Bammel nur vor Kunstrasen

  • Leverkusen - Bayer 04 Leverkusen ist mit einer Mischung aus Respekt und Gelassenheit zum Gruppenspiel im UEFA-Cup zu Spartak Moskau gereist. Auch ein verschlafener Busfahrer und der ungewohnte Kunstrasen sollen das Team von Trainer Michael Skibbe in der russischen Hauptstadt nicht vom Erfolgsweg abbringen. "Wir stehen nach dem Sieg gegen den FC Toulouse nicht so sehr unter Druck", meinte Skibbe vor der Partie an diesem Donnerstag (17.00 Uhr/DSF), "andererseits wissen die Spieler auch, dass wir mit einem Punktgewinn auf dem Weg in die K.o.-Runde sind." Diese Einschätzung teilt Leverkusens Geschäftsführer Wolfgang Holzhäuser: "Ein Punkt wäre die halbe Miete, aber Moskau ist für mich Favorit."


    Den "Fehlstart" zu Beginn der Reise wertete niemand als schlechtes Omen: Weil der Busfahrer verschlafen hatte, konnte sich das Team am Mittwoch erst mit halbstündiger Verspätung auf den Weg zum Flughafen machen. Mehr Bammel als vor dem Tabellenzweiten der russischen Premier League haben die Bayer-Profis vor dem ungewohnten Plastik-Belag im Olympiastadion Luschniki. "Meine größte Sorge ist der Kunstrasen. Da habe ich Bedenken, dass wir als Mannschaft schlecht aussehen", fürchtet Bayer-Stürmer Sergej Barbarez. Der 36-Jährige hält nichts von spekulativen Punkte-Kalkulationen. "Wir fahren da hin, um zu gewinnen. Vorher schon Berechnungen anzustellen, wäre unglücklich."


    Allerdings könnte der Bundesliga-Siebte mit einem Remis in Moskau in der dritten Begegnung der Gruppe E am 6. Dezember gegen Sparta Prag das Weiterkommen perfekt machen und die letzte Partie beim FC Zürich (19.12.) ohne Stress angehen. Die Zuversicht der Bayer-Elf wurde zudem durch den 4:0 gegen Arminia Bielefeld genährt. "Wir haben gegen die Bielefelder so schnell gespielt, dass sie nicht in die Zweikämpfe kamen", sagte Mittelfeldspieler Simon Rolfes.


    Nach Einschätzung von Sportdirektor Rudi Völler muss in Moskau jedoch mit erheblich mehr Gegenwehr gerechnet werden: "Spartak ist ein anderes Kaliber als Arminia Bielefeld." Der russische Rekordmeister, der vor dem Saisonfinale am kommenden Sonntag mit zwei Punkten hinter Zenit St. Petersburg liegt, gilt als technisch starke und passsichere Mannschaft. "Das ist ein Vorteil auf Kunstrasen. Da dies ebenso unsere Stärken sind, könnte es auch ein Plus für uns sein", sagte Skibbe. In der Champions-League-Saison 2000/01 verlor Bayer jedoch bei Spartak - damals noch auf richtigem Rasen.


    Der frühere Bundestrainer wird im Wesentlichen auf seine Bielefeld-Formation vertrauen. Denkbar wäre für ihn aus taktischen Gründen in der Innenverteidigung Lukas Sinkiewicz für Karim Haggui sowie auf der linken Position Hans Sarpei für Vratislav Gresko aufzubieten. "Der Rest stellt sich von selbst auf", so Skibbe. Nicht mit nach Moskau reiste Kapitän Carsten Ramelow, der nach drei Meniskus-Operationen in diesem Jahr das Risiko eines Comebacks auf dem stumpfen Kunstrasen nicht eingehen will.


    Fehlen wird Bernd Schneider. Allerdings hat er nach wochenlanger Pause wegen einer Knieprellung am Freitag seine Abschlussuntersuchung bei Nationalmannschaftsarzt Hans-Wilhelm Müller-Wohlfart. "Ich hoffe, dass er grünes Licht bekommt und wieder voll ins Training einsteigen kann", sagte Skibbe. Möglicherweise werde der Mittelfeldstar direkt zur Nationalmannschaft reisen, die ihre EM-Qualifikationsspiele am 17. November gegen Zypern in Hannover und vier Tage später gegen Wales in Frankfurt/Main austrägt. "Ich hätte nichts dagegen, wenn er eine halbe Stunde gegen Zypern spielen würde", so Skibbe.


    Die voraussichtlichen Mannschaftsaufstellungen:


    Spartak Moskau: Pletikosa - Schischkin, Geder, Kovac, Iwanow -Kalinitschenko, Mozart, Titow, Torbinski - Pawljutschenko, Wellington
    Bayer 04 Leverkusen: Adler - Castro, Friedrich, Haggui (Sinkiewicz), Gresko - Vidal, Rolfes - Kießling, Barbarez, Barnetta - Gekas
    Schiedsrichter: Kristinn Jakobsson (Island) (dpa)




    Quelle:LEVERKUSENER-ANZEIGER