Barbarez: Für einen neuen Vertrag verzichte ich auf Geld

  • Und Handynummern sind ihm wichtiger als Titel


    Von M. SONNENBERG und N. SEELIGER


    Der Bosnier Sergej Barbarez spielt seit 1996 in der 1. Liga, kickte zunächst bei Hansa Rostock, von 1998 bis 2000 bei Borussia Dortmund, danach bis 2006 beim HSV und seit der vergangenen Saison für Bayer Leverkusen


    BILD am SONNTAG: Herr Barbarez, ist es richtig, dass Sie mit 36 Jahren daran denken, Ihren Vertrag noch einmal zu verlängern? Was treibt Sie eigentlich noch?


    Sergej Barbarez (36): Je älter ich werde, desto mehr Spieler habe ich vor mir. Und die muss ich verdrängen. Ich freue mich noch immer jeden Tag darauf, mich mit 20-Jährigen im Training zu messen. Das ist Motivation.


    Barbarez erkämpft sich den Ball vor Spartak-Spieler Martin Stranzl. Dennoch: Leverkusen verlor am Donnerstag das Uefa-Cup-Spiel in Moskau mit 1:2


    Oder haben Sie nur Angst vor dem Ende der Karriere?


    Nein, das überhaupt nicht. Ich bereite mich im Kopf schon darauf vor. Aber noch genieße ich das Leben als Profi. Das Ende schiebe ich beiseite. Aber ich bin ja nicht mehr in einem Alter, in dem ich jetzt schon weiß, was nächsten Sommer ist.


    Was meinen Sie damit?


    Dass ich erst im nächsten Sommer entscheide, wie es weitergeht. Kann ja auch sein, dass Bayer mich nicht mehr will.


    Wollen Sie schon jetzt um einen neuen Vertrag pokern?


    Nein, nein, über Geld werden wir uns schon verständigen. Das werden wir regeln.


    Das hört sich großzügig an...


    Ich kann doch mit meinen 36 Jahren ja keine großen Forderungen mehr stellen. Um weiter Bundesliga zu spielen, würde ich sogar auf Geld verzichten. Ich spiele Fußball, weil es nichts Schöneres gibt.


    In Leverkusen saßen Sie zuletzt aber auch mal auf der Bank. War das auch schön?


    Nein, überhaupt nicht. Da musste ich wirklich schlucken. Ich weiß nur, dass ich niemals ein Auslaufmodell in einem Verein sein will. Wenn ich merke, dass es nicht mehr geht, dass ich nicht mehr mithalten kann, dann höre ich sofort auf. Auch mitten in der
    Saison.


    In Leverkusen kämpfen Sie weiter gegen das Image eines Schönspielers, oder?


    Es war nicht immer einfach mit den Fans, das stimmt. Auch als 36-Jähriger will ich, dass die Fans zufrieden mit mir sind. Man muss mich nicht mögen. Aber jeder muss wissen: Ich spiele immer zu 100 Prozent und mit vollem Herzen für den Verein.


    Sie haben aber auch diese lässige, manchmal aufreizende Haltung auf dem Platz.


    Mein Gott, ich spiele jetzt seit 17 Jahren Fußball, habe 310 Bundesligaspiele hinter mir. So falsch kann meine Spielweise also nicht sein. Und bis jetzt hat noch jeder Trainer zu mir gesagt: Ich würde gerne wieder mit dir arbeiten! Das ist, was zählt für mich. In Hamburg haben die Fans mir zugejubelt.


    Sie werden also nichts mehr ändern?


    Leverkusen hat mich geholt, weil ich so spiele. Wenn ich fünfmal einen Scheiß-Pass spiele, versuche ich es auch beim sechsten Pass. Ich spiele nun mal Risiko-Fußball. Wenn’s klappt, jubeln alle. Und wenn’s nicht klappt, na ja...


    Für einen Titel wird es in Ihrer Karriere wohl trotzdem nicht mehr reichen.


    Wird man als Fußballer wirklich daran gemessen? Ich weiß, dass ich nach der Karriere mindestens 20 Nummern von Mitspielern in meinem Handy gespeichert habe. Die werde ich nie vergessen. Das ist für mich fast wichtiger als ein Titel. Was bleibt denn von einem Titelgewinn? Ein Poster, auf dem du mit einem Pokal stehst. Mehr nicht.


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