Völler in Rage

  • Völler in Rage
    VON CHRISTIAN OEYNHAUSEN, 12.11.07, 20:25h, AKTUALISIERT 12.11.07, 20:29h
    ch schien die Welt für Rudi Völler am Sonntag in Ordnung zu sein, immerhin hatte Bayer 04 Leverkusens Sportdirektor in Wolfsburg etwas vorgeführt bekommen, „das sah wie Fußball aus“, und das sogar von der eigenen Mannschaft. Aber tief drinnen im impulsiven Völler brodelte es schon seit Tagen. Und als sein Team am Sonntag 2:1 gewonnen hatte und also keiner sagen konnte, der Völler meckert nur, weil er verloren hat, da attackierte der 47-Jährige aufs Schärfste die Verantwortlichen für den Bundesliga-Spielplan. Völler ärgert sich wie viele andere über die fehlende Flexibilität bei der Ansetzung für Uefa-Cup-Teilnehmer. Am Donnerstag international spielen und am Samstag in der Liga - „Wettbewerbsverzerrung“, zischte Völler, „das finde ich nicht in Ordnung.“ Alle vier deutschen Starter mussten das in diesem Jahr schon durchmachen.


    Es war die Pleite von Bayern München in Stuttgart, die Völler auf dem Plan rief. Seine Rechnung: Meister VfB Stuttgart hatte zweimal - gegen Leverkusen und am vergangenen Samstag gegen Bayern München - das Glück, auf einen geschlauchten Gegner zu treffen, der nur eineinhalb Tage zuvor im Uefa-Cup spielen musste. Macht sechs Punkte für den kriselnden Meister, die womöglich gegen ausgeruhte Gegner nicht zustande gekommen wären. Und die Leverkusen wehtun, denn der VfB ist ein Konkurrent um einen Uefa-Cup-Platz. Vor diesem Hintergrund mutierte Völler zum Anwalt der Bayern: „In den nächsten 20 Jahren spielen die Bayern ja nicht mehr im Uefa-Cup. Jetzt aber sind sie betroffen, und ich hoffe, dass sie mit uns gemeinsam auch ein bisschen Druck machen“, sagt er. Auch Bayern-Coach Ottmar Hitzfeld hat bereits gegen den Terminplan gewettert. Schon vor zwei Jahren hatte Thomas Doll, damals HSV-Coach, von Wettbewerbsverzerrung gesprochen.


    Die Lösung liegt nah und ist doch fern: Wer Donnerstag gespielt hat, wäre erst am Sonntag wieder dran. Aber der aktuelle TV-Vertrag sieht nur zwei Sonntagspiele vor - zuwenige für vier Uefa-Cup-Teilnehmer. Und wenn keiner ausscheidet und im Winter aus der Champions League noch Schalke und Werder hinzukommen sollten, würde es noch schwieriger. Vor zwei Jahren war die DFL mit dem Wunsch nach Dienstagspielen im Uefa-Cup abgeblitzt. Bleibt als Adressat der Kritik die DFL, die aber abwinkt: Geht nicht. Die Klubs haben den Rahmen-Spielplan der Liga bei Abschluss des TV-Vertrages selbst abgesegnet. Erst ab der Saison 2009 mit neuem Fernsehvertrag wäre ein anderer Spielplan denkbar - aber auch der wird sich zuerst an den TV-Interessen orientieren.


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