Friedensschluss mit Anlauf
VON UDO BONNEKOH
(RP) Sergej Barbarez liebt die komplizierten Treffer. Und mit seinem 1:0 gegen Bielefeld bringt er das kritische Publikum auf seine Seite. Gonzalo Castros Auftritt diesmal von seltener Effizienz.
Er will nur spielen, immer nur spielen. Aufhören, wenn es stramm auf die 37 zugeht an Lebensjahren und der Vertrag ausläuft? „Ich will diese Saison erst mal zu Ende bringen. Aber ich fühle mich sehr gut“, sagt Sergej Barbarez. Da sind Zweifel an der Fortführung der Karriere nicht erlaubt. Wenn nicht in Leverkusen, dann eben anderswo. Doch von Bayer kommen ja schon erste Signale, mit dem Bosnier in der Winterpause sprechen zu wollen über eine Verlängerung des Engagements – und zu welchen Konditionen.
Seine Bedingungen für eine weitere derart ersprießliche Kooperation mit dem ebenfalls zweimal erfolgreichen Theofanis Gekas hat Barbarez schon formuliert. „Mal schauen, ob vorm nächsten Training eine Flasche Champagner auf meinem Platz steht“, stellte der Ex-Hamburger trocken fest, und niemand konnte diesen Flachs missverstehen. Dankbarkeit vom Griechen erwartete er nicht wirklich.
Barbarez war eben ganz locker an diesem Nachmittag, an dem sich so etwas wie ein Friedensschluss mit dem Publikum früh abzeichnete – mit dem 1:0 begann die Phase der zarten Annäherung nach kurzem Fan-Murren zuvor. „Ich muss damit leben, dass einige Zuschauer meine Art, Fußball zu spielen, nicht mögen“, stellte er, der vorgeblich Coole, fest. Damit habe er umzugehen gelernt. Stimmt aber nicht ganz, sonst hätte er nach dem Führungstreffer die Stange hinterm Tor nicht in Kung-Fu-Manier malträtiert. Diese Produktion des 1:0 mit ihm als Auslöser, Castro als Zuspieler und Barbarez als Vollender kam dem Optimum in dessen Vorstellung sehr nahe. „Ich hasse die einfachen Tore“, betonte er, wiewohl das 4:0 einen nicht sehr hohen Schwierigkeitsgrad besaß.
Amüsiert hat sich Barbarez auch noch, als der Tag zur Neige ging. „Ich hab’ gerade im Fernsehen gehört, dass ich der Ersatz für Bernd Schneider sein soll“, gab er lächelnd seine Wahrnehmung wieder. Er und Ersatz? Das empfindet er als Beleidigung. Gegen die Bielefelder, die alle Leverkusener mehr oder weniger gewähren ließen, besetzte Barbarez mit großer Selbstverständlichkeit den Chefposten. Und Gekas geriet tatsächlich in eine Art Abhängigkeit. „Mir hat vor allem die läuferische und technische Leistung von Theofanis gefallen“, merkte Trainer Michael Skibbe an, wobei zumindest bei einem Treffer von Gekas Technik eher hinderlich schien.
Von etwas überraschender Effizienz war auch der Auftritt von Gonzalo Castro, der sich viel öfter als sonst als Motor auf der rechten Seite verstand. Das 1:0 ging von ihm aus, das 2:0 auch. In der Defensive brauchte der Deutsch-Spanier so gut wie nichts zu tun – da herrschte für ihn grenzenlose Freiheit.