Interview mit Bayer-Sportdirektor Völler – Magaths Doppelrolle sieht er kritisch
Er war erst Torjäger und dann beliebter Trainer der deutschen Fußball-Nationalmannschaft. Jetzt ist Rudi Völler Sportdirektor von Bayer Leverkusen und gastiert mit dem Fußball-Bundesligisten am Sonntag (17 Uhr) beim VfL Wolfsburg. Vorher hat unsere Zeitung mit dem 47-Jährigen gesprochen.
In Moskau, wo Ihre Mannschaft am Donnerstagabend das Uefa-Cup-Spiel gegen Spartak 1:2 verloren hat, waren es minus zehn Grad. Sind Sie schon wieder aufgetaut?
Ja, aber Sie können sich nicht vorstellen, wie man sich auf das zurzeit schlechte deutsche Wetter freuen kann. Ansonsten war es aber schön in Moskau. Es ist unglaublich, wie sich die Stadt entwickelt hat.
Ist es ein Nachteil für Ihre Mannschaft, schon relativ kurz nach der Uefa-Cup-Partie in Moskau beim VfL antreten zu müssen?
Nein, die Pause bis Sonntag reicht. Wir haben es immer gewollt, nach Donnerstagspielen im Uefa-Cup erst sonntags in der Bundesliga antreten zu müssen. Samstags spielen zu müssen, wie wir es schon mussten, ist Wettbewerbsverzerrung und letztlich eine Strafe für den Erfolg des vergangenen Jahres – und das kann nicht sein. Vielleicht können wir sogar froh sein, dass die Bayern diesmal Uefa-Cup spielen und auch betroffen sind. Dann wird der Druck auf die DFL größer.
Dass die Bayern am Donnerstag gegen Bolton über ein Unentschieden nicht hinausgekommen sind, ist übrigens auch eine Folge der Ansetzung. Ottmar Hitzfeld musste doch einige Leistungsträger draußen lassen, weil schon am Samstag das schwere Bundesligaspiel in Stuttgart ansteht. Ab 2009 muss es ab und zu möglich sein, dass sonntags drei Spiele stattfinden. Alles andere ist ungerecht.
Welche Rolle spielt der Ex-Wolfsburger Hans Sarpei in Ihrem Team? Hier in Wolfsburg war man überrascht, als man hörte, der Pendler zwischen Platz und Tribüne geht zu einem Uefa-Cup-Teilnehmer.
Wir sind mehr als zufrieden mit Hans. Er ist ein Super-Junge, kann links und rechts eingesetzt werden und hat schon mehr gespielt, als wir es selbst erwartet hatten. Seine Verpflichtung war ein Glücksgriff, als unser Kader fast schon komplett war. Doch wir dachten, wir haben viele englische Wochen und können einen erfahrenen Allrounder noch gut gebrauchen.
Hat es Sie überrascht, dass Felix Magath zum VfL gegangen ist?
Nein, Felix war frei und hat gespürt, dass man in Wolfsburg etwas bewegen kann. Und der VfL ist ein guter Verein mit einem tollen Stadion und einem prima Sponsor im Rücken, der in etwa die gleichen Voraussetzungen hat wie wir.
Felix Magath verfügt als Trainer und Sportdirektor über eine einmalige Machtfülle im deutschen Fußball. Hätten Sie diese auch gern?
Nein, ich sehe diese Doppelbelastung auf Dauer problematisch. Schwierig sind zum Beispiel Verhandlungen mit Spielern. Und manchmal muss der Trainer auch näher an der Mannschaft sein als der Sportdirektor, und der Trainer und der Sportdirektor dürfen auch nicht immer auf einer Seite stehen. Felix’ Doppelrolle kann eine Weile gut gehen, aber nicht auf Dauer. Das wird er aber auch selbst wissen und dementsprechend handeln.
Aus Ihrer Mannschaft hebt Magath Sergej Barbarez und Stephan Kießling hervor. Welcher VfL-Spieler beeindruckt Sie besonders?
Marcelinho! Wenn er einen Zucker-Tag hat, dann ist er so stark wie Diego oder Ribéry und kann ein Spiel allein entscheiden. Ich hoffe, dass er am Sonntag keinen guten Tag erwischt. Und auch Grafite und Ashkan Dejagah sind klasse. Nach vorne passt es beim VfL, das hat man auch in Bochum gesehen.