Wolfsburg - Felix Magath hat zwar in Wolfsburg vieles verändert, aber nicht sich selbst. Das bedächtige Heben der Tasse, seine ruhige Art zu sprechen, seine Gelassenheit, die stets ausstrahlt, dass die Aufgeregtheiten der Branche ihn nicht erreichen. Wer Bayern München hinter sich hat, den kann in Wolfsburg nichts schockieren, auch nicht, dass das gespannte Verhältnis der VfL-Fans zu ihrer Mannschaft sich durch das 1:2 (0:1) gegen Bayer 04 Leverkusen am Sonntag nicht verbessert hat. „Wir stehen da, wo wir hingehören, im Mittelfeld“, sagte Magath, „wir sind nicht in der Lage, auf dem Niveau zu spielen wie Leverkusen, wenn sie gut drauf sind. Oder wie Werder und Schalke.“ Hohes Lob also für Bayer 04 Leverkusen, dabei war Michael Skibbes Team vor 20 298 Zuschauern im Duell der Werksklubs nicht etwa hoch überlegen gewesen. Aber die Gäste hatten in einem offensiv geführten Schlagabtausch den nahezu unüberwindbaren Torwart René Adler und etwas mehr Effektivität im Abschluss zu bieten gehabt. Das reichte für ein Tor von Tranquillo Barnetta (37.) nach Vorarbeit von Stefan Kießling und einen Treffer Kießlings (52.), den Barbarez und Vidal schön herauskombinierten. Jeweils gingen Szenen voraus, bei denen man ahnte, warum Wolfsburg am vergangenen Samstag in Bochum vier Gegentore in einer Halbzeit kassierte. Auch den Treffer der Gäste erzielte ein Leverkusener: Verteidiger Manuel Friedrich lenkte eine Flanke von Sascha Riether zum 1:2 ins eigene Netz (70.). Mit dem Eigentor erwachten die zuvor angeschlagenen Gastgeber noch einmal und zwangen Bayer 04 in eine Abwehrschlacht, die dank Torwart Adler ohne weiteres Gegentor endete, weil der 22-Jährige, bereits mit geprellter Brust und Wunde am Kinn, einen Marcelinho-Freistoß aus dem Winkel wischte (81.) und auch alles andere hielt. So musste sich Arturo Vidal auch nicht allzu sehr über seinen Pfostenschuss ärgern, der das 3:1 bedeutet hätte (87.). Und Stefan Kießling musste nicht hadern mit der 56. Minute, als er ganz frei vor Torhüter Simon Jentzsch das 3:0 vergeben hatte.
Der Mann des Tages war fraglos Adler, bei dem sich auch der ansonsten tadellose Sergej Barbarez zu bedanken hatte, dass sein furchtbarer Fehlpass zu Grafite (6.) ebenso folgenlos blieb wie ein halbes Dutzend anderer Großchancen der Gastgeber. Aber auch Leverkusen spielte bei Gelegenheit flüssig und gefährlich nach vorn, und das hatte mit einer Personalie zu tun: Leverkusen trat ohne Theofanis Gekas an.
Das war einerseits eine Überraschung, andererseits auch nicht. Denn Sportdirektor Rudi Völler hatte nach der Niederlage in Moskau öffentlich darüber nachgedacht, ob man den auswärts meist wirkungslosen Griechen eben auswärts mal auf die Bank setzen solle. Völlers Spruch kann ebenso als vorauseilende Deckung für eine Idee des Trainers gesehen werden wie aber auch als Einmischung in dessen Geschäfte. Auf jeden Fall folgte der Ex-Bundestrainer dem Vorschlag des Vorgesetzen prompt. Der Grieche saß missmutig auf der Bank und boykottierte große Teile des Aufwärmprogramms. Kießling gab die einzige Sturmspitze. Paul Freier übernahm vom langen Franken den rechten Flügel, und man kann sagen: Gekas wurde nicht vermisst. Was der Frage, wer die Verbannung des Torschützenkönigs nun initiiert hat, etwas an Bedeutung nimmt. Gute Ideen haben ja oft viele Väter. Zumal Skibbe, als die Fragen in die Richtung gingen, wer für was zuständig ist, auf das Spiel in Stuttgart verweisen konnte. Da stand Gekas ebenfalls nicht in der Startelf.
Völler spendete zweideutigen Trost an die Adresse seines noch immer besten Torschützen (sechs Saisontore): „Er fährt jetzt erst mal zur griechischen Nationalmannschaft. Vielleicht holt er sich dort ein Erfolgserlebnis. Wir sind ja nicht unzufrieden mit ihm, und er wird schon seine Einsätze haben. Er muss halt begreifen, dass er nicht mehr in Bochum spielt. Bei uns gibt es mehr Konkurrenz.“
Quelle: http://www.ksta.de/bayer04