Eine reizende Zuspitzung
VON UDO BONNEKOH
(RP) Bayer kehrt um die Erkenntnis reicher aus Moskau zurück, dass vier Punkte zum Weiterkommen diesmal kaum reichen werden. Nun in Wolfsburg will Rolfes der Spitze einen Schritt näher kommen. Gekas droht die Bank.
Nachts um drei sind sie schließlich angekommen in Leverkusen, zurück aus Russland. Gestresst. Müde. Enttäuscht. Und um wenigstens eine Erkenntnis reicher. „Die Situation ist nach diesem Spieltag nicht wirklich gut für uns. Vier Punkte – wie in der vergangenen Saison – werden nicht reichen, um die Gruppenphase zu überstehen“, sagt Trainer Michael Skibbe. Anders als die Leverkusener in Moskau bei ihrem 1:2 im Luschniki-Sradion haben nämlich die Tschechen von Sparta Prag ihre Begegnung in der Fremde gewonnen, in Toulouse. Und Sparta kommt demnächst vorbei in der BayArena zum ganz wichtigen zweiten Leverkusener Heimspiel im Uefa-Cup. Simon Rolfes, der den Kapitän gibt seit dem Ausfall von Carsten Ramelow und Bernd Schneider, findet die sich abzeichnende sportliche Zuspitzung gar nicht so übel. „Vielleicht ist es ganz gut, gegen Prag diesen Druck zu haben. Damit kommen wir nach aller Erfahrung klar“, bekräftigt er.
Wenn sich die Leverkusener die übliche Müdigkeit nach anstrengender (und unergiebiger) Dienstreise aus den Beinen gelaufen haben, geht es gleich weiter nach Wolfsburg zum VfL vom allmächtigen Felix Magath. Rolfes formuliert schon mal seine Ziele: „Wir wollen am Sonntag einen Schritt ran an die Spitze machen.“ Ein Punkt ist da das Minimum an vertretbarem Ertrag. Michael Skibbe weiß auch schon, wie das nur funktionieren kann. „Da müssen wir aggressiver und zielstrebiger sein als in Moskau“, fordert der Fußballlehrer, der in seiner Vorstellung die letzte Viertelstunde gegen die Russen als Muster nimmt. Als alles zu spät schien, machten Sascha Dum mit einem Schuss auf die Fäuste von Spartak-Schlussmann Pletikosa, Paul Freier mit seinem leicht ulkig wirkenden Treffer zum 1:2 und Gonzalo Castro mit einem (missratenen) Volley-Versuch Dampf auf.
Personell will Skibbe für die Partie in Wolfsburg nichts Grundlegendes ändern, denn „dafür haben wir ja zuletzt zu gut gespielt“. (Das hat sich allerdings selten bis gar nicht im Ergebnis dokumentiert.) Und Schneider, der das Leverkusener Spiel im Aufbau stark bereichern könnte, ist noch nicht fit.
Rudi Völler allerdings ist in Moskau eine Idee gekommen bei der Frage nach dem Wirkungsgrad von Theofanis Gekas, da der Grieche nach dem gegen Bielefeld offenbar gewordenen Aufschwung in Russland wieder total abtauchte. „Er ist viel zu selten im Strafraum“, sagt der Sportdirektor, „da ist zu überlegen, ihn später ins Spiel zu bringen.“ Gekas in Wolfsburg also auf der Bank wie kürzlich in Stuttgart?
Der Torjäger allerdings wartet auch oft vergeblich auf Zufuhr von außen, in Moskau blieben Tranquillo Barnetta und Stefan Kießling auf den Flügeln so gut wie unwirksam. Und durch die Mitte, wie gegen die ärmlichen Bielefelder, ging nichts, weil Sergej Barbarez diesmal ganz viel mit sich zu tun hatte. „Unser Aufbau war in der zweiten Halbzeit schlampig“, fand Simon Rolfes.