Für höhere Aufgaben empfohlen
München - Nun also auch Leverkusen. Nach dem VfB Stuttgart und Bayern-Jäger Bremen rehabilitiert sich auch die Werkself für die unter der Woche bezogene Prügel im internationalen Wettbewerb.
Der weiche Boden in der Wolfsburger Volkswagen-Arena sagte dem Team von Michael Skibbe am Sonntagabend offenbar deutlich mehr zu als der eisige Kunstrasen bei Spartak Moskau (1:2) drei Tage zuvor.
Paradoxerweise steigen mit dem 2:1-Zittersieg über den VfL Wolfsburg die Chancen der Leverkusener auf genau solche Fußball-Abende in der ungemütlichen Fremde.
Denn ganz plötzlich ist man auf Rang fünf der Bundesliga-Tabelle vorgeprescht und steht auf einem Uefa-Cup-Platz.
"Ich bin froh, dass wir das glücklichere Ende in einem rassigen Spiel für uns hatten", sagte Bayer-Trainer Skibbe erleichtert.
Sonderlob für Kießling - Kritik an Löw
Besonders Stürmer Stefan Kießling hatte sich ein Sonderlob seines Coachs verdient.
Schließlich hatte Kießling einen Treffer (52.) und eine Torvorlage (37., für Barnetta) zum Sieg seiner Mannschaft beigesteuert.
"Ich habe mich für ihn besonders gefreut. Stefan hat in den letzten Wochen ganz hervorragend gespielt", lobte Skibbe und schloss seine Rede mit einem Appell in Richtung Bundestrainer Jogi Löw:
"Für mich ist es unverständlich, dass Stefan nicht bei der Nationalmannschaft ist. Das hat ihm sehr weh getan", sagte Skibbe und fand damit deutliche Worte für die Nichtnominierung Kießlings, für die anstehenden Länderspielen gegen Zypern und Wales.
"Ein ausgezeichneter Torwart"
Neben dem 23-jährigen Kießling durfte sich auch ein weiterer Spieler aus der Abteilung der "jungen Wilden" über verbale Streicheleinheiten freuen.
"Wir hatten in Rene Adler einen ausgezeichneten Torwart", befand Skibbe und stellte damit zu Recht die Leistung seines 22 Jahre alten Schlussmanns heraus.
Mit zahlreichen Glanz-Paraden hatte der Keeper keinen geringen Anteil am Erfolg seiner Mannschaft - und Skibbe hätte nicht daneben gelegen, wenn er auch für ihn einen Platz im DFB-Team gefordert hätte.
Adler hat nur ein Ziel
Adler äußerte sich trotz seiner guten Leistung eher pragmatisch: "Ich bin Torhüter und für mich gibt
es nur eins: Hauptsache, der Ball ist nicht drinnen."
Ähnlich punktgenau fand auch Wolfsburgs Trainer Felix Magath die Ursachen für die Niederlage seines Teams: "Wenn man Tore bekommt, macht man Fehler. Und wir haben diese Fehler gemacht", erklärte der VfL-Coach.
"Wir haben ein sehr gutes Bundesliga-Spiel gesehen, in dem wir leider am Ende den Kürzeren gezogen haben. Ich hatte gehofft, dass der Gegner nach dem Europacup-Einsatz unter der Woche etwas müder bei uns antritt, aber Leverkusen hat es uns sehr schwer gemacht", sagte Magath.
Das alte Herz des Angriffsfußballs
Etwas Müdigkeit schien lediglich Bayer-"Oldie" Sergej Barbarez ergriffen zu haben, der jedoch bis zu seiner Auswechslung (78.) ein belebendes Element war.
Der 36 Jahre alte Bosnier hatte mit gezielten Pässen seine jüngeren Kollegen wiederholt gut in Szene gesetzt und war erneut das Herz des Leverkusener Angriffsfußballs.
Das zeigt: Skibbe hat offensichtlich die richtige Mischung aus hungrigem Nachwuchs und erfahrenen Routiniers gefunden.
Schlagkräftige Alternative auf der Bank
Nebenbei hat man in Torschützenkönig Theofanis Gekas noch eine schlagkräftige Alternative auf der Bank sitzen.
Es passt ins Bild, dass selbst der Anschlusstreffer des Gegners am Sonntagabend von Manuel Friedrich und somit von einem Leverkusener erzielt wurde.
"Die vielleicht offensivstärkste Mannschaft"
"Wir haben gegen die vielleicht offensivstärkste Mannschaft gespielt", mutmaßte Magath gar.
Eine etwas übertriebene Einschätzung vielleicht. Doch Fakt ist: Leverkusen ist wieder vorne dabei.
Und neben Kießling und Adler hat sich auch die Mannschaft als solches für höhere Aufgaben empfohlen.
Manuel Krons
Quelle: sport1 online