 0:1 in Hamburg bestraft. Um möglichst schnell zurück und im eigenen Bett zu sein, hatten die Nürnberger einen Charterflieger gebucht. Auf den warteten sie in Bukarest bis zwei Uhr in der Früh, während Meyer Anstalten machte, den Flughafen umzubauen.


    Völler klagt nun, ihm fehle jede Logik dafür, warum statt der üblichen zwei nicht auch mal drei Ligaspiele am Sonntag stattfinden können. Recht hat er, das Problem ist nur: Völler klagt gegen sich selbst. Er klagt gegen die Deutsche Fußball Liga (DFL), die sich im Jahr 2000 aus dem Deutschen Fußball-Bund (DFB) löste, ein neuer Apparat, den die Klubs mit der Geschäftsführung von erster und zweiter Liga betrauten. Diese DFL hat für diverse Käufer die Fernsehrechte klar portioniert: ein Spiel Freitag, sechs am Samstag, zwei am Sonntag. Ohne Ausnahme.


    Dass das flexibler wird, ab 2009 vielleicht, wie Völler hofft, haben die Klubs nicht mehr allein in ihrer Gewalt. Die Fernsehrechte von 2009 bis 2015 sind jüngst auf einer ominösen Blitz-Sitzung der DFL an Leo Kirch zurückgefallen. Von den 36 Vereinen war nur der Hamburger SV dagegen, Leverkusen enthielt sich der Stimme, es sei ihnen, so heißt es, zu flott gegangen. Hätte man sich mehr Zeit gelassen, hätte man beispielsweise über eine Klausel verhandeln können, die für Profispiele eine Schutzsperre von drei Nächten vorschreibt. Künftig aber sind die Klubs eingeschnürt ins selbstgebastelte Fernsehpaket. Sie hoffen darauf, dass Onkel Leo faire Lösungen einfallen. Im Sinne des Wettbewerbs in ihrem Sport.



    sueddeutsche v.29.10.07